Piast

Piast (auch Piast der Rademacher, polnisch Piast Kołodziej; † um 870) war nach Gallus Anonymus ein Fürst der Polanen im 9. Jahrhundert nach dem Sturz des Popiel.

Leben

Piast gilt in der Historiographie als der legendäre Stammvater der polnischen Piasten-Dynastie.[1] Teilweise wird er auch selbst als Herrscher genannt. Der Legende nach saß er, ein Wagenrad bauend, vor seinem Haus, als zwei Fremde kamen und ihm prophezeiten, sein Sohn und dessen Nachkommen würden einst Polen beherrschen. Diese Szene ist auf mehreren polnischen Gemälden, z. B. einem Monumentalgemälde der polnischen Geschichte im Paulinerkloster von Tschenstochau, festgehalten. Er soll mit Rzepicha verheiratet gewesen sein, mit der er Siemowit gezeugt haben soll, seinen Sohn und Nachfolger.

Die Herkunft des Namens „Piast“[2] könnte auf die Tätigkeit als Rademacher hindeuten. Eine andere Erklärung knüpft an piastun, was übersetzt „Pfleger“, „Betreuer“, „Vormund“ bzw. piastować was „hegen“, „pflegen“ oder „betreuen“ bedeutet und vermutet, es habe sich bei der Familie des Piast um Inhaber eines erblichen Amtes, ähnlich dem Hausmeieramt der späteren Karolinger am merowingischen Hof im Frankenreich gehandelt.

Bis zur Epoche der Aufklärung wurde Piast, wie auch seine ersten Nachkommen und eine sehr lange Reihe von Vorgängern, als historische Gestalt behandelt. Als einer der ersten Historiker bezweifelte Adam Naruszewicz die historische Existenz eines „Piasts“, als Gründer und Stammvater der Dynastie der Piasten.

Der erste in Quellen „fassbare“ Herrscher Polens war Mieszko I. (reg. 960–992).

Literatur

  • Henryk Łowmiański: Dynastia Piastów we wczesnym średniowieczu, [in:] Początki Państwa Polskiego, Bd. 1, Poznań 1962.
  • J. Banaszkiewicz: Podanie o Piaście i Popielu, Warszawa 1986.
  • Anna Walczyk, Ratomir Wilkowski: O Piaście Kołodzieju i postrzyżynach jego syna Ziemowita (PDF-Datei; 88 kB)
  • K. Jasiński: Rodowód pierwszych Piastów
  • Stanisław Trawkowski: Jak powstawała Polska, Ausgabe 5, Warszawa 1969.
  • Henryk Łowmiański: Początki Polski, Bd. 5, Warszawa 1973.

Einzelnachweise

  1. Piasten. Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, abgerufen am 9. Juli 2013.
  2. Piasta bedeutet auf polnisch „Nabe“.
VorgängerAmtNachfolger
PopielFürst der Polanen
ca. 840 – ca. 870
Siemowit