Pique Dame (Suppè)

Werkdaten
Titel:Pique Dame
Form:Operette
Originalsprache:Deutsch
Musik:Franz von Suppè
Libretto:S. Strasser
Uraufführung:20. Juni 1864
Ort der Uraufführung:Thalia-Theater, Graz
Ort und Zeit der Handlung:Köln um 1864
Personen
  • Emil, Leutnant und Komponist
  • Judith, Wahrsagerin
  • Hedwig, Tochter einer reichen Witwe
  • Fabian Muker, ihr Vormund

Pique Dame ist eine Operette in zwei Akten von Franz von Suppè aus dem Jahr 1864.

Geschichte

Pique Dame basiert auf Suppès einaktiger Operette Die Kartenschlägerin, die erst zwei Jahre zuvor, am 26. April 1862, im Theater am Franz-Josefs-Kai uraufgeführt wurde. Dieser war kein Erfolg beschieden. Für das Grazer Thalia-Theater schrieb Franz von Suppè die Operette um.[1] Das Engagement für Graz vermittelte Karl Millöcker, der dem Theater als Kapellmeister verbunden war und als ehemaliger Schüler Suppès sich diesem verpflichtet sah. Für die Umarbeitung wurde das Werk von einem Akt auf zwei erweitert und der Titel in Pique Dame geändert. Ob der Titel auf Alexander Puschkins 1834 erschienene gleichnamige Erzählung Bezug nimmt, ist nicht sicher, die Handlung tut es jedenfalls nicht. Auch die Grazer Neufassung wurde kein Erfolg und es ist auch nie zu einer Aufführung in Wien gekommen. Geblieben ist allein die Ouvertüre, die wie viele andere Ouvertüren Suppès Weltberühmtheit erlangte.

Die Autorschaft des Librettos war lange fraglich. Die gelegentlich zu findende Angabe, das Libretto des Vorgängerwerks Die Kartenschlägerin stamme von Karl Treumann,[2] der von 1860 bis 1863 das Kai-Theater leitete, geht auf eine Vermutung von Julius Kromer zurück.[3] Als Librettist der Kartenschlägerin sind nur die Initialen N. N. angegeben, für die Pique Dame die Angabe S. S. Hans-Dieter Roser vermutet hinter diesen Initialen Sigmund Schlesinger (1832–1918).[4] Dagegen versichert Andreas Weigel, dass das von der Kritik gescholtene Libretto gewiss nicht von Sigmund Schlesinger stamme, der 1864 bereits routinierter Bühnenautor war, dessen Werke seit den 1850er Jahren am Wiener Burgtheater aufgeführt wurden. Davon abgesehen werden die Initialen "S.S." im Zusammenhang mit Suppès Pique Dame unter anderem in der Österreichischen Buchhändler-Correspondenz als „S. Strasser“ aufgelöst, wobei seit 1860 in Suppès engstem Umfeld eine „S. Strasser“ lebte – seine spätere Frau Sofie.[5]

Handlung

Emil, ein junger Leutnant, der auch Komponist ist, ist in Hedwig, die Tochter einer reichen Witwe verliebt. Judith, eine Wahrsagerin, die Emil für seine Mutter hält, eröffnet ihm, dass sie ihn nur an Kindes statt angenommen hat. Ihr erzählt Emil von seiner noch platonischen Liebe zu Hedwig. Aber auch Fabian Muker, ein reicher Privatier und Hedwigs Vormund, ist hinter ihr her. Emil hat sich durch ein Darlehen, das er nicht zurückzahlen kann, in seine Hand begeben. Judith verschreckt Muker beim Wahrsagen aus den Karten mit der Pique Dame und daraus resultierenden üblen Prophezeiungen und lockt ihn auf einen Kostümball. Dort wird Muker nach allerlei Scherzen als Schürzenjäger in einer Verführungsszene, die an Robert le diable erinnert, bloßgestellt. Judith lüftet das Geheimnis: Emil ist Mukers Neffe und bekommt von diesem die ihm vorenthaltene Erbschaft ausbezahlt und erobert zum glücklichen Ende natürlich auch Hedwigs Herz.

Musik

Charakteristisch für das kleine Werk ist, dass Suppè, wie ein Kritiker ihm bereits bei der Kartenschlägerin bescheinigte, „sich nicht innerhalb der Grenzen der eigentlichen Operette zu bescheiden [wusste]“. Das war zur Frühzeit der Wiener Operette auch kaum zu erwarten, zumal ja nur vorgegeben war, was es nicht sein sollte: keine bloße Nachahmung Offenbachs, keine Posse (mehr) und keine Oper. Also war es irgendwo von allem etwas. Da gibt es das (parodierte) romantische Lied, ein Duett, das einer romantischen Oper entsprungen sein könnte und eines in bester italienischer Opera-buffa-Manier, dann (in modernem Sinn) wirklich operettenhaftes in Form von Exotik, in diesem Fall spanisches Folklorit und offenbachscher Cancan. Das spanisch kolorierte Chorstück verwendete Suppè später nochmals in der Introduktion des Boccaccio.

Literatur

  • Hans-Dieter Roser: Franz von Suppé: Werk und Leben. Edition Steinbauer, Wien 2007, ISBN 978-3-902494-22-1.

Aufnahmen/Tonträger

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Neue Berliner Musikzeitung 22. Juni 1864, 18. Jg., S. 198 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. siehe z. B. Carl Dahlhaus, Sieghart Döhring (Hrsg.): Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters: Spontini. Band 6. Piper, München 1997, ISBN 3-492-02421-1, S. 207 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Julius Kromer: Franz von Suppé: Leben u. Werk; Ein Beitr. zur Geschichte d. Operette in Wien. Wien, Phil. Diss., 1941, DNB 570499186.
  4. Hans-Dieter Roser: Franz von Suppé: Werk und Leben. 2007, S. 89 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Andreas Weigel: Fundstücke zur Beziehung zwischen Franz von Suppè und seiner zweiten Ehefrau Sofie Strasser. Eine Korrektur.