Gewöhnlicher Pillenfarn
Gewöhnlicher Pillenfarn | ||||||||||||
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Gewöhnlicher Pillenfarn, Illustration aus Thomé: Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Pilularia globulifera | ||||||||||||
L. |
Der Gewöhnliche Pillenfarn (Pilularia globulifera), auch Kugel-Pillenfarn genannt, ist eine Art aus der Gattung der Pillenfarne und gehört zur Familie der Kleefarngewächse (Marsileaceae).
Beschreibung
Der Gewöhnliche Pillenfarn ist eine ausdauernde Pflanze. Die kriechende Sprossachse ist etwa 1,5 Millimeter dick. An jedem Knoten stehen ein bis fünf Blätter. Die Blätter stehen aufrecht, sind hell- bis dunkelgrün und binsenartig, aber in der Jugend spiralig eingerollt. Die Blätter sind 3 bis 10 Zentimeter lang und nur 1 Millimeter dick. Die Sporokarpien finden sich am Grund der Blätter; sie sind kugelig mit etwa 3 Millimeter Durchmesser und stehen auf kurzem, aufrechtem Stiel. Sie sind anfangs gelbgrün, später schwarzbraun und vierfächerig. Jedes Fach enthält einen Sorus. Die Sporenreife wird zwischen Juli und August erreicht.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 26.
Ökologie
Die Sporokarpien des Gewöhnlichen Pillenfarns werden nur im Herbst und nur auf trockengefallenen Standorten gebildet. Die Pflanze bleibt aber auch oft steril. Ihre optimale Entwicklung wird im Herbst, dann durch vegetative Vermehrung rasch abgeschlossen, indem sie geschlossene Rasen bis 1 Quadratmeter Fläche bilden kann; oft bleibt sie aber auch jahrelang aus.[1]
Vorkommen
Das Verbreitungsgebiet des Gewöhnlichen Pillenfarn ist auf Europa beschränkt; er hat seinen Schwerpunkt rund um die Nordsee und reicht von Portugal sowie Irland über Frankreich und Italien bis Skandinavien, Polen und bis ins südwestliche Russland. Der Gewöhnliche Pillenfarn kommt hauptsächlich in den tieferen Lagen vor. In Mitteleuropa gilt der Pillenfarn als stark gefährdete Art.
Der Gewöhnliche Pillenfarn gedeiht auf kalkarmen, humosen und sandigen Schlammböden an zeitweise überschwemmten Standorten wie Seeufern, Teichrändern, an Gräben und in Torfstichen, auch auf Heideböden, auf vernässten Maisäckern und in Tümpeln. Er ist eine Kennart des Pilularietum globuliferae (Hydrocotylo-Baldellion-Verband). Nach Oberdorfer (1977) taucht er auf offenen, durch Störung entstandenen Böden auf, um in der Folge der Vegetationsentwicklung wieder für Jahre zu verschwinden.
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 4+w+ (nass, aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 2 (sauer), Temperaturzahl T = 4+ (warm-kollin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 1 (ozeanisch).[2]
Gefährdung und Bestandsentwicklung in Deutschland
Der Pillenfarn gilt als europaweit stark gefährdet mit starkem Rückgang. In der Schweiz sind sämtliche natürlichen Vorkommen erloschen. In Deutschland ist der Pillenfarn insgesamt als „gefährdet“ eingestuft.[3]
Gefährdungsursache ist unter anderem die Intensivierung der Teichwirtschaft, mit dem damit einhergehendem Teichausbau, dem hohen Fischbesatz etc. Eine regelmäßige Kontrolle der Bestände sowie extensive Teichwirtschaft fördern den Erhalt dieser Art und ermöglichen Erhaltungsmaßnahmen.
- (c) Christian Fischer, CC BY-SA 3.0
Habitus (an Land)
- (c) Christian Fischer, CC BY-SA 3.0
im Wasser flutend
- (c) Christian Fischer, CC BY-SA 3.0
einzelner Kriechspross
- (c) Christian Fischer, CC BY-SA 3.0
Sporenbehälter
Literatur
- Erich Oberdorfer: Süddeutsche Pflanzengesellschaften. Teil I, Band 1. Verlag G. Fischer, Stuttgart 1977.
- Josef Dostál: Familie Marsileaceae Kleefarngewächse. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Band I, Teil 1, Seite 285–289. 3. Auflage, Verlag Paul Parey, Berlin, Hamburg 1984, ISBN 3-489-50020-2.
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart. 8. Auflage, 2001. Seite 87. ISBN 3-8001-3131-5
Einzelnachweise
- ↑ Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. 2., ergänzte Auflage. Band 1: Allgemeiner Teil, Spezieller Teil (Pteridophyta, Spermatophyta): Lycopodiaceae bis Plumbaginaceae. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1993, ISBN 3-8001-3322-9.
- ↑ Pilularia globulifera L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 21. Februar 2022.
- ↑ Wolfgang Subal: Gewöhnlicher Pillenfarn, Pilularia globulifera L. Bayerisches Landesamt für Umwelt, Februar 2008, abgerufen am 15. März 2018.
Weblinks
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Gewöhnlicher Pillenfarn. FloraWeb.de
- Gewöhnlicher Pillenfarn. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland
- Verbreitung in den Niederlanden im Verspreidingsatlas der Nationalen Databank Flora en Fauna (niederländisch)
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(c) Christian Fischer, CC BY-SA 3.0
Reife Sporenbehälter ("Pillen") am Grund der Blätter des Pillenfarns (Pilularia globulifera).
(c) Christian Fischer, CC BY-SA 3.0
Bestand des Pillenfarns (Pilularia globulifera). Mit den stielrunden, binsenartigen Blättern ist diese Pflanze für den Laien gar nicht als Farn (Kleefarngewächs) erkennbar.
(c) Christian Fischer, CC BY-SA 3.0
Einzelner Kriechspross (Ausläufer) des Pillenfarns (Pilularia globulifera) auf wechselnassem Teichboden.
(c) Christian Fischer, CC BY-SA 3.0
Flutender Bestand des Pillenfarns (Pilularia globulifera). Mit den stielrunden, binsenartigen Blättern ist diese Pflanze für den Laien gar nicht als Farn (Kleefarngewächs) erkennbar.