Pirčiupiai

Pirčiupiai ist ein Dorf bei Valkininkai in der Rajongemeinde Varėna im Bezirk Alytus in der Dzūkija-Region in Litauen 45 km südwestlich von Vilnius mit 75 Einwohnern (2011).[1] Der Ort ist bekannt seit dem 16. Jahrhundert als Jagdgrund der litauischen Großfürsten.

Besonders bekannt wurde Pirčiupiai durch das Massaker von Pirčiupiai 1944.[2][3][4]

Das Massaker von Pirčiupiai

Am Morgen des 3. Juni 1944 wurde die Autokolonne einer Stabseinheit der deutschen Wehrmacht auf der Straße von Vilnius nach Eišiškės im Wald etwa 2 km südlich von Pirčiupiai von prosowjetischen Partisanen überfallen. Fünf Wehrmachtsangehörige wurden getötet und ebenso viele gefangen genommen. 11 Stunden später kam eine Kolonne von 400 Mann auf etwa 20 Fahrzeugen und 3 Panzern nach Pirčiupiai und umzingelte das Dorf.[5] Die Bewohner wurden aus den Häusern geholt, und alles Verwertbare aus den Häusern wurde auf die Fahrzeuge verladen. Die Männer wurden in ein Haus eingeschlossen, das dann in Brand gesteckt wurde. Ebenso wurden die Frauen und Kinder eingeschlossen und verbrannt.[6] In der dreistündigen Aktion wurden 119 Bewohner verbrannt, darunter 49 Kinder unter 15 Jahren.[5] Wenige Personen im Walde außerhalb des Dorfes beobachteten das Geschehen und berichteten später.

Briefumschlag mit Gediminas Jokūbonis Statue der Mutter (Post der UdSSR 1969)

1960 schuf dort der Bildhauer Gediminas Jokūbonis dort eine Gedenkstätte mit der Granit-Statue der Mutter im Zentrum[5] und einer Granitwand mit den Namen der Opfer.[7] 1963 wurde Jokūbonis dafür mit dem Leninpreis der UdSSR ausgezeichnet. In dem wieder aufgebauten Dorf Pirčiupiai gab es ein Museum, das nach der Auflösung der UdSSR geschlossen wurde.[5]

Der Film Faktas (Der Fakt) über die Vernichtung von Pirčiupiai wurde auf den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 1981 gezeigt (mit Regimantas Adomaitis, Donatas Banionis, Alexander Kaidanowski).[8][9]

Einzelnachweise und Fußnoten

  1. Population_by_locality.xls (Memento des Originals vom 29. Dezember 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stat.gov.lt (abgerufen am 29. Dezember 2016).
  2. Sigitas Sinkevičius: Pirčiupiai: ein Tatsachenbericht. Mintis, Vilnius 1976.
  3. Martin Schulze Wessel, Irene Götz, Ekaterina Makhotina (Hrsg.): Vilnius: Geschichte und Gedächtnis einer Stadt zwischen den Kulturen. Campus Verlag, Frankfurt / New York 2010, ISBN 978-3-593-39308-7, S. 93, 179.
  4. Ekaterina Makhotina: Erinnerungen an den Krieg – Krieg der Erinnerungen: Litauen und der Zweite Weltkrieg. 1. Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2017, ISBN 978-3-525-30090-9, S. 153.
  5. a b c d Deutsches Historisches Museum Berlin: Litauen: Der Widerstand und das Leid (abgerufen am 23. Dezember 2016).
  6. Петр Никитович Кузьменко: Огненный ветер Славы. Патриот, Moskau 2005, S. 427.
  7. Sergeĭ Timofeevich Konenkov, Marie Turbow Lampard, John E. Bowlt, Wendy R. Salmond: The Uncommon Vision of Sergei Konenkov. Rutgers University Press, New Brunswick 2001, S. 223.
  8. Fact. abgerufen am 29. Dezember 2016.
  9. Faktas. abgerufen am 29. Dezember 2016.

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Monument v sele Pirchupis (oblozhka konverta).JPG
Soviet Union postal stationery. Monument in the village of Pirchupis. 1969.