Philip P. Bliss

Philip Paul Bliss

Philip Paul Bliss (* 9. Juli 1838 im Dorf Rome, Clearfield County, Pennsylvania; † 29. Dezember 1876 in Ashtabula, Ohio) ist einer der bekanntesten US-amerikanischen Komponisten von Erweckungsliedern. Er verfasste auch eigene Liedertexte.

Leben

Philip Paul Bliss wurde im Dorf Rome im Clearfield County in ein armes, christliches Elternhaus hineingeboren. Sehr früh begann er für sich selbst zu sorgen; er lebte als Holzfäller und verdiente auf Sägemühlen seinen Unterhalt. Seine Musikalität und seine schöne Stimme zeigten sich bald. Von 1857 an erhielt er musikalischen Unterricht u. a. an der Musikschule J. G. Towners in Towanda, Pennsylvania; 1860 besuchte er einen sechswöchigen Kurs an der Normal Academy of Music of New York. Bliss heiratete 1859 Lucy Jane Young und hatte mit ihr die Söhne Philip Paul Bliss, Jr. (1872–1933) und George Goodwin Bliss (1874–1933).

Bliss begann, an methodistischen Camp Meetings und anderen Revival-Veranstaltungen teilzunehmen und arbeitete als zu Pferd reisender Musiklehrer. 1864 gab Bliss Musikunterricht in Chicago und machte so Bekanntschaft mit den führenden Evangelisten sowie Dichtern und Komponisten von Kirchenliedern der US-amerikanischen Erweckungsbewegung seiner Zeit wie etwa George Frederick Root und William Batchelder Bradbury. 1871 wurde Bliss Chormitglied und Sonntagsschulsuperintendent an der Hauptkirche der Kongregationalisten in Chicago. Er war an der Organisation zahlreicher musikalischer Zusammenkünfte im Nordwesten der USA beteiligt.

Auf Veranlassung des Evangelisten Dwight Lyman Moody trat Bliss in die Evangelisationsarbeit ein. Das Angebot der musikalischen Zusammenarbeit mit Moody lehnte allerdings Bliss ab, Moody wählte daraufhin Ira David Sankey als seinen musikalischen Partner. Bliss verband sich stattdessen 1874 mit dem Prediger Major Daniel Webster Whittle. Als dessen music director leitete er die musikalischen Darbietungen bei den Evangelisationsveranstaltungen und sang Sologesänge.

Am 29. Dezember 1876 kamen Bliss und seine Frau beim Eisenbahnunfall von Ashtabula ums Leben, als ein Personenzug durch einen Brückeneinsturz in eine 21 Meter tiefe Schlucht fiel. Dabei starben 92 Menschen.

Werk

Bliss stellte sieben Bände von Evangeliums- und Erwecklungsliedern zusammen, die zunächst in den USA eine hohe Popularität erreichten und bis heute in Gesangbüchern auch in Deutschland präsent sind. Neben der Komposition der geistlichen Lieder dichtete Bliss auch eigene geistliche Texte als Kompositionsvorlagen.

Besonders bekannt wurde die erste seiner Liedersammlungen, die 1874 von Bliss herausgegebenen Gospel Songs, die für die neue Gattung des geistlichen Gesangs namensgebend wurden – so auch im Deutschen die Bezeichnung Evangeliumslied. Die Sammlung enthielt bei Revivals bewährte Lieder, darunter über eigene fünfzig Kompositionen. Zusammen mit Ira David Sankey gab Bliss 1875 die Gospel Hymns and Sacred Songs heraus.

Unter anderem die folgenden Dichtungen und Vertonung stammen von Bliss:

  • Whosoever Heareth, 1870, deutsch von Theodor Kübler als Wer da will, der komme
  • Sing Them over again to me, 1874, deutsch von Ernst Heinrich Gebhardt als Schalle wieder im höhern Chor
  • Will You Meet Me at the Fountain, 1874, deutsch von Ernst Heinrich Gebhardt als Treff ich dich wohl bei der Quelle
  • At the feet of Jesus, 1876, deutsch von Theodor Kübler als Zu des Heilands Füßen
  • Almost persuaded, deutsch von Ernst Heinrich Gebhardt als Beinah bekehret

Unter anderem die folgenden Texte anderer Dichter hat Bliss vertont:

  • Precious Promise (Text von Nathanie Niles, deutsch als Reiches Versprechen)
  • It Is Well with My Soul (When Peace like a River Attendeth My Way) (Text von Horatio Gates Spafford, deutsch von Theodor Kübler als Wenn Friede mit Gott meine Seele durchdringt)
  • Hallelujah! What a savior
  • Oft streust du Samen auf harten Weg

Von der rhythmischen Struktur her lassen sie sich Bliss’ Erweckungslieder in zwei Kategorien einteilen: einerseits eher ruhige Lieder mit Dreierunterteilung (im 6/8- oder 9/8-Takt oder mit Triolen), andererseits Lieder, die durch punktierte Noten geprägt sind. Sie stehen in Dur, gelegentlich erweitert um Chromatik. Die Melodik basiert auf einer schlichten Harmonik aus den Grundfunktionen. Tonwiederholungen, Wechselnoten und Sprünge im Dreiklangsbereich wechseln sich mit Tonleiterausschnitten ab. Weite Sprünge, etwa Sext oder Oktave aufwärts, und eingesprungene Vorhalte (z. B. Sext-Vorhalte) treten häufig auf. Die einzelnen Liedzeilen sind meist aus wenigen melodischen Motiven in Wiederholung, Sequenzierung oder Umkehrung zu recht langen Strophen zusammengesetzt (8 Zeilen); vereinzelt treten Moll-Abschnitte auf. Typischerweise gibt es einen Refrain aus kurzen Zeilen mit aus der Strophe vertrauter Motivik.

In Bliss’ Texten steht der Missionsgedanke im Vordergrund. Sie rufen zur Umkehr auf oder besingen die Nähe zum Savio(u)r (Heiland) Jesus Christus.

Literatur

  • Philip Paul Bliss (Hrsg.): Gospel Songs (1874)
  • Philip Paul Bliss, Ira David Sankey (Hrsg.): Gospel Hymns and Sacred Songs (1875)

Weblinks

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