Philosophenmantel

Statue des Äskulap mit Philosophenmantel, Stab und Natter

Philosophenmantel (lateinisch pallium philosophicum) oder Tribon (altgriechisch τρίβωνtríbōn) hieß ein weites Oberkleid von einfacher, grober Machart in der Antike.

Ursprünglich wurde der Tribon von Kretern[1] und Spartanern[2] getragen. Im 5. Jahrhundert v. Chr. fand der ohne Unterkleid, den Chiton, getragene Wollmantel Eingang in die Kleidung der Athener.[3] Dort war er das Kleidungsstück von Lakonizontes, Nachahmern spartanischer Sitten,[4] sowie von einfachen Leuten und Bauern.[5] Laut Platon[6] und Xenophon[7] trug Sokrates den Tribon. In der Folge wurde er Kennzeichen des Philosophen, im Speziellen der Vertreter der kynischen, aber auch der stoischen Philosophenschulen. Insbesondere von Lehrern der Rhetorik wurde er in der römischen Kaiserzeit während des Unterrichts ebenfalls getragen. Damaskios berichtet, dass auch Hypatia, eine Mathematikerin, Astronomin und Philosophin des 5. Jahrhunderts, den Tribon getragen habe. Ob er sie dadurch als Kynikerin diskreditieren wollte oder eine reale Begebenheit überliefert, ist umstritten.[8] Auch philosophische Laien, wie Kaiser Antoninus Pius, trugen den Tribon als Zeichen ihres philosophischen Strebens. In der Spätantike wurde der Tribon zu einem beliebten Kleidungsstück männlicher Christen.[9]

Literatur

  • Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 1907, S. 438.
  • Ernst Schuppe: Tribon. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band VI A,2, Stuttgart 1937, Sp. 2415–2419.
  • Rolf Hurschmann: Tribon. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 12/1, Metzler, Stuttgart 2002, ISBN 3-476-01482-7, Sp. 194–195.
  • Allgemeines Handworterbuch der philosophischen Wissenschaften nebst ihrer Literatur und Geschichte: Band 3, S.214 Philosophischer Bart und Mantel

Anmerkungen

  1. Strabon 10,4,20.
  2. Plutarch, Lykurgos 30; Agesilaos 30; Aelian, varia historia 7,13.
  3. Thukydides 1,6,3
  4. Demosthenes 54,34.
  5. Aristophanes, Die Weibervolksversammlung 859; Die Acharner 184. 343; Lysias 32,16; Isaios 5,11.
  6. Platon, Symposion 219b; Protagoras 335d.
  7. Xenophon, Memorabilia 1,6,2.
  8. Alan Cameron, Jacqueline Long: Barbarians and Politics at the Court of Arcadius (= The Transformation of the Classical Heritage. Band 19). University of California Press, Berkeley 1993, S. 41–44.
  9. Arthur P. Urbano: Sizing-Up the Philosopher’s Cloak: Christian Verbal and Visual Representations of the Tribon. In: Kristi Upson-Saia, Carly Daniel-Hughes, Alicia J. Batten (Hrsg.): Dressing Judeans and Christians in Antiquity. Ashgate, Farnham 2014, S. 175–194 (online).

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Statuette of Asklepios. Marble, Roman copy of the 2nd century AD after a Hellenistic original. From Ostia.