Pietro della Vecchia

Würfelspieler, Finnische Nationalgalerie, Helsinki

Pietro della Vecchia, früher aufgrund eines Missverständnisses als Pietro Muttoni aufgeführt, (* 1602 oder 1603; † 8. September 1678 in Venedig) war ein italienischer Maler des Barock. Er malte in vielen Genres und schuf Altarbilder, Porträts, Genreszenen und Karikaturen. Er schuf auch Pastiches von Werken führender italienischer Maler des 16. Jahrhunderts. Della Vecchia wurde als Kunstexperte gesucht und bewertete Kunstwerke. Er arbeitete den größten Teil seines Lebens in Venedig, abgesehen von einem kurzen Aufenthalt in Rom.

Name und Abstammung

Die Verwechslung mit dem Namen Muttoni (dem Namen einer Sammlung), unter dem er bis in die 1970er/1980er Jahre meist aufgeführt ist, geschah Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts durch den Kunsthistoriker Luigi Lanzi (1732–1810) in seiner Storia pittorica della Italia (der wiederum war einem Fehler von F. Bartoli in dessen Kunstgeschichte von Rovigo 1793 aufgesessen). In Wirklichkeit hieß er von Anfang an Della Vecchia, der Name einer alteingesessenen venezianischen Familie. Sein Vater Gasparo della Vecchia war ebenfalls Maler.

Leben

Della Vecchia wurde möglicherweise 1602 oder 1603 in Vicenza oder 1605 in Venedig[1][2] geboren. Die ersten Dokumente, in denen er nachweisbar ist, stammen von 1626 und 1628 und sind Rechnungen für die Ausführung der Fahne für die Bruderschaft der Karmeliter in San Marco. Zwischen 1629 und 1640 wurde er in die Malergilde von Venedig aufgenommen. Sein erstes datiertes Gemälde ist der Monte Calvario in der Kirche San Lio in Venedig von 1633.

Der Zweifel von St Thomas

Er ging wahrscheinlich bei dem Maler aus Padua Alessandro Varotari (genannt Padovanino, 1588–1649) in die Lehre, wo er ein starkes Interesse für venezianische Maler des 16. Jahrhunderts entwickelte, insbesondere Tizian und Giorgione. Seine frühen Werke zeigen auch einen großen Einfluss von Carlo Saraceni (1579–1620) und dessen Schüler Jean Le Clerc (1587/88–1633). Beide zeigen als Tenebristen Einflüsse der Hell-Dunkel-Malerei von Caravaggio. LeClerc verließ aber schon 1621/22 Venedig. Della Vecchia war wahrscheinlich bald darauf in Rom und arbeitete ab etwa 1625/26 im Atelier von Padovanino. Der Einfluss von Padovanino zeigt sich vor allem in Gemälden ab 1635. Ab etwa 1640 zeigt sich auch ein Einfluss des Genueser Malers Bernardo Strozzi (1588–1644).

Pietro della Vecchia war dafür bekannt, dass er den Stil der venezianischen Meister des 16. Jahrhunderts sehr gut imitieren konnte. Er malte Porträts, religiöse Szenen, groteske Szenen und idyllische Landbilder im Vorgriff auf den Rokoko-Stil.

Pietro della Vecchia war ein Schwiegersohn des Caravaggisten Nicolas Régnier (Renieri), der auch als Kunsthändler in Venedig wirkte (Heirat 1630). Seine Frau Clorinda Renieri war auch Malerin und wurde als Geistreich, von hoher Statur und großer Schönheit geschildert.[3]

Er galt in den 1640er Jahren als einer der führenden Maler religiöser Themen in Venedig und wurde 1640 offizieller Maler der Republik Venedig (pitor ducal in San Marco), für die er 1640 bis 1673 die Ausführung von Mosaiken in der Basilika von San Marco überwachte und dafür die Vorlagen entwarf (auch als Gemälde in Originalformat an Stelle von bis dahin üblicher Kartonzeichnungen).

Er liegt in der Kirche San Canciano in Venedig begraben.

Bilder von ihm sind unter anderem (neben Venedig) in der Eremitage, im Kunsthistorischen Museum Wien, im Art Institute of Chicago, in Prag, Moskau, im Prado und der Staatsgalerie Würzburg.

Galerie

Literatur

  • Muttoni, Pietro de (gen. della Vecchia). In: Hans Wolfgang Singer (Hrsg.): Allgemeines Künstler-Lexicon. Leben und Werke der berühmtesten bildenden Künstler. Vorbereitet von Hermann Alexander Müller. 5. unveränderte Auflage. Band 3: Lhérie–Quittry. Literarische Anstalt, Rütten & Loening, Frankfurt a. M. 1921, S. 276 (Textarchiv – Internet Archive – Geboren 1605 in Venedig).
  • Hermann Voss: Muttoni, Pietro (1605). In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 25: Moehring–Olivié. E. A. Seemann, Leipzig 1931, S. 300–301 (Geboren 1605 in Venedig).
  • Muttoni (Pietro de) dit Pietro della Vecchia. In: Dictionnaire critique et documentaire des peintres, sculpteurs, dessinateurs et graveurs de tous les temps et de tous les pays. Band 7: Loyet-Lorski–Okasaki. Gründ, Paris 1976, ISBN 2-7000-0155-9, S. 628 (französisch, Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
  • Bernard Aikema: De schilder Pietro della Vecchia en de erfenis van de Renaissance in Venetië, Dissertation, Amsterdam 1986 (mit englischer Zusammenfassung)
  • Bernard Aikema: Pietro della Vecchia and the heritage of the Renaissance in Venice. Istituto Universitario Olandese di Storia dell’Arte, Firenze. Florenz 1990.
  • Bernard Aikema: della Vecchia, Pietro. In: Massimiliano Pavan (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 37: Della Fratta–Della Volpaia. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1989.

Weblinks

Commons: Pietro della Vecchia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Muttoni (Pietro de) dit Pietro della Vecchia. In: Dictionnaire critique et documentaire des peintres, sculpteurs, dessinateurs et graveurs de tous les temps et de tous les pays. Band 7: Loyet-Lorski–Okasaki. Gründ, Paris 1976, ISBN 2-7000-0155-9, S. 628 (französisch, Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
  2. Elenco dei quadri dell’Accademia Carrara in Bergamo. Istituto italiano d’arti grafiche, Bergamo 1912, S. 84 (italienisch, Textarchiv – Internet Archive): “Pietro Muttoni detto Pietro Vecchia, n.[ato] e m.[orto] in Venezia, 1605–1678”
  3. Donna di molto spirito, grande statura e di grande avenenza. T. Temanza, Zibaldon 1738

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