Pierre Dreyer

Pierre Dreyer

Pierre Dreyer (* 3. Juni 1924 in Villars-sur-Glâne; † 28. Juli 2005 in Freiburg) war ein Schweizer Politiker (Ständerat und Staatsrat des Kantons Freiburg).

Leben und Wirken

Pierre Dreyer, von Hause aus katholisch, war Bürger von Ueberstorf. Seine Eltern sind Joseph Dreyer, Adjunkt des Kantonsingenieurs, und Marie geb. Blaser. 1949 heiratete er Adèle Rey. Das Paar hatte drei Kinder.

Nach der Primarschule in Villars-sur-Glâne besuchte Pierre Dreyer das Kollegium St. Michael, das er 1944 mit einer technischen Matura abschloss. Er studierte Rechtswissenschaften an der Universität Freiburg und legte 1948 sein Lizentiat und 1949 sein Doktorat ab. Nach einem Praktikum in der Freiburger Staatsbank trat er 1949 in die öffentliche Verwaltung ein. Vom Landwirtschaftsdepartement (Direktion des Innern) wechselte er 1951 als Dienstchef in das Industrie- und Handelsdepartement. Als rechte Hand von Staatsrat Paul Torche arbeitete er an der Entwicklung der Industrialisierungspolitik des Kantons mit. 1962 verließ er die kantonale Verwaltung und wurde kaufmännischer Direktor eines grossen Tiefbauunternehmens (1962–1966).

Bei den allgemeinen Wahlen 1966 wurde Pierre Dreyer im zweiten Wahlgang vom 18. Dezember mit drei weiteren Mitgliedern seiner Partei in den Staatsrat gewählt.

In der Regierung übernahm der 42-jährige Dreyer die Direktion des Innern, der Industrie, des Handels, des Gewerbes und der Sozialfürsorge, die er während drei Amtszeiten (1967–1981) leitete. Tatkräftig und allgemein geschätzt, wurde er 1971 als einziger von insgesamt 15 Kandidaten im ersten Wahlgang wiedergewählt. 1976 nahm er im zweiten Wahlgang den zweiten Platz von acht verbleibenden Konkurrenten ein.

In 15 Amtsjahren verbuchte er eine erhebliche Zahl von Erfolgen in Volksabstimmungen, die insbesondere folgenden Themen gelten: Frauenstimmrecht (1969, 1971), Wahl der Ständeräte durch das Volk (1970, 1972), Wahl der Oberamtmänner durch das Volk (1970, 1972), obligatorisches Finanzreferendum (1970, 1972), Teilrevision der Verfassung hinsichtlich des Wählbarkeitsalters, der Einstellung der bürgerlichen Ehrenfähigkeit und des Datums der Grossratssitzungen (1976, 1978). Die Zahl der Gesetze und Dekrete, die er vor dem Parlament vertrat, inklusive jene, die dem Volk vorgelegt wurden, belief sich auf insgesamt 121. Die innovativsten Gesetze betrafen den Jahresurlaub (1968), die Feiertage (1968), den Tourismus (1973, 1975) und die Ausübung der politischen Rechte (1976). Vor allem jedoch führte der Industriedirektor die von seinem Vorgänger Paul Torche begonnene dynamische Entwicklungspolitik weiter, mit der die Aufholjagd der Freiburger Wirtschaft einsetzte.

Pierre Dreyer war 1973 und 1979 Staatsratspräsident. 1972 wurde er in den Ständerat gewählt, den er vom 7. Juni bis 29. November 1982 leitete. Als Mitglied mehrerer Kommissionen sass er bis 1987 in der Kleinen Kammer. Von 1968 bis 1970 präsidierte er die kantonale Konservative Volkspartei und war zudem in den höchsten Instanzen der Schweizer KVP vertreten. Von 1983 bis 1989 sass er in der Parlamentarischen Versammlung des Europarats.

Pierre Dreyer leitete während seiner politischen Laufbahn zahlreiche Organisationen in verschiedensten Bereichen. Dazu gehörten insbesondere das Komitee für die Einführung des Frauenstimmrechts und, im wirtschaftlichen Bereich, die Verwaltungsräte der Freiburgischen Elektrizitätswerke (1972–1981) und der GFM. Zudem war er Verwaltungsrat von Energie Ouest Suisse, der SUVA in Luzern, der Rentenanstalt in Zürich und der Basler Mustermesse.

Auch nach seinem Rückzug aus der Politik blieb er sehr aktiv, entweder in Verwaltungsräten (Sibra) oder in den Vorständen von Kultur-, Sport- und Wohltätigkeitsvereinen, wie der Vereinigung des Instituts St. Joseph für taube oder hörbehinderte Kinder. Zudem war er Mitglied des Rotary Clubs und der Table Ronde Nr. 8.

Am 28. Juli 2005 starb Pierre Dreyer im Alter von 81 Jahren in Freiburg. Mit seiner Tatkraft und Telegenität (er war häufiger Gast des Westschweizer Fernsehens) trug er dazu bei, das traditionelle Bild eines Kantons zu modernisieren, der sich in voller Industrialisierung befand. Es gelang ihm insbesondere, den Kanton nach aussen zu öffnen, im Sinne einer dynamischen und entschieden auf Expansion bedachten Wirtschaftspolitik.

Literatur

  • Georges Andrey, Hubertus von Gemmingen (Übersetzung): Der Freiburger Staatsrat: 1848–2011; Geschichte, Organisation, Mitglieder. Hrsg.: John Clerc, Jean-Pierre Dorand, Nicholas Gex. Paulus, Freiburg 2012, ISBN 978-3-7228-0815-4.

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Portrait de Pierre Dreyer