Pionerski

Stadt
Pionerski
Neukuhren

Пионерский
FlaggeWappen
FöderationskreisNordwestrussland
OblastKaliningrad
StadtkreisPionerski
Vorsitzende des StadtkreisesPawel Polischtschuk
Erste Erwähnung1254
Frühere NamenNeukuhren (bis 1947)
Stadt seit1952
Fläche8,3 km²
Bevölkerung11.016 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte1327 Einwohner/km²
Höhe des Zentrums20 m
ZeitzoneUTC+2
Telefonvorwahl(+7) 40155
Postleitzahl238590
Kfz-Kennzeichen39, 91
OKATO27 417
Websitehttp://pionersk.gov39.ru
Geographische Lage
Koordinaten54° 57′ N, 20° 14′ O
Pionerski (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Pionerski (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad
Liste der Städte in Russland

Pionerski (russisch Пионерский), deutsch bis 1947 Neukuhren (litauisch Kuršiai), ist eine Stadt mit 11.016 Einwohnern (Stand 14. Oktober 2010)[1] in der russischen Oblast Kaliningrad. Die Stadt bildet einen eigenen Stadtkreis.

Geographie

Pionerski liegt an der Ostsee auf der Halbinsel Samland, zwischen den Badeorten Selenogradsk (Cranz) und Swetlogorsk (Rauschen) etwa 35 Kilometer nördlich der Oblasthauptstadt Kaliningrad (Königsberg).

Geschichte

Das Dorf Neukuhren ist seit 1254 bekannt. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte es sich zu einem der Badeorte an der Nordküste der Halbinsel Samland, stand jedoch im Schatten der benachbarten Cranz und Rauschen.

Am 13. Juni 1874 wurde Neukuhren Amtsdorf und namensgebend für einen neu errichteten Amtsbezirk[2]. Er gehörte zum Landkreis Fischhausen, von 1939 bis 1945 zum Landkreis Samland im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen. Am 30. September 1928 wurde der benachbarte Gutsbezirk Wangenkrug an der Ostsee in die Landgemeinde Neukuhren eingegliedert.

Während des Zweiten Weltkrieges waren in Neukuhren Truppenteile der Wehrmacht stationiert: das Luftwaffen-Feld-Regiment Neukuhren, das Flieger-Ausbildungs-Regiment 10 und die Flugzeugführerschulen A 125 und A/B 125.

Nach dem Krieg kam der Ort zur sowjetischen Oblast Kaliningrad, erhielt am 17. Juni 1947 den Status einer Kurortsiedlung innerhalb des Rajons Primorsk und wurde gleichzeitig in Pionerski umbenannt;[3] abgeleitet von russisch pioner für Pionier, ein Mitglied der Pionierorganisation „W. I. Lenin“. Am 26. Dezember 1952 bekam die Siedlung die Stadtrechte. Nach der Auflösung des Rajons Primorsk wurde die Stadt Pionerski am 1. Februar 1963 dem Stadtsowjet von Selenogradsk unterstellt. Am 12. Januar 1965 wurde Pionerski in die sog. Swetlogorsker Kurort-Industrie-Zone eingegliedert, die von Swetlogorsk aus verwaltet wurde. Am 22. März 1993 wurde Pionerski aus diesem Verband ausgegliedert und zu einer Stadt mit Oblastbedeutung bestimmt. Am 31. März 2004 erhielt die Stadt als kommunale Selbstverwaltungseinheit zusätzlich den Status eines Stadtkreises.[4] Im Jahr 2011 wurde in Pionerski eine Residenz für den Präsidenten der Russischen Föderation fertiggestellt.

Eingemeindungen

Nach Neukuhren bzw. Pionerski wurden folgende drei Orte eingemeindet:

russischer Namedeutscher NameZeitpunkt
der Eingemeindung
Bemerkungen
-Wangenkrug1928
Dobroje (Доброе)Preußisch Battau1993 ?Per Erlass von 1950 wurde Preußisch Battau in Dobroje umbenannt und dem Siedlungssowjet von Pionerski unterstellt. Laut der Verwaltungsliste von 1975 war Dobroje ein Ortsteil der Stadt Swetlogorsk.
Rybnoje (Рыбное)Loppöhnen1993 ?Per Erlass von 1950 wurde Loppöhnen in Rybnoje umbenannt und in den Dorfsowjet Romanowski selski Sowet eingeordnet. Laut den Verwaltungslisten von 1975 und 1989 war Rybnoje ein eigenständiger Ort, der dem Stadtsowjet von Pionerski unterstellt war.

Bürgermeister/Vorsitzende des Stadtkreises (seit 1992)

Fischereihafen
Residenz des Präsidenten der Russischen Föderation
  • 1992–2000: Pawel Wassiljewitsch Doronin (Павел Васильевич Доронин)
  • 2000–2014: Rimma Alexandrowna Sagajewa (Римма Александровна Сагаева)
  • 2014–2017: Alexei Olegowitsch Presnjakow (Алексей Олегович Пресняков)
  • 2017–2019: Jelena Sergejewna Schirotschenko (Елена Сергеевна Широченко)
  • seit 2019: Pawel Witaljewitsch Polischtschuk (Павел Витальевич Полищук)

Verwaltungschefs des Stadtkreises

  • 2014–2016: Witali Anatoljewitsch Beljajew (Виталий Анатольевич Беляев)
  • 2016–2017: Oleg Nikolajewitsch Kossenkow (Олег Николаевич Косенков) (i. V.)
  • 2017–2018: Jewgeni Nikolajewitsch Micheikin (Евгений Николаевич Михейкин)
  • 2018: Alexei Jurjewitsch Semenzow (Алексей Юрьевич Семенцов)
  • 2018–2019: Galina Wiktorowna Repikowa (Галина Викторовна Репикова) (i. V.)
  • seit 2019: Leonid Sergejewitsch Schibajew (Леонид Сергеевич Шибаев)

Bevölkerungsentwicklung

JahrEinwohner
1910339
19331.168
19394.820
19597.637
19709.226
197910.132
198911.635
200211.816
201011.017
202112.794

Anmerkung: Volkszählungsdaten

Amtsbezirk Neukuhren (1874–1945)

Zwischen 1874 und 1945 war Neukuhren Sitz des gleichnamigen Amtsbezirks, zu dem anfangs 13 Landgemeinden bzw. Gutsbezirke gehörten[2]:

Deutscher NameRussischer NameBemerkungen
Landgemeinden:
Battau
bis 1898: Deutsch Battau
Bobrowka
KobjeitenSelski1901 in die Landgemeinde Rauschen eingegliedert
LixeidenObuchowo1928 in die Landgemeinde Schlakalken eingegliedert
LoppöhnenRybnoje
NeukuhrenPionerski
Preußisch Battau
vor 1910: Klein Battau
Dobroje1928 in die Landgemeinde Battau eingegliedert
RauschenSwetlogorsk1910 Bildung eines eigenen Amtsbezirks Rauschen[5]
Sassau1901 in die Landgemeinde Rauschen eingegliedert
SchlakalkenJaroslawskoje
TenkietenLjotnoje1928 in die Landgemeinden Schlakalken eingegliedert
ab 1910:
AlknickenPribreschnoje1928 in die Landgemeinde Rantau eingegliedert
RantauSaostrowje
Gutsbezirke:
Herrenwalde1893 in die Landgemeinde Loppöhnen eingegliedert
Kohnkenhof1893 in die Landgemeinde Preußisch Battau eingegliedert
Schönwalde
Wangenkrugzu Pionerski1928 in die Landgemeinde Neukuhren eingegliedert

Aufgrund der Umstrukturierungen gehörten am 1. Januar 1945 nur noch fünf Gemeinden zum Amtsbezirk Neukuhren: Battau, Loppöhnen, Neukuhren, Rantau und Schlakalken.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • Historisch-Archäologisches Museum „Rantawa“ in der uliza Armeiskaja 6
  • Naturdenkmal Borstenstein (Kamen Lschi)

Wirtschaft und Infrastruktur

Bereits in den 1890er Jahren hatte Neukuhren ein Kurhaus, das zu den schönsten Gebäuden im Samland gezählt wurde.[6] Noch heute ist Pionerski ein Badeort und der einzige Fischereihafen zwischen Baltijsk und Klaipėda. Die Elektritschka fährt zum Bahnhof Kaliningrad Sewerny und in die Nachbarorte Swetlogorsk und Selenogradsk. Die Bahnstation der Stadt heißt Pionerski Kurort.

Kirchen

Neukuhren hatte vor 1945 keine eigene evangelische Kirche, sondern gehörte zum Kirchspiel der Pfarrkirche in Sankt Lorenz (heute russisch: Salskoje). Dieses war in den Kirchenkreis Fischhausen (Primorsk) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union eingegliedert. Heute liegt Pionerski im Einzugsbereich der neu entstandenen evangelisch-lutherischen Gemeinde in Selenogradsk (Cranz), einer Filialgemeinde der Auferstehungskirche in Kaliningrad (Königsberg), zugehörig zur Propstei Kaliningrad[7] der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland.

In Neukuhren gab es vor 1945 eine römisch-katholische Kirche aus Backstein.

Seit 2013 gibt es in Pionerski eine russisch-orthodoxe Kirche, welche der Muttergottes-Ikone von Tichwin geweiht ist.[8]

Siehe auch

Literatur

  • Urich Tolksdorf: Fischerei und Fischerkultur in Ostpreußen, 1991 (PDF).
  • Neukuhren, klimatischer Kurort und Seebad an der Ostsee, Kreis Fischhausen, Regierungsbezirk Königsberg, Ostpreußen, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Neukuhren (meyersgaz.org).

Weblinks

Commons: Pionerski – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Kaliningradskaja oblastʹ. (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Oblast Kaliningrad.) Band 1, Tabelle 4 (Download von der Website des Territorialorgans Oblast Kaliningrad des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
  2. a b Rolf Jehke, Amtsbezirk Neukuhren
  3. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 июня 1947 г. «Об образовании сельских Советов, городов и рабочих поселков в Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 17. Juni 1947: Über die Bildung von Dorfsowjets, Städten und Arbeitersiedlungen in der Oblast Kaliningrad)
  4. Durch das Закон Калининградской области от 31 марта 2004 г. № 374 «О наделении муниципального образования "город Пионерский" статусом городского округа» (Gesetz der Oblast Kaliningrad vom 31. März 2004, Nr. 374: Über das Ausstatten der munizipalen Bildung "Stadt Pionerski" mit dem Status eines Stadtkreises)
  5. Rolf Jehke, Amtsbezirk Rauschen
  6. Pionerskij – Neukuhren (ostpreussen.net)
  7. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento des Originals vom 29. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.propstei-kaliningrad.info (russisch/deutsch)
  8. Fotos der Kirche auf https://www.prussia39.ru/

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