Philipp Keel

Maurice Haas (2016)

Philipp Keel (* 1968 in Zürich) ist ein Schweizer Künstler, Autor, Filmemacher und Verleger.

Biografisches

Philipp Keel studierte Klavier am Berklee College of Music in Boston und Regie an der Hochschule für Fernsehen und Film München. Er lebte in Los Angeles und arbeitete dort als Künstler, Autor und Regisseur. Seine Buchreihen All About Me und Keel´s Simple Diary erreichten bis heute eine Gesamtauflage von rund 4 Millionen Exemplaren und machten ihn weltweit bekannt.[1][2][3][4] Sein Fotoband Color prägte einen neuen fotografischen Stil, der dem Alltäglichen eine andere Dimension gibt.

2012 trat Philipp Keel die Nachfolge seines Vaters Daniel Keel als Verleger von Diogenes an und gründete 2016 Diogenes Entertainment, für die er internationale Film- und Fernsehprojekte produziert.[5][6][7] Seit 2019 ist er alleiniger Eigentümer der Diogenes Verlag AG.[8] Er erhielt für seine Arbeit als Verleger 2022 den ›Premio Enrico Filippini‹.[9]

Mit Zeichnungen und Bildern von Diogenes Künstlern aus der ›Jakob & Philipp Keel Collection‹ initiiert Philipp Keel Museumsausstellungen.

Er lebt und arbeitet in Zürich.

Werk und Rezeption

Das künstlerische Werk von Philipp Keel umfasst Fotografien, Zeichnungen, Aquarelle, Ölbilder und Siebdrucke. Seine Kunst wird in zahlreichen internationalen Ausstellungen gezeigt und ist in führenden Sammlungen vertreten.

Als Fotokünstler ist er ein intuitiver Eroberer des Augenblicks.[10] „Auf dem Wasser schwimmende Blätter werfen Schatten, weiße Frauenbeine tauchen in einen Pool ein, die Hitze der Sierra Nevada flirrt vor dem Autofenster, ein leuchtendes Riesenrad vibriert.“[11]

Alle Bilder eint der Blick für besondere Details und Stimmungen.[12] Keel verändert die Realität durch Verfremdung oder Reduktion. Er fängt das Magische im Alltäglichen ein und sucht die Welt hinter der Welt. „Meine Fotografie soll ehrlich und direkt sein wie ein Traum, das ist mein Anspruch“.[13] „Signale und Zeichen, die etwas bedeuten, gibt es jeden Tag. Ich habe großes Vergnügen daran, die Dinge zu verknüpfen, die ich sehe und erlebe und sie neu zusammenzusetzen, wie ein Puzzle, das nur für mich Sinn ergibt.“[14]

Während ein Foto schnell entstehen kann, dauert Keels Bildbearbeitung im Labor oft viele Monate. Mit Don Weinstein, einem der renommiertesten Foto-Printer der USA, und mit Epson entwickelte Keel über Jahre den von ihm so genannten ›Imbue Print‹.[15]

Seine künstlerische Arbeit ist inspiriert von David Hockney, Saul Steinberg, Henri Matisse, Tomi Ungerer, Irving Penn, Giorgio Morandi, Diego Velázquez, Richard Avedon und Saul Leiter.

Auch die Kunst seiner Mutter Anna Keel, die Malerin und Zeichnerin war, hat ihn stark geprägt.

„Unfertige Werke hänge ich an die Wand und markiere die Stellen, die noch bearbeitet werden müssen. Dann lasse ich Zeit verstreichen. Es ist nie verkehrt, über das, was man tut, einen Moment nachzudenken.“[16]

Über seine Aquarell-Arbeiten sagt Keel: „Was dabei zählt, ist das Tempo […]. Aquarelle fordern Disziplin, Loslösung und Präzision. Bei der Ölmalerei gibt es Terpentin, bei der Fotografie den nächsten Abzug, aber beim Aquarell gibt es nur den Augenblick.“[17]

Keel arbeitet oft seriell und beschäftigt sich mit bestimmten Motiven und Themen meist über mehrere Jahre. Dabei inspirieren sich die unterschiedlichen Ausdrucksformen seiner Kunst oft gegenseitig.[18]

„Ein Künstler kann man nicht werden, genauso wenig wie man musikalisch werden kann“, sagt Keel.[19] Ein altmodisches Sprichwort leitet ihn: Übung macht den Meister. Er selbst beklagt seinen Mangel an Geduld und nennt diesen Mangel die „Muse meines Wahnsinns“.[20]

Keel ist der Ansicht, dass es von allem zu viel gibt. „Der Überdruss an der virtuellen Welt, die alles kaputt macht, führt zu einer neuen Sehnsucht nach dem Klassischen. Die endlosen Möglichkeiten begrenzt zu nutzen, darin besteht die große Herausforderung.“[21]

„Was mich noch mehr fasziniert als Illusion, Geheimnis, Philosophie und Inspiration ist die Leidenschaft, die uns dazu bringt, genau das zu tun, was wir am besten können.“[22]

Einzelausstellungen (Auswahl)

  • Last Summer, Bildhalle, Zurich, 2019
  • Reasons and Seasons, Villa Flor, S-chanf, 2018
  • Paintings, Drawings and Photographs, Apalazzogallery, Brescia, 2018
  • Splash, Bildhalle, Zürich, 2017
  • State of Mind, Villa Flor, S-chanf, 2014
  • Splash, Camera Work, Berlin, 2013
  • Tokyo Photo 5, Tokio, 2013
  • AISA – Images of an Imaginary Continent, Galerie Judin, Zürich, 2005
  • Paintings, Sculptures & Photography, Charim Galerie, Vienna, 2003
  • Color, Ruth Bachofner Gallery, Santa Monica, 2002
  • Imbue Prints, Galerie Zur Stockeregg & Art 32 Basel, Zürich, 2001

Gruppenausstellungen (Auswahl)

  • Fernweh, Bildhalle Zürich, 2020
  • Fly Me to the Moon, Kunsthaus Zürich, 2019
  • Photography on a Postcard, Photo London, 2019
  • People at Art, Centre de la Photographie, Art Genève, 2017
  • Empire II, 57. Biennale Venedig, 2017
  • Photo Shanghai, 2014
  • Paris Photo, 2013
  • People and Places with No Name, Ace Gallery, Los Angeles, 2002
  • California Dreaming, Libera Accademia di Belle Arti, Brescia, 2002
  • Details, Faces & Abstracts, DJR International Art, New York, 2001
  • L.A. Nude 5, Photo Impact, Los Angeles, 2000

Publikationen (Auswahl)

  • Last Summer, Steidl 2021
  • Apalazzo Gazzetta, Apalazzogallery 2018
  • Splash, Steidl 2014
  • State of Mind, Nieves 2014
  • Keel´s Simple Diary, volume two, Taschen 2011
  • Keel´s Simple Diary, volume one, Taschen 2009
  • AISA – Images from an Imaginary Continent, Edition Judin 2005
  • Color, Steidl 2003
  • All About Us, Broadway Books 2000
  • Look at Me, Edition Stemmle / Abrams Books 1999
  • All About Me, Broadway Books 1998

Einzelnachweise

  1. Sandra Leis: Philipp Keel – zwei Seiten eines Lebens. SRF, 9. Oktober 2015, abgerufen am 17. November 2021.
  2. Getting to Know Me, in: New York Times Magazine, 1. Februar 1998.
  3. Fragen ohne Antwort, in: Vogue, Februar 2014.
  4. 4 Fragen von und an Philipp Keel, in: Elle, Februar 2014.
  5. Jana Gioia Baurmann: „Wenn die Leute so blöd sind...“, in: Die Zeit. 2. August 2018.
  6. Florence Vuichard: Im Namen des Buches, in: BILANZ, 6. Mai 2016.
  7. Christian Mayer: Philipp Keel über Neugier, in: Süddeutsche Zeitung: 7./8. Dezember 2013.
  8. Sandra Kegel: Um jeden noch so hohen Preis, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18. Oktober 2019.
  9. https://eventiletterari.swiss/de/eventiletterari/festival/Premio-Enrico-Filippini.html, abgerufen am 23. März 2022.
  10. Vgl. zur Fotokunst z. B. Guido Pauling: Philipp Keels „Last Summer“: Beiläufig wehmütig, in NDR Kultur, 7. November 2021. Sowie Ulrich Rüter: Buchtipp Last Summer, in: Leica Fotografie International, 31. August 2021. Und Dörte Welti: Pleasure of Words, Refreshing: Splash, in: Swiss Magazine vom 1. September 2017.
  11. Tobias Bezola: Shadows in Color, In: Philipp Keel: Splash, Steidl 2015.
  12. Suzanne Muchnic, Philipp Keel, Ruth Bachofner, Santa Monica, in: ARTnews, Mai 2001.
  13. Ewa Hess with Philipp Keel : A Conversation on Splash, In: Philipp Keel: Splash, Steidl 2015.
  14. Philipp Keel: Color, Steidl 2003.
  15. Camera work AG, https://web.archive.org/web/20131216084502/http://camerawork.de/de/kuenstler/philipp-keel/, zuletzt abgerufen am 7. April 2022. Sowie Kati Moser: Den Sommer im Visier, in: Tagblatt der Stadt Zürich, 27. August 2019. Und Paulina Czienskowski: Einer, der von Giganten lernte, in: Die Welt Kompakt, 6. Dezember 2013.
  16. Ewa Hess with Philipp Keel: A Conversation on Splash, In: Philipp Keel: Splash, Steidl 2015.
  17. Ewa Hess with Philipp Keel: A Conversation on Splash, In: Philipp Keel: Splash, Steidl 2015.
  18. Hans Ulrich Obrist: Note of Drawings, in: Philipp Keel, State of Mind, Nieves 2014.
  19. Philipp Keel, State of Mind, Nieves 2014.
  20. Philipp Keel, State of Mind, Nieves 2014.
  21. Ewa Hess with Philipp Keel: A Conversation on Splash, In: Philipp Keel: Splash, Steidl 2015.
  22. Philipp Keel: Color, Steidl 2003.

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Autor/Urheber: Anita Derungs, Lizenz: CC BY-SA 4.0
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