Pius Parsch

Gedenktafel an der Katholischen Pfarrkirche Floridsdorf

Pius Parsch CRSA (* 18. Mai 1884 in Neustift bei Olmütz, Mähren; † 11. März 1954 in Klosterneuburg, Niederösterreich) war Augustinerchorherr und katholischer Priester, der durch seine publizistische Arbeit einen wesentlichen Beitrag zur liturgischen Bewegung leistete.

Leben

Johann Parsch wurde am 25. Mai 1884 getauft. Er besuchte das Gymnasium in Olmütz (Olomouc). 1904 trat er als Novize in das Stift Klosterneuburg ein, wo er am 28. August eingekleidet wurde und den Ordensnamen Pius annahm. 1909 wurde er zum Priester geweiht und war bis 1913 Aushilfspriester in der Pfarrei Maria Treu (Wien VIII). 1911 promovierte Parsch zum Doktor der Theologie an der Universität Wien. Ab 1914 lehrte er Pastoraltheologie an der Hauslehranstalt des Stiftes und half bei der Ausbildung der Novizen.

Als er vom Mai 1915 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs Feldkurat an der Ostfront war, lernte er die Liturgie der orthodoxen Kirchen kennen. P. Parsch entschloss sich, die Bibel zu einem Buch für das Volk und die römisch-katholische Liturgie für alle verständlich zu machen. Nach seiner Rückkehr ins Kloster begann er mit Bibelkursen für die Novizen. Ab 1922 feierte er Gemeinschaftsmessen in der Kirche St. Gertrud (Klosterneuburg), bei denen Teile der Heiligen Messe vom Volk in deutscher Sprache gesungen wurden (Betsingmesse). Er wollte damit eine aktivere Teilnahme der Mitfeiernden und eine Rückbesinnung auf das Urchristentum erreichen. Diese Feiern gelten als die Geburtsstunde der Liturgischen Bewegung in Österreich. Ein Durchbruch gelang 1933, als beim Wiener Katholikentag eine Betsingmesse gefeiert wurde.

Um die biblische und liturgische Erneuerung stärker zu verbreiten, gründete Parsch 1928 einen Verlag wie auch die Augustinus-Druckerei und gab ab 1926 die Zeitschrift Bibel und Liturgie und ab 1928 die Zeitschrift Lebe mit der Kirche heraus. Vor dem Zweiten Weltkrieg war er Mitglied der Arbeitsgemeinschaft für den religiösen Frieden, die für eine Zusammenarbeit mit dem Nationalsozialismus warb. Kardinal Theodor Innitzer verbot am 28. September 1938 allen Priestern die Mitgliedschaft bei dieser Arbeitsgemeinschaft. Die Nationalsozialisten hoben 1941 das Stift Klosterneuburg auf, zerstörten die Druckerei und verboten liturgische Publikationen. Parsch wirkte in der NS-Zeit als Seelsorger in der Pfarrkirche Floridsdorf in Wien-Floridsdorf und konnte erst 1946 seine Ämter im Stift wieder aufnehmen. 1950 gründete er das Klosterneuburger Bibelapostolat, das billige Bibelausgaben und Einführungen in die Heilige Schrift herausgab. Beim Eucharistischen Kongress in Barcelona erlitt Parsch 1952 einen Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr erholte.

Durch das Wirken Pius Parschs wurde das „liturgische Ackerfeld aufgebrochen“, so die österreichischen Bischöfe 1963 in einem Pastoralschreiben[1], und die Inhalte der liturgischen Bewegung einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Auch die Betonung der biblischen Komponente der Liturgie war ihm ein wichtiges Anliegen.

Im Jahr 1965 wurde in Wien-Floridsdorf (21. Bezirk) der Pius-Parsch-Platz nach ihm benannt.

Schriften (Auswahl)

  • Das Jahr des Heiles. 3 Bände, 1923
  • Kurze Meßerklärung. 1930
  • Opfere mit der Kirche. 3 Bände (Messbuch), 1930
  • Lernet die Messe verstehen. 1931
  • Liturgische Erneuerung 1931
  • Aus dem Gebetbuch der Kirche. 5 Bände. Volksliturgisches Apostolat, Klosterneuburg 1931/33
  • Der Frühgottesdienst in der Karwoche. Volksliturgisches Apostolat, Klosterneuburg 1938
  • Brevierschule für Laien. Volksliturgischer Verlag, Wien u. a. 1939
  • mit Robert Kramreiter: Neue Kirchenkunst im Geist der Liturgie, Volksliturgischer Verlag Wien-Klosterneuburg 1939. (von Moises Diaz Caneja ins Spanische übersetzt: Arquitectura Y liturgia 1948.)
  • Volksliturgie. Volksliturgischer Verlag, Klosterneuburg-Wien 1940
  • Die liturgische Predigt. 10 Bände, 1948–55

Literatur

  • Johann Zabel: Pius Parsch. Wegbereiter der liturgischen Erneuerung. Sudetendeutsches Priesterwerk, Königstein 1970.
  • Karl Mühlek: Parsch, Pius (Taufname: Johann). In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 6, Bautz, Herzberg 1993, ISBN 3-88309-044-1, Sp. 1561–1563.
  • Franz Loidl: Geschichte des Erzbistums Wien. Herold, Wien 1983, ISBN 3-7008-0223-4.
  • Roman Stafin: Eucharistie als Quelle der Gnade bei Pius Parsch. Ein neues Verhältnis zwischen Gott und dem Menschen. Echter Verlag, Würzburg 2004, ISBN 3-429-02662-8 (= Dissertation, Innsbruck, 1993).
  • Pius Parsch, Robert Kramreiter: Neue Kirchenkunst im Geist der Liturgie. In: Pius-Parsch-Studien. Band 9. Echter, Würzburg 2010, ISBN 978-3-429-03166-4.
  • Eugen Daigeler: Liturgische Bildung als Weg zur tätigen Teilnahme bei Pius Parsch. Die Seele ist von Natur aus liturgisch. In: Pius-Parsch-Studien. Band 5. Echter, Würzburg 2006, ISBN 978-3-429-02850-3.
  • Liturgie als Gnade und Rechtfertigung. Pius Parsch und die liturgische Bewegung in ökumenischer Perspektive. In: Andreas Redtenbacher (Hrsg.): Pius-Parsch-Studien. Band 14. Echter, Würzburg 2018, ISBN 978-3-451-31588-6.
  • Norbert Höslinger, Theodor Maas-Ewerd (Hrsg.): Mit sanfter Zähigkeit. Pius Parsch und die biblisch-liturgische Erneuerung. Österr. Kath. Bibelwerk, Klosterneuburg 1979, ISBN 3-85396-020-0.
  • Rudolf PacikParsch, Pius. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, ISBN 3-428-00201-6, S. 74 f. (Digitalisat).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Erzbischöfe und Bischöfe Österreichs: Pastoralschreiben der Erzbischöfe und Bischöfe an den Klerus. Zur Neuordnung der heiligen Liturgie. In: Erzdiözese Wien (Hrsg.): Wiener Diözesanblatt. Band 101, 12. Dezember 1963, S. 3 (Sonderabdruck).

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Pfarrkirche Floridsdorf, Gedenktafel an der Aussenwand der Kirche, zu Pater Pius Parsch, welcher in dieser Kirche Kaplan war, und die liturgische Erneuerung vorbereitet hat.