Pierre Vago

Pierre Vago (* 30. August 1910 in Budapest; † 1. Februar 2002 in Noisy-sur-École, Département Seine-et-Marne) war ein ungarischstämmiger französischer Architekt und Architekturkritiker. International bekannt wurde er als Chefredakteur der Zeitschrift l’Architecture d’aujourd’hui und als Generalsekretär der Union Internationale des Architectes, deren Ehrenpräsident er später wurde. In Deutschland trat er mit seiner Beteiligung an der Interbau 1957 im Berliner Hansaviertel hervor.

Leben

Pierre Vagos Vater war der ungarische Architekt József Vágó (1877–1947), der nach 1919 vor allem in Italien, der Schweiz und Frankreich tätig war. In Budapest und Rom aufgewachsen, studierte Vago an der École Spéciale d’Architecture in Paris. Mit seinen Sozialbauten, Fabriken, den Zentralbanken der französischen Provinzen Tunesien und Algerien, aber auch der Wallfahrtsbasilika St. Pius X. in Lourdes erregte er Aufsehen. Zunächst orientiert am klassizierenden Rationalismus von Auguste Perret, wurde Vago in der Nachkriegszeit einer der wichtigsten Vertreter der modernen Architektur in Frankreich.

Als Chefredakteur der einflussreichen Zeitschrift l’Architecture d’aujourd’hui („Die Architektur von heute“) wurde Vago zu einem international wichtigen Architekturkritiker. Vago gründete 1948 die Union Internationale des Architectes (UIA), deren Generalsekretär er auch lange Jahre war. Sein Ziel war es, die Architekten aller Länder in einer Union ihrer Standesorganisationen zu vereinen. Die UIA war 2005 in 95 Ländern vertreten und repräsentierte damit ca. 1,5 Millionen Architektinnen und Architekten. Bei der UIA konnten auch Architekten aus der Deutschen Demokratischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland auf halboffizieller Ebene miteinander in Kontakt treten.

Pierre Vagos Gebäude für die Internationale Bauausstellung 1957 in West-Berlin

Vago wurde als Vorreiter der deutsch-französischen Freundschaftspolitik angesehen, 1957 nahm er an der Internationalen Bauausstellung im West-Berliner Hansaviertel teil.

Internationale Beachtung fand das 1984 durchgeführte internationale Architektursymposium „Mensch und Raum“ an der Technischen Universität Wien, an dem neben Vago beispielsweise Justus Dahinden, Dennis Sharp, Bruno Zevi, Jorge Glusberg, Otto Kapfinger, Frei Otto, Paolo Soleri, Ernst Gisel, Ionel Schein teilnahmen.

Pierre Vago war Ehrenmitglied des Royal Institute of British Architects (RIBA), des Bundes Deutscher Architekten (BDA) und des US-amerikanischen American Institute of Architects (AIA) sowie Mitglied der Akademie der Künste in Berlin.

Schriften

  • l’Architecture d’aujourd’hui, revue internationale d’architecture contemporaine. Paris 1971, ISSN 0003-8695.
  • (mit Gabriel Epstein und Klaus Müller-Rehm): Architektur-Experimente in Berlin und anderswo. Für Julius Posener. 1989, ISBN 3-924812-24-1.
  • L’UIA, 1948–1998. Epure 1998, ISBN 2-907687-58-1.
  • une vie intense. Aam 2000, ISBN 2-87143-110-8.

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Autor/Urheber: Janericloebe, Lizenz: CC BY 3.0
Klopstockstraße 14-18 in Berlin-Hansaviertel. Wohnhaus (1956 bis 1957) von Pierre Vago