Philatelistische Literatur

Die erste ausschließlich philatelistische Fachzeitschrift der Welt von 1862

Philatelistische Literatur sind Schriftwerke zu Briefmarken, philatelischen Belegen und Postgeschichte.

Beschreibung und Geschichte

Die breite Beliebtheit des Hobbys der Philatelie, findet sich auch im Literaturbereich wieder. Zu den auflagenstärksten und zugleich grundlegendsten Werken zählen philatelistische Kataloge, insbesondere Briefmarkenkataloge. Neben Briefmarkenkatalogen gibt es außerdem Ganzsachen- und Briefekataloge, meistens mit Preisangaben. Sie sind unerlässlich um einen Überblick über die Sammelgebiete zu bekommen und sie sind wichtige Anhaltspunkte für Preise. Den Anfang machte der Straßburger Buchhändler Oscar Berger-Levrault am 17. September 1861 mit seiner Liste bzw. Katalog, als überhaupt erste dieser Art, die zugleich als erste Literatur im Bereich der Philatelie gilt. Sie hatte die Bezeichnung „Beschreibung der bis jetzt bekannten Briefmarken“ und war ein Briefmarken- und Ganzsachenverzeichnis.[1][2] Kurze Zeit später entstanden die ersten kommerziellen Briefmarkenkataloge. Heute gibt es inzwischen schon Online-Kataloge.

Für weiteres Grundlagenwissen sind philatelistische Fachlexika von Bedeutung, darin stehen Definitionen und kompakte Information zu den elementaren Begriffen, sie sind nicht nur für Neulinge der Materie relevant. Das erste ausführliche deutschsprachige Lexikon stammte aus dem Jahr 1923 und hieß „Grosses Lexikon der Philatelie“.[3] In diesem Nachschlagewerk mit 14.500 Einträgen[4] waren noch viele Eigennamen von Orten und Motiven als Stichwörter enthalten.[5] 1922 gab es schon von B. Poole das Standard Philatelic Dictionary in Buchform.[6] Erst 1971 folgte aus der DDR das zweite Fachlexikon in deutscher Sprache von den Autoren Gruschke/Grallert mit 5.300 Stichwörtern, das sich mit einer Gesamtauflage von 110.000 Stück verkaufte.[4] 1978 kam in Deutschland bislang das einzige Mal ein zweibändiges allgemeines Werk heraus.[7] Der vielleicht erste Vorläufer eines Lexikons, war ein Glossar mit philatelistischen Ausdrücken von 1912, mit Titel „Glossary of Philatelic Terms“ vom „Philatelic Congress of Great Britain“.[8]

Die ersten Monografien aus dem Bereich erschienen etwa um 1875, erste Autoren waren hierbei waren z. B. Jean-Baptiste Moens oder Alfred Moschkau.[9] Der vermutlich bislang erfolgreichste Ratgeber bzw. Lehrbuch im deutschsprachigen Raum, war das ab 1963 von Richard Borek stammende Buch „Kleines Brevier für Briefmarkensammler“, das eine Auflage von insgesamt 150.000 Stück erreichte.[10]

Jedes Monat erscheinen im deutschsprachigen Raum mehrere neue Bücher aus dem Gebiet. Neben der großen Vielzahl von Büchern zu mehr oder weniger spezifischen Themen, gibt es einige philatelistische Fachzeitschriften. So gibt es allein in Deutschland mehrere allgemeine Fachzeitschriften hierzu. Dazu kommen noch weitere Blätter von Arbeitsgemeinschaften, die oft in ihrem Fachgebiet von großer Bedeutung sind und Vereinsnachrichten. Eine Art erste Fachzeitschrift war „The Monthly Intelligencer“ im September 1862, aus Birmingham, vom Verleger William Macmillan.[11][12] Diese erste Zeitschrift hatte schon viele Inhalte über Philatelie, es waren aber außerdem Artikel aus anderen Sammelgebieten enthalten und ist deswegen eher ein Vorläufer.[11][12] Die weltweit erste ausschließlich philatelistische Fachzeitschrift war der „The Monthly Advertiser“ vom 15. Dezember 1862 aus England.[13][14][15] Bald danach erschien die erste deutsche Zeitschrift mit dem „Magazin für Briefmarken-Sammler“, mit Erstausgabe vom 1. Mai 1863, herausgegeben vom Münzen- und Antiquitätengeschäft Zschiesche & Köder in Leipzig.[16] Die drei ältesten bis heute erscheinenden Briefmarkenzeitschriften sind:[17]

  • The American Philatelist, Erstausgabe: Januar 1887
  • L’Écho de la timbrologie, Erstausgabe: November 1887
  • Schweizer Briefmarken Zeitung, Erstausgabe: November 1888

Diese Werke finden Eingang in philatelistische Bibliotheken. Einzelne dieser Fachbibliotheken umfassen teilweise zigtausende Medieneinheiten. Zunächst gab es größere Literatursammlungen in dem Gebiet nur als Privatbibliotheken, später formten sich erste Vereinsbibliotheken von Sammlervereinen und danach bildeten sich öffentliche Spezialbibliotheken.[18]

Formen

  • Kataloge
    • Briefmarkenkataloge
      • Länderkataloge
      • Motivkataloge
      • Spezialkataloge
    • Ganzsachenkataloge
    • Briefekataloge
    • Kataloge für Sonderthemen, wie z. B. für bestimmte Stempel
    • Philatelistische Handbücher
    • Auktionskataloge (von Versteigerungen)
    • Ausstellungskataloge
  • Bücher
    • Monografien
    • Reihenwerke
    • Bibliografien
    • Fachlexika
  • Festschriften
  • Vordruckalben
  • Zeitschriften
    • Fachzeitschriften
    • Händlerblätter
    • Blätter von Verbänden, Vereinen und Arbeitsgemeinschaften
  • Internetauftritte und Webseiten

Literatur

Allgemeines
  • E. Bergmann: Gedanken zur Bedeutung, Bewertung und Entwicklung „Philatelistischer Literatur“. In: Wolfgang Maassen: Internationale Philatelistische Literatur-Ausstellung, Ausstellungskatalog zur IPHLA in Mainz 2.–4. November 2012, S. 234–263
  • W. Blank: Philatelie in Fach- und Tagespresse, Dissertation, Druck und Verlag: A. Hoffmann, Leipzig 1930, 108 S.
  • Wolfgang Maassen: Literatur sammeln – Bibliotheken pflegen. Band 4 aus Reihe Ratgeber für Briefmarkensammler, Phil Creativ Verlag, Schwalmtal 2004, 150 Seiten, ISBN 978-3-932198-58-8
  • Wolfgang Maassen: Zur Situation der philatelistischen Literatur in Deutschland. In: The Philatelic Journalist Nr. 157 vom Oktober 2018, S. 33–36
  • Wolfgang Maassen: Philatelistische Literatur bei Ausstellungen: eine kritische Betrachtung. In: The Philatelic Journalist Nr. 157 vom Oktober 2018, S. 18–23
  • Deutsche Briefmarken-Revue Ausgabe 5/1996, S. 46–48
Geschichte
  • Philatelic Literature, It's Lore and Heritage: Collectors, Dealers and Great Libraries. In: Philatelic Literature Review, Nr. 1/2016, Vol. 65, S. 14–30
  • M. Amrhein: Philatelic Literature, Volume 1–4 von 1992, 1997, 2001 und 2006
  • L. König: Über philatelistische Literatur. (Fortsetzungsartikel) In: Illustriertes Briefmarken-Journal, Jahrgang 1906, ab S. 21
  • Wolfgang Maassen, Vincent Schouberechts: Les jalons de la littérature philatélique au XIXe siècle / Milestones of the Philatelic Literature of the 19th Century, Buch zur philatelistischen Literaturausstellung in Monaco, (Text in Französisch und Englisch), Musée des Timbres et des Monnaies de Monaco, 2013, ISBN 9789081464192, 512 S.
  • Wolfgang Maassen: Vor 150 Jahren erschien die erste philatelistische Literatur. In: philatelie – Das Magazin des Bundes Deutscher Philatelisten, Ausgabe Nr. 416, Februar 2012, S. 42 bis 45
  • Wolfgang Maassen: Der Ursprung der philatelistischen Literatur in Deutschland und Österreich, Sonderband Nr. 16 aus der Reihe „Chronik der deutschen Philatelie“, Phil Creativ, Schwalmtal 2019, 63 S.
Zeitschriften
  • Phila Historica – Zeitschrift für Philateliegeschichte und philatelistische Literatur, Herausgeber: Wolfgang Maassen, Ersterscheinung: März 2013
  • Philatelic Literature Review – Journal der „American Philatelic Research Library“, Erscheinung: vierteljährlich

Siehe auch

  • Liste philatelistischer Zeitschriften
  • Liste philatelistischer Bibliotheken

Weblinks

Commons: Philatelistische Literatur – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Maassen: Vor 150 Jahren erschien die erste philatelistische Literatur. In: philatelie - Das Magazin des Bundes Deutscher Philatelisten, Ausgabe Nr. 416, Februar 2012, Seite 42 bis 45
  2. Wolfgang Maassen: Philatelie und Vereine im 19. Jahrhundert, Verlag: Phil Creativ, Schwalmtal 2006, ISBN 978-3-932198-69-4, S. 178 f
  3. Wolfgang Maassen: Im Vorwort. In: Wolfram Grallert: Lexikon der Philatelie. 2. Auflage. Phil*Creativ GmbH, Schwalmtal 2007, ISBN 978-3-932198-38-0, S. 3
  4. a b Ein Muß für jeden Sammler: Das neue „Lexikon der Philatelie“. In: Deutsche Briefmarken-Revue Ausgabe Nr. 11/2000, S. 22 f
  5. klassische-philatelie.ch: Lexika und Handbücher. Abgerufen am 22. Oktober 2013.
  6. Dictionaries. In: M. Amrhein: Philatelic Literature, Volume 2, S. 63–64
  7. vgl. Gottfried North: Großes Lexikon der Philatelie. (Buchbesprechung) In: Archiv für deutsche Postgeschichte Ausgabe 2/1978, S. 149
  8. Preface (Vorwort). In: James Mackay: Philatelic Terms Illustrated. Verlag: Stanley Gibbons Ltd, London und Ringwood 2003, ISBN 0-85259-557-3
  9. philabooks.com: Über das Sammelgebiet philatelistische Literatur. Abgerufen am 22. Oktober 2013.
  10. Deutsche Briefmarken-Zeitung Ausgabe Nr. 19/2013, S. 28
  11. a b Brian J. Birch: Which was the first magazine devoted to stamp collecting? In: Phila Historica Ausgabe Nr. 2 vom Mai 2013, S. 89–99
  12. a b Wolfgang Maassen: Philatelie und Vereine im 19. Jahrhundert, Verlag: Phil Creativ, Schwalmtal 2006, ISBN 978-3-932198-69-4, S. 218
  13. Wolfgang Maassen: Philatelie und Vereine im 19. Jahrhundert, Verlag: Phil Creativ, Schwalmtal 2006, ISBN 978-3-932198-69-4, S. 218 f
  14. Carlrichard Brühl: Geschichte der Philatelie, Georg Olms Verlag Hildesheim 1986, Band 2, ISBN 3487076209, S. 771
  15. Wolfgang Maassen: 1862–2012: 150 Jahre philatelistische Literatur in Deutschland. In: Internationale Philatelistische Literatur-Ausstellung, Ausstellungskatalog zur IPHLA in Mainz vom 2.–4. November 2012, S. 161
  16. Wolfgang Maassen: Philatelie und Vereine im 19. Jahrhundert, Verlag: Phil Creativ, Schwalmtal 2006, ISBN 978-3-932198-69-4, S. 222 f
  17. Hans Schwarz: 125 Jahre SBZ. In: Schweizer Briefmarken Zeitung Ausgabe 1–2/2013, S. 18 f
  18. Von ersten Literatursammlern zu späteren großen Bibliotheken. In: Wolfgang Maassen: Literatur sammeln – Bibliotheken pflegen. Band 4 aus Reihe Ratgeber für Briefmarkensammler, Phil Creativ Verlag, Schwalmtal 2004, ISBN 978-3-932198-58-8, S. 114 ff

Auf dieser Seite verwendete Medien

Stamp Collectors' Review and Monthly Advertiser No 1-1862.png
Ausgabe Nr. 1 des The Monthly Advertiser vom 15. Dezember 1862, der ersten ausschließlich philatelistischen Fachzeitschrift der Welt. Ab der dritten Ausgabe wurde sie in Stamp Collectors (Briefmarkensammler) unbenannt. Sie wurde herausgebracht von Edward Moore, Liverpool.