Plöckenpass

Plöckenpass (Passo di Monte Croce Carnico)
Grenzübergang auf der Passhöhe
Grenzübergang auf der Passhöhe
Himmels­richtungNordSüd
Passhöhe1357 m ü. A.
RegionBundesland Kärnten, ÖsterreichRegion Friaul-Julisch Venetien, Italien
Wasser­scheideValentinbach, Gail, Drau, DonauRio Colinetta, But, Tagliamento
TalorteMauthen (Kötschach-Mauthen)Timau (Paluzza)
AusbauB110S52bis
Winter­sperrekeine
GebirgeKarnische Alpen
Profil
Ø-Steigung5,5 %
(650 m / 11,8 km)
4,2 %
(757 m / 18 km)
Max. Steigung13  %
Karte
Plöckenpass (Österreich)
Plöckenpass (Österreich)
Koordinaten46° 36′ 13″ N, 12° 56′ 42″ O

Der Plöckenpass (italienisch Passo di Monte Croce Carnico) ist ein Pass am Karnischen Hauptkamm auf einer Höhe von 1357 m ü. A.. Der Plöckenpass verbindet Kötschach-Mauthen in Kärnten mit Paluzza im Friaul.

Lage und Umgebung

Neben dem Nassfeld ist der Plöckenpass mit 1357 m ü. A. die einzige ausgebaute Straßenverbindung über die Karnischen Alpen. Auf einer Strecke von 29 Kilometern verbindet er die Ortschaften Kötschach-Mauthen in Österreich und Paluzza in Italien miteinander.[1] Westlich der Passhöhe liegt der Frischenkofel (italienisch: Cellon) (2241 m ü. A.), östlich der Kleine Pal (Pal Piccolo) (1867 m ü. A.).[2] Beide Berge sind Teil des Freilichtmuseums am Plöckenpass, das die Befestigungsanlagen aus dem Gebirgskrieg 1915–1918 veranschaulicht. Im Talort Kötschach-Mauthen befindet sich das Museum 1915–1918, das wie das Freilichtmuseum vom Verein der Dolomitenfreunde betreut wird.

In der Nähe liegt die Hohe Warte (2780 m ü. A.)[2], die höchste Erhebung der Karnischen Alpen. Der Karnische Höhenweg führt beim Plöckenhaus (1244 m ü. A.)[2] über die Plöckenpass Straße.

Soldatenfriedhöfe

Auf österreichischer Seite befinden sich zehn Soldatenfriedhöfe, auf denen Gefallene der Kämpfe um den Plöckenpass beerdigt sind.[3] Der Soldatenfriedhof am ehemaligen Barackenlager Kreuztratte liegt direkt an der Plöckenpass Straße. In der Nähe des Plöckenhauses befindet sich eine Gedächtniskapelle mit einem Beinhaus. Weitere sieben Soldatenfriedhöfe liegen im Angerbachtal verstreut,[4] bis zu dreieinhalb Kilometer östlich des Plöckenhauses. Zwei dieser Soldatenfriedhöfe wurden mehrmals von Lawinen zerstört und deshalb durch eine Kapelle bzw. ein Mahnmal ersetzt. In Mauthen befindet sich ein Soldatenfriedhof, auf dem 775 Kriegstote des Ersten Weltkriegs aus Gemeinden des Gailtales ruhen.

Auf italienischer Seite wurde in den 1930er Jahren eine Kirche am Ortsanfang von Timau in ein Beinhaus umgewandelt. Dort befinden sich die sterblichen Überreste von 1764 italienischen und 65 österreichisch-ungarischen Soldaten.

Geschichte

Im Mittelalter nannte man den Plöckenpass „Monte Crucis“ (deutsch Kreuzberg, italienisch „Monte Croce Carnico“). Funde, die man in Gurina nördlich des Plöcken machte, zeigten, dass der Übergang zumindest ab der Eisenzeit begangen wurde. Wahrscheinlich war er aber schon seit der Bronzezeit bekannt. Die Römer nutzten zunächst alte Saumwege über den Plöcken. Sie erweiterten einige von ihnen oder bauten neue Trassen.

Der Plöckenpassweg besteht aus zwei Pässen: wenn man von Süden her den Plöckenpass überschritten hat und im oberen Gailtal angekommen ist, muss man anschließend den 981 m hohen Gailbergsattel überqueren, wenn man weiter nach Norden zu den großen Pässen der Hohen Tauern will.

Die Römerzeit

Beide Pässe haben eine lange gemeinsame Geschichte, schon vor der Zeit, in der die Römer ihre Straße über beide Pässe erbaut hatten. Es war dies der westliche Ast der Via Julia Augusta, die damit eine direkte Verbindung vom östlichsten Venetien nach Rätien und nach Noricum herstellte. Der östliche Ast der Straße führte über den Saifnitzer Sattel. Er war besser ausgebaut, aber etwas länger als die Plöckenstraße. Gebaut wurde sie von Legionen des Tiberius (Kaiser von 14 bis 37 n. Chr.) und benannt wurde sie nach der Tochter des Augustus. In einer Felsinschrift aus dem Jahr 373 heißt es am Plöckenpass über die teilweise nur 1,5 m breite Straße: „Nur einem Wagen und einem Maultiergespann gestatten die schroffen Felswände dort den Übergang zu erzwingen“. Weitere Felsinschriften dieser Zeit berichten, dass die beiden Kaiser Valentinian I. und Valens in der Spätantike gefährliche Stellen entschärfen und beschädigte instand setzen ließen. In Zuglio, an der Südrampe des Plöcken, gibt es an der Kirche zwei Ehreninschriften, die auch keltischen Stämmen und Orten des heutigen Osttirols und Venetien gewidmet waren.

Das Mittelalter

Nach dem Ende der römischen Herrschaft wurde die Straße über den Plöckenpass weiter genutzt. Sie wird im 6. Jahrhundert als eine stark frequentierte und gut begehbare Straße erwähnt. Da es in den vorangegangenen zwei Jahrhunderten am Plöcken wohl keine Straßenbaumaßnahmen gab, zeigt dies, wie robust Römerstraßen konstruiert waren. Nach Jahrhunderten ohne jegliche Instandhaltungstätigkeiten war die Passstraße immer noch benutzbar. Der Plöckenpass wurde im gesamten Mittelalter wohl rege genutzt, besonders, als ab dem hohen Mittelalter der überregionale Handel wieder zunahm. Die Grafschaft Görz, die davon stark profitierte, stellte für die Reisenden Geleitzüge zusammen. So wurde im Jahr 1300 ein „gelaitum ex ista parte Montis Crucis“ erwähnt. Bis Ende des 19. Jahrhunderts war der Plöckenpass allenfalls von zweirädrigen Karren passierbar.

Anfang des 20. Jahrhunderts verbreiterte man die alte Straße, so dass sie auch mit Gespannen und größeren Wagen befahren werden konnte. Inschrift einer Tafel auf der Passhöhe: „Der Weg von Mauthen bis zur Reichsgrenze auf den Plöckenpass wurde in den jahren 1907 bis 1910 von österreichischen Soldaten der Villacher Gebirgscompagnie Truppenpionieren der 6., 25. und 28. Infanteriedivision, dann der 13. und 22. LandwehrInfanterie Division für schweres Fuhrwerk erbaut.Möge er dem friedlichen Verkehre der Nachbarländer dienen. Gearb.V.Hauf.u.Wresch, Baul Pionier Hauptm. K. Müller“.

Seit dem Ersten Weltkrieg 1918

Schützengräben am Kleinen Pal

Im Ersten Weltkrieg wurde der Plöckenpass zum Kriegsschauplatz an der österreichisch-italienischen Front (Gebirgskrieg 1915–1918). Der Gebirgskamm der Karnischen Alpen erhebt sich hier flankierend wie ein Sperrriegel; entsprechend groß war die taktisch-operative Bedeutung für das Militär beider Seiten. Kärntner Eliteeinheiten führten hier erbitterte Abwehrkämpfe gegen die italienischen Alpini. Diese versuchten, wie schon vor ihnen im Jahre 1809 die Franzosen, in das Gailtal vorzudringen, im Gegensatz zu den Franzosen aber ohne Erfolg. Den Italienern gelang es nur vereinzelt, unbedeutende Gipfel und Pässe zumindest zeitweilig zu besetzen – darunter den Wolayer Pass oder den Wolayer Seekopf. Wie in anderen Frontabschnitten in den Alpen gruben sich die Soldaten ein, und es kam zum Stellungskrieg. Zwei Drittel der gefallenen Soldaten starben durch direkte Feindeinwirkung und ein Drittel starb durch Lawinen. Diese wurden oft durch gezielten Beschuss der gegnerischen Seite ausgelöst. Beide Seiten begannen, ihre Stellungen auszubauen und zu befestigen. Zahlreiche Bunkeranlagen, Stollen und Patrouillenwege aus dieser Zeit sind noch heute sichtbar. Aus den Tälern her wurden zahlreiche Zugangswege und Seilbahnen zu den Frontstellungen angelegt, um diese effizient mit Nachschub versorgen zu können. Heute gibt es am östlich gelegenen Kleinen Pal ein Freilichtmuseum.[5] Überreste der Befestigungsanlagen und Bunker und die Soldatenfriedhöfe am Plöcken können besichtigt werden. Der Verein Dolomitenfreunde kümmert sich seit 1983 um deren Erhaltung. Das Museum ist eine Station des Friedensweges (Le vie della pace).

Der Plöckenpass war durch die heftigen Kämpfe nach dem Krieg lange Zeit unpassierbar. 1926 wurde mit ersten Ausbauarbeiten begonnen. Die italienische Passrampe wurde zum Teil neu gebaut und war 1938 wiederhergestellt. Die österreichische Seite wurde später fertiggestellt.

Erdrutsch 2023

(c) Jeroen Komen, CC BY-SA 2.0
Südrampe auf der italienischen Seite (2015)

Am 2. Dezember 2023 wurde der Grenzübergang nach einem massiven Erdrutsch auf italienischer Seite gesperrt.[6] Die beteiligten Stellen konnten sich bis Ende Januar 2024 nicht auf eine Lösung verständigen. Die Option mit einem Tunnel schien wegen der hohen Kosten, die je nach Lösung auf 250 oder 700 Millionen Euro geschätzt wurden, nicht realisierbar zu sein.[7] Anfang Februar 2024 verkündete die Regionalrätin für Infrastruktur, dass der Plöckenpass noch im selben Jahr wieder für den Verkehr freigegeben werden solle.[8] Nach einer Genehmigungsphase wurden loses Gestein entfernt, der Steinschlagschutz verbessert, beschädigte Tunnel und die Fahrbahn wiederhergestellt. Es gab keine temporäre Ausweichstrecke, um den Plöckenpass während der Baumaßnahmen zu umfahren.[9] Mitte Mai 2024 begannen die Arbeiten zur Wiederherstellung der Straße. Im ersten Abschnitt erfolgte die Räumung der liegengebliebenen und weiterer, gefährlicher Gesteinsmassen am Berg. Für Beseitigung von bis zu 40.000 Kubikmeter Material wurde auch Sprengstoff eingesetzt. Der Hang wurde dann mit Überwachungssystemen und Steinschlagbarrieren ausgestattet. Im zweiten Abschnitt der Arbeiten wurde die Straße repariert.[10]

Im Zuge der Sperrung des Plöckenpasses wurde im September 2024 auf drei Teilstücken der Plöckenpass Straße die Fahrbahn erneuert. Auf den Plöckenpass entfielen der Abschnitt von km 18,2 bis km 22,1 (auf Höhe sog. Marmorbruch, in etwa zwischen Abzweigung Kreuzberg und der Brücke über den Valentinbach beim Soldatenfriedhof) und der Abschnitt km 23,5 bis km 25,3 (in etwa ab Abzweigung Valentinalm bis zur Lawinengalerie nach dem Plöckenhaus).[11]

Ursprünglich war geplant, die Straße bereits im Dezember 2024 wieder für den Verkehr freigeben zu können. Auch ein geplanter Öffnungstermin im Januar 2025 wurde verschoben, weil wegen der niedrigen Temperaturen keine Asphaltierungsarbeiten durchgeführt werden konnten.

Am 25. Januar 2025 wurde die Straße nach über einem Jahr wieder eingeschränkt für den Verkehr freigegeben. Zunächst war die Straße an Wochenenden tagsüber mit einer abwechselnden Einbahnregelung (ähnlich wie am Staller Sattel) befahrbar.[12] Anfang April 2025 wurde mit dem Aufbringen einer neuen Fahrbahndecke begonnen. Am 14. April 2025 wurde der Plöckenpass wieder für den Verkehr freigegeben. Die Straße kann zwischen 6 und 21 Uhr wieder uneingeschränkt befahren werden. Nachts bleibt die Passstraße auf italienischer Seite geschlossen.

Im September 2025 wurde die Straße auf der italienischen Südseite wieder gesperrt und soll am 31. Dezember 2025 wieder geöffnet werden.

Planungen für einen Straßentunnel

Spätestens seit der Fertigstellung des Felbertauerntunnels gibt es auch für den Plöckenpass Pläne für einen Ausbau oder einen Tunnel. Die Optionen sind ein 7,8 km langer Basistunnel mit einem Nordportal etwa 6 km östlich des Plöckenpasses, ein 3,5 km langer Scheiteltunnel oder wenigstens ein wintersicherer Ausbau. Der Basistunnel kommt aufgrund der Kosten und des zu erwartenden Verkehrsanstiegs nicht in Frage.[13] Seit den 1980er Jahren[14] gibt es Initiativen und Widerstände den Bau des Plöckentunnels betreffend. Der Erdrutsch im Dezember 2023 und die damit verbundene Komplettsperrung des Passes für über ein Jahr befeuerten wieder die Diskussionen über einen Umbau der Strecke, dabei wurden neben einem Scheiteltunnel auch ein Basistunnel sowie eine Verlegung der Trasse auf italienischer Seite als Option genannt.

Einen wichtigen Tunnel unter dem Plöckenpass gibt es schon seit längerem, er nimmt die TAL-Pipeline auf, welche von Triest nach Ingolstadt führt und damit für Deutschland den Weg von den Ölfeldern im Nahen Osten erheblich verkürzt.[15]

Siehe auch

Literatur

  • Rupert Gietl: Die Römer auf den Pässen der Ostalpen. Wien 2004 (researchgate.net [PDF; abgerufen am 18. Februar 2024]).
Commons: Plöckenpass – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Das Pässeportal: Plöcken-Pass (Passo di Monte Croce Carnico). Abgerufen am 10. Februar 2020.
  2. a b c Plöckenpass und Umgebung auf Austrian Map online 1:50.000 (ÖK 50) des BEV
  3. Kriegsgräber Kärnten auf osk.at – Österreichisches schwarzes Kreuz, abgerufen am 20. April 2025
  4. Übersichtsskizze zu den Heldenfriedhöfen im Bereich Plöckenpass auf novaczek.at, abgerufen am 20. April 2025
  5. www.dolomitenfreunde.at
  6. Straße über Plöckenpass könnte nach Felssturz aufgegeben werden, von Stephan Schild, Kleine Zeitung, 8. Dezember 2023
  7. Passo di Monte Croce Carnico, il Pd chiede un commissario per abbattere i tempi auf diariofvg.it, abgerufen am 30. Januar 2024
  8. La promessa: "Passo di Monte Croce aperto entro l'anno" auf udinetoday.it, abgerufen am 10. Februar 2024
  9. La Regione Fvg: “non siamo ancora in grado di riaprire il Passo di Monte Croce Carnico” auf ilgiornalediudine.com (italienisch), abgerufen am 7. März 2024
  10. Frana di Monte Croce Carnico, al via i lavori per riaprire la SS52 bis auf friulioggi.it (italienisch), abgerufen am 21. Mai 2024
  11. Startschuss war gestern: Die Plöckenpass Straße wird jetzt saniert auf meinbezirk.at, abgerufen am 18. April 2025
  12. Plöckenpass stundenweise geöffnet. In: kaernten.orf.at. 25. Januar 2025, abgerufen am 15. April 2025.
  13. Studie zu Ausbau der Plöckenpassstraße. In: kaernten.ORF.at. 8. April 2019, abgerufen am 9. April 2019.
  14. 25 Jahre Verein zum Schutz der Erholungslandschaft Osttirol, Osttiroler Heimatblätter
  15. Steffan Bruns: Alpenpässe – vom Saumpfad zum Basistunnel, Bd. 4

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Reliefkarte Österreich
Plöcken Pass between Austria and Italy (20225499076).jpg
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Plöcken Pass, between Austria and Italy. The pass already had a good road during the middle ages. These hairpin turns are on the southern (Italian) side.
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Strada Statale 52bis Italia.svg
Immagine strada statale 52bis Italia
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