Pier Giorgio Perotto

P. G. Perotto (vorne links)
mit dem Programma-101-Team

Pier Giorgio Perotto (* 24. Dezember 1930 in Turin; † 23. Januar 2002 in Genua) war ein italienischer Elektroingenieur.

Leben und Wirken

Perotto wurde in Turin geboren. Die Familie stammte aus Cavaglià. Im Jahr 1952 absolvierte er ein Studium der Elektrotechnik am Politecnico di Torino, der Technischen Hochschule von Turin, wo er im Folgejahr einen Abschluss in Luftfahrttechnik machte.[1] Er arbeitete in der Aerodynamikforschung und im Alter von 27 Jahren erhielt er eine Lehrbefähigung in Mechanik.[2]

Olivetti „Programma 101“

Vorderansicht der Programma 101, im The National Museum of Computing, Bletchley Park

Er wurde insbesondere für die Entwicklung des programmierbaren Rechners OlivettiProgramma 101“ (P 101, auch „La Perottina“[3] genannt) bekannt, der als einer der ersten Personal Computer gilt. Der „Programma 101“ wurde erstmals 1965 in der Ausstellung des BEMA (Ausstellung von Maschinen für Büroautomation) in New York präsentiert.[4] Er war der erste Typ eines Personal Computers, der an die Bedürfnisse eines Unternehmens und die Arbeit in einem Büro angepasst war. Das Gerät in der Größe eines Tischrechners (Rechenmaschine), wurde 1965 von Olivetti zum Verkauf angeboten und in einer Stückzahl von 44.000 Rechenmaschinen hergestellt.[5] Die NASA kaufte zehn Modelle und verwendete sie, um den Funkverkehr der Apollo 11 zu steuern.[6]

Mit der Olivetti Programma 101 war es erstmals in der Geschichte der EDV möglich, einen „kleinen“ programmierbaren Rechner zu erwerben, auf dem eigene Programme auf Magnetkarten einfach abgespeichert werden konnten. Der Einstiegspreis lag jedoch bei rund 14800,- DM zuzüglich Mehrwertsteuer (umgerechnet etwa 8000,- Euro). Die Kapazität des eingebauten Laufzeitspeichers lag bei rund 240 Byte.[7] Dieser Rechner besaß noch keinen Mikroprozessor, seine CPU war aus Transistoren aufgebaut und arbeitete intern mit 8 Bit in acht 22-stelligen Arbeitsregistern. Diese konnten in zwei 11-stellige Register aufgespalten werden. Auf den Magnetdrahtspeicher konnten die Daten mit einem Magnetkopf seriell aufgespielt werden.[8]

Später hat Perotto, bis zum Aufkommen des IBM Personal Computers, weitere Modelle entwickelt (z. B. Olivetti P6060).

1978 wird er Gründer und Chef der Firma Elea S.p.A. (Olivetti Gruppe).[2]

Weitere Projekte

Im Laufe seiner Karriere arbeitete Perotto an zahlreichen Projekten, zum Beispiel zu einem optischen Zeichenerkennungssystem,[9][10] das aus kommerziellen Gründen nicht fertig entwickelt wurde. Ein weiteres innovatives Projekt von Perotto war am Beginn der 1970er Jahre der Olivetti TC 800,[11] ein Terminal mit Verarbeitungsfähigkeit.[12]

Perotto Garten in Cavaglià

Am 23. Januar 2002 starb Perotto an einer Tumorerkrankung.[1][13]

Auszeichnungen und Preise

Schriften (Auswahl)

  • Sistemi di automazione. Band 1: Servosistemi. UTET, Turin 1970, OCLC 889406170 (italienisch).
  • Sistemi di automazione. Band 2: Calcolatori elettronici. UTET, Turin 1974, OCLC 889408489 (italienisch).
  • Manager 2000 (= Economia e management. Nr. 30). Sperling & Kupfer, Mailand, 1987, ISBN 88-200-0646-4 (italienisch).
  • Darwinismo manageriale. Il nuovo principe e la strategia dell’innovazione. Il Sole 24 Ore Libri, Mailand 1988, OCLC 846923681 (italienisch).
  • Changing structures and engineers of the future. In: Sustainable Development. Band 1, Nr. 1, 1993, ISSN 1099-1719, S. 12–24, doi:10.1002/sd.3460010107 (englisch, italienisch: L’origine del futuro. 1990.).
  • Il paradosso dell’economia (= La società industriale e postindustriale). FrancoAngeli, Mailand 1993, ISBN 88-204-7851-X (italienisch).
  • Cambiare pelle per salvare la pelle. Una nuova strategia basata su scenari, architetture e creatività per il rilancio delle aziende negli anni ’90 (= Skill. Nr. 7). FrancoAngeli, Mailand 1994, ISBN 88-204-8885-X (italienisch).
  • Programma 101. L’invenzione del personal computer. Una storia appassionante mai raccontata (= La vita delle imprese). Sperling & Kupfer Editori, Mailand 1995, ISBN 88-200-2111-0 (italienisch).
  • Come fare carriera nelle aziende dell’era digitale. Manuale scandaloso di management (= La societa industriale e postindustriale. Sez. 2: Saggi, Nr. 0052). FrancoAngeli, Mailand 2001, ISBN 88-464-2644-4 (italienisch).
  • P101. Quando l’Italia inventò il personal computer. Edizioni di comunità, Rom / Ivrea 2015, ISBN 978-88-98220-39-7 (italienisch).

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Pier Giorgio Perotto, quando l’Olivetti inventò il PC. storiaolivetti.it, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. November 2010; abgerufen am 14. November 2016 (italienisch).
  2. a b Piergiorgio Perotto. Storia Informatica, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Juli 2015; abgerufen am 14. November 2016 (italienisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.storiainformatica.it
  3. Corrado Bonfanti: 'Pier Giorgio Perotto, una vita da ricordare. In: Mondo Digitale. Nr. 2, Juni 2002, S. 72–77 (archivio-mondodigitale.aicanet.net [PDF]).
  4. Curiosità sulla “Perottina” – Museo Tecnologicamente. In: museotecnologicamente.it. Abgerufen am 14. November 2016.
  5. 2008/107/1 Computer, Programma 101, and documents (3), plastic / metal / paper / electronic components, hardware architect Pier Giorgio Perotto, designed by Mario Bellini, made by Olivetti, Italy, 1965–1971. powerhousemuseum.com, abgerufen am 14. November 2016 (englisch).
  6. David W. Whittle: NASA Johnson Space Center Oral History Project in Houston, Texas. (PDF) 16. Februar 2006, abgerufen am 14. November 2016 (englisch, Interview mit Sandra Johnson).
  7. Olivetti Programma 101. auf technikum29.de, abgerufen am 14. November 2016.
  8. Andreas Stiller: Von Nachklang und Vorgeschmack. In: c’t. heise.de, 10. Januar 2005, abgerufen am 14. November 2016.
  9. Patent US3178687A: Character recognition apparatus. Angemeldet am 15. Mai 1962, veröffentlicht am 13. April 1965, Anmelder: Olivetti & C. S.p.A., Erfinder: Pier Giorgio Perotto.
  10. Patent US3303469A: Method and apparatus for reading characters. Angemeldet am 12. November 1965, veröffentlicht am 7. Februar 1967, Anmelder: Olivetti & C. S.p.A., Erfinder: Pier Giorgio Perotto.
  11. TC 800: un sistema innovativo per l’automazione di agenzia (Memento vom 21. April 2017 im Internet Archive) auf storiaolivetti.it.
  12. Olivetti TC 800 financial terminal system – YouTube.
  13. Morto il padre del personal computer. (Memento vom 6. Juli 2015 im Internet Archive) auf piergiorgioperotto.it.
  14. 12222 Perotto (1982 WA) in der JPL Small-Body Database. (englisch).
  15. Catalogo collezioni – Calcolatore progammabile da tavolo Olivetti Programma 101. – museoscienza.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Olivettiunderwood programma101.jpg
Autor/Urheber: AlisonW, Lizenz: CC BY-SA 3.0
front view of an Olivetti-Underwood Programma 101 electronic programmable calculator, on display at w:The National Museum of Computing
Giardini Perotto.jpg
Autor/Urheber: Sciking, Lizenz: CC BY-SA 4.0
I giardini dedicati a Pier Giorgio Perotto nel comune di Cavaglià.
P101 team - Pier Giorgio Perotto, Giovanni De Sandre, Gastone Garziera, Giancarlo Toppi.jpg
The Programma 101 team (except Giuliano Gaiti) at the Olivetti Laboratory. From left to right:
  • seated in front: Pier Giorgio Perotto, Giovanni De Sandre
  • standing in rear: Gastone Garziera, Giancarlo Toppi.