Placodermi

Placodermi

Bothriolepis panderi aus dem Devon der Oblast Nowgorod, Nordwestrussland

Zeitliches Auftreten
unteres Silur bis spätes Devon
ca. 436 bis 359,2 Mio. Jahre
Fundorte
  • Weltweit
Systematik
Neumünder (Deuterostomia)
Chordatiere (Chordata)
Wirbeltiere (Vertebrata)
Kiefermäuler (Gnathostomata)
Placodermi
Wissenschaftlicher Name
Placodermi
McCoy, 1848

Die Placodermi oder Placodermata (‚Plattenhäuter‘), auch Panzerfische, sind eine ausgestorbene Klasse fischähnlicher kiefertragender Wirbeltiere (Gnathostomata). Sie lebten im Erdaltertum (Paläozoikum) vom unteren Silur (Telychium)[1] und hatten ihre Blütezeit im nachfolgenden Devon, doch starben sie am Ende dieser Periode wieder aus. Die frühen Placodermi waren Süßwasserbewohner, erst später besiedelten sie auch das Meer.

Charakteristisch für die Placodermi ist, dass Kopf und Rumpf mit Knochenplatten aus Cosmin, einem dentinähnlichen Stützgewebe, gepanzert waren. Die größte bekannte Form war der Arthrodire Dunkleosteus, der vermutlich bis zu 4,1 Meter lang wurde.[2]

Die Placodermi entwickelten als erste Wirbeltiere Kiefer. Man nimmt an, dass sich diese aus Knochen im Schlundraum entwickelten, die vorher die Kiemenbögen der kieferlosen Fische stützten. Die Kiemen wurden jeweils von einem oberen und unteren miteinander verbundenen Knochenbogen gestützt. So war der Schritt zu den mit Gelenken verbundenen Kieferknochen nicht mehr weit. Die Entwicklung der Kiefer ist aber nicht im Fossilbericht dokumentiert.

Beim oberdevonischen australischen Placodermen Materpiscis attenboroughi, der zu den Ptyctodontida gehört, wurde erstmals Viviparie nachgewiesen.[3] Ein Jahr später wurde Viviparie auch bei dem zu den Arthrodira gehörenden Placoderm Incisoscutum ritchiei entdeckt.[4]

Wichtige Fundstellen in Deutschland sind Blauer Bruch und Schmidts Bruch im Ense-Gebiet bei Bad Wildungen, sowie der Schiefer aus den Gruben von Bundenbach (Bundenbach-Schiefer) und Gemünden im Hunsrück. Gut erhaltene Placodermi aus dem Hunsrückschiefermeer der Devonzeit wie Gemuendina und Lunaspis sind im Schlosspark-Museum von Bad Kreuznach in Rheinland-Pfalz zu sehen.

Untertaxa

Lebendrekonstruktion (Modell) von Bothriolepis canadensis

Einzelnachweise

  1. You-an Zhu, Qiang Li, Jing Lu, Yang Chen, Jianhua Wang, Zhikun Gai, Wenjin Zhao, Guangbiao Wei, Yilun Yu, Per E. Ahlberg & Min Zhu: The oldest complete jawed vertebrates from the early Silurian of China. Nature volume 609, September 2022, S. 954–958.
  2. Russell K. Engelman: A Devonian Fish Tale: A New Method of Body Length Estimation Suggests Much Smaller Sizes for Dunkleosteus terrelli (Placodermi: Arthrodira). In: Diversity. Band 15, Nr. 3, März 2023, ISSN 1424-2818, S. 318, doi:10.3390/d15030318 (mdpi.com [abgerufen am 2. März 2023]).
  3. Long, J.A. et al. Life birth in the Devonian period. Nature 453:650-653 (2008), doi:10.1038/nature06966
  4. Long, JA. et al.: Devonian arthrodire embryos and the origin of internal fertilization in vertebrates. Nature 457:1124-1127 (2009), doi:10.1038/nature07732

Weblinks

Commons: Placodermi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Bothriolepis panderi.jpg
Autor/Urheber: User:Haplochromis, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Bothriolepis panderi TRARAQUAIR, Devonian, Northwest-Russia, Nowgorod-Region