Pfarrkirche Heiligenbrunn
Die römisch-katholische Pfarrkirche Heiligenbrunn steht in der Gemeinde Heiligenbrunn (ungarisch Szentkút, kroatisch Šenkut) im Bezirk Güssing im österreichischen Bundesland Burgenland. Sie ist dem Märtyrer und Papst Clemens von Rom gewidmet und gehört zum Seelsorgeraum Zur Göttlichen Barmherzigkeit/Unteres Stremtal im Dekanat Güssing in der Diözese Eisenstadt.[1] Zusammen mit der benachbarten Wallfahrtskapelle zum Heiligen Ulrich war sie über mehrere Jahrhunderte lang ein wichtiges Pilgerziel der Region.[2] Die ehemalige Wallfahrtskirche besitzt einen der größten barocken Hochaltäre des Burgenlandes und steht unter Denkmalschutz.[3]
Lage
Pfarrkirche und Ulrichskapelle liegen an den Hängen einer steil abfallenden Hügelkette am Westrand des Dorfes, mit der das Oststeirische Hügelland in die Pannonische Tiefebene übergeht.[4] Die Kirche steht oberhalb der Kapelle auf einem etwas höher gelegenen Hügelplateau, und ist aufgrund ihrer erhöhten Lage ein markanter Blickpunkt der Gegend. Die im Westen angrenzenden – größtenteils bewaldeten – Steilhänge sind als Kirchhöh bekannt, die südlich der Sakralbauten gelegenen Wiesen als Pfarrriegel. Letztere stehen bis heute zu einem großen Teil im Eigentum der Pfarre und erstrecken sich über eine Fläche von etwa 3,5 ha bis zur südlichen Ortsgrenze. Diese ursprünglich noch weitläufigeren Flächen waren Teil der Landwirtschaft der Pfarre und verfügten bis zum Ende des 20. Jahrhunderts unterhalb der Ulrichskapelle auch über einen großen Pfarrhof.
Geschichte
Baugeschichte
Der erste bekannte Sakralbau im Bereich der heutigen Kirchhöh wurde in einer Urkunde des Jahres 1198 genannt. In dieser bestätigte König Emmerich mehrere Schenkungen, die während der Regentschaft seines Vaters und Vorgängers Bela III. an das von diesem gegründete Zisterzienserkloster Szentgotthárd getätigt wurden. Teil dieser Schenkungen war eine Heilige Quelle (lateinisch Sacrum fontem) samt Kapelle, die der damalige Bischof von Raab, Ugrinus, dem ca. 13 km südwestlich von Heiligenbrunn gelegenen Kloster überließ. Es ist allerdings nicht bekannt ob sich dieses Gebäude an Ort und Stelle der heutigen Kirche befand, oder im Bereich der Ulrichskapelle.[5]
Vermutlich im 12. oder 13. Jahrhundert wurde an Stelle der heutigen Pfarrkirche die erste bekannte Kirche errichtet. Erstmals näher beschrieben wurden sie in einem Visitationsbericht des Jahres 1674: Der gotische Bau habe einen Steinturm mit Glocke, einen Hochaltar, einen Wandtabernakel und eine Kanzel gehabt, und sei mit Steinplatten gepflastert gewesen.[6] Laut einem Visitationsbericht von 1694 handelte es sich um ein renovierungsbedürftiges Gebäude auf einem Hügel über der Pfarre, inmitten eines umzäunten Friedhofes mit Karner. Das Sanktuarium mit Hochaltar sei gewölbt, der Rest des Gebäudes flach gedeckt gewesen, mit verschiedenfarbig verzierten Balken. Im Turm haben sich zwei Glocken befunden, und die Kirche sei mit einem Beichtstuhl und mit zwei Tabernakeln ausgestattet gewesen.[7] Die Kirche erhielt 1719 einen neuen Chor,[8] 1756 eine neue Sakristei,[9] sei aber laut Visitationsbericht von 1757 noch immer feucht und sanierungsbedürftig gewesen.[10] Sie war bereits mit dem heute noch erhaltenen barocken Hauptaltar von 1655 ausgestattet, der ursprünglich aus der Pfarrkirche Stadtschlaining stammte. Dieser verfügte damals über zwei Altarbilder (Heiliger Clemens, Heilige Dreifaltigkeit) und zwei Apostelstatuen (Petrus und Paulus). Die beiden Seitenaltäre seien der Mutter Gottes und dem Heiligen Josef gewidmet gewesen.[11]
Anstelle der baufälligen, mittelalterlichen Wehrkirche wurde 1764 vom damaligen Patronatsherren Graf Adam III. Batthyány aus der Pinkafelder Linie der Batthyány das jetzige, spätbarocke Kirchengebäude errichtet. Im Jahr 1793 erfolgte unter dessen Sohn und Nachfolger Graf Karl Batthyány dessen erste Renovierung.[12]
Schwere Schäden erlitt der Bau während des Zweiten Weltkrieges und durch einen Blitzschlag im Juli 1947, durch den der mit Schindeln gedeckte Turm abbrannte. Der Turm wurde 1947 wieder errichtet, die Kirche 1954 generalsaniert. Bei Renovierungsarbeiten 1982 wurden Kommunionbank und Seitenaltar entfernt und Wand- und Deckengemälde übermalt. Die letzte umfassende Generalsanierung erfolgte von 1995 bis 1997.[13][14]
Pfarrgeschichte
Die Wurzeln der Pfarre reichen vermutlich bis ins 12. Jahrhundert zurück, sind aber urkundlich nicht eindeutig belegbar. Der Kirchenhistoriker Josef Rittsteuer vermutet einen in der Urkunde von 1198 genannten Presbyter (deutsch Priester) Jakobus als ersten Pfarrer einer bereits damals bestehenden Pfarrgemeinde.[15][16] Historisch belegt ist die Gründung der Pfarre für die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts. Sie wurde vermutlich zwischen 1225 und 1254 gegründet und bestand nachweislich im Jahr 1255. Einer urkundlich dokumentierten Schenkung desselben Jahres nach, erhielt König Béla IV. vom Raaber Domherren Werenhart die Possessio (deutsch Besitz) Heiligenbrunn mit den Orten Heiligenbrunn, Sumetendorf, Merhart, Ujfalu und Pinka übertragen. Die letzten drei Ortschaften sind heute nicht mehr zuordenbar, werden aber mit den späteren Filialgemeinden der Pfarre in Verbindung gebracht: Strem, Reinersdorf und (Deutsch) Bieling. Die beiden kirchlichen Schenkungen von 1198 und 1255 durch ranghohe Vertreter der Diözese Györ und die explizite Bezeichnung der Orte als Possessio deuten darauf hin, dass Heiligenbrunn zu dieser Zeit das Zentrum einer geistlichen Kleinherrschaft gewesen sein dürfte.[16]
Im Jahr 1535 fielen Pfarre und Ort zusammen mit anderen Besitztümern der Héderváry an die Familie Batthyány, die sie in die Herrschaft Güssing eingliederte. Als deren Grundherr Graf Christoph Batthyány zum Protestantismus konvertierte wurde auch Heiligenbrunn protestantisch. Die Pfarre wurde vermutlich ab 1610 von evangelischen Predigern betreut, unter anderem 1618–1619 vom kalvinischen Prediger Christoph Summerauer und 1624–1629 von dessen Mitbruder Eberhard Graul. Aufgrund der Unruhen während der Bocskai-Aufstände, durch die auch ein Großteil der Höfe in Heiligenbrunn verwüstet wurde, ist allerdings unklar ob und wie weit es zu dieser Zeit überhaupt eine Pfarrorganisation gab.[17] So bezeichnete sich Graul auf der kalvinischen Generalsynode in Körmend 1629 etwa als Prediger von Strem, und nicht von Heiligenbrunn. Summerauer trat auf Synoden 1618, 1624 und 1625 wiederum als Pfarrer von Szentkút (deutsch Heiligenbrunn) auf.
Zu Auseinandersetzungen kam es offenbar auch zwischen den protestantischen Predigern der Gegend: Graul beschuldigte 1624 seine Kollegen aus Schlaining, Hannersdorf und Großpetersdorf ihn im Pfarrhof verprügelt und anschließend hinausgeworfen zu haben. Ihm selbst wurde vom Patronatsherren Franz Batthyány vorgeworfen im ganzen Distrikt für Unannehmlichkeiten verantwortlich zu sein, und sein Rechnitzer Senior Wolfgang Lang beschuldigte ihn der Trunksucht. Graul wurde auf einer außerordentlich einberufenen Synode für schuldig befunden und musste beim Grundherren auf Burg Güssing und bei den Pfarrmitgliedern im Rahmen einer Messe in der Kirche Abbitte leisten.[18]
1630 wurde die Pfarre durch den Übertritt des neuen Grundherren Graf Adam I. Batthyány zum römisch-katholischen Glauben wieder katholisch.[19][20]
Der Pfarre waren jahrhundertelang die meisten Orte der Umgebung als Filialgemeinden unterstellt, auch jene mit einer größeren Zahl an Einwohnern und Gläubigen. Im Visitationsbericht von 1697 wurden Deutsch Bieling, Deutsch– und Kroatisch–Reinersdorf, Luising, Strem und Sumetendorf als Filialgemeinden genannt.[2] Zusätzlich wurde von 1656 bis 1788 die ursprünglich selbstständige Pfarre Hagensdorf mit der Filialgemeinde Luising als Ortskaplanei von Heiligenbrunn aus mitbetreut.[21] Die einzigen Kirchen dieses weitläufigen Seelsorgegebietes befanden sich in Heiligenbrunn und Hagensdorf, und ab 1852 auch in Strem. Die letzten beiden Dörfer wurden aufgrund ihrer höheren Bevölkerungsanzahl später zu eigenständigen Pfarren erhoben: Hagensdorf 1807 und Strem 1877.[21][22]
Die Pfarre Heiligenbrunn verfügte über eine Vielzahl an Besitzungen in Heiligenbrunn und Umgebung und besaß bis ins 19. Jahrhundert den Großteil der Flächen südlich von Kirche und Kapelle. Der Besitz der Pfarre war Ende des 19. Jahrhunderts so groß, dass der von 1876 bis 1918 tätige Pfarrer Kaspar Pavdy für die Bewirtschaftung seines Hofes zwei Mägde und eine eigene Verwalterfamilie beschäftigte.[23]
Am 5. April 1923 wurde der Pfarrer Matthias Vinzenz Mitnyek im Pfarrhof von Heiligenbrunn erschossen. Über den Täter und das Motiv ist bis heute nichts bekannt.[24]
Liste der Pfarrseelsorger
Name | Wirkungszeit | Anmerkung |
---|---|---|
Jakobus | 1198 | stiftete in Heiligenbrunn Weingärten, historisch umstritten, evtl. Pfarrer von Güssing und Betreuer der Quelle in Heiligenbrunn |
Simon Albert | 1674 | ursprünglich aus Helvetia |
N.N. | 1697 | starb einige Wochen vor der Visitation |
Johann B. Gruden (Groden) | 1697–1698 | hatte ernste Probleme mit den Kuruzzen |
P. Petrus Holz | 1712–1713 | Zisterzienserpater aus Bayern |
P. Anton Galler | 1714 | Kapuzinerpater |
Josef Ignaz Hatzl | 1741–1755 | |
P. Immanuel Fogl | 1755–1756 | Franziskanerpater, gehörte zum Kloster Güssing |
Jakob Sumlics | 1756–1759 | feierte jeden 3. Sonntag und jeden 2. Festtag Hl. Messe in Hagensdorf |
Paul Tometics | 1759–1766 | |
P. Ägidius Dragsich, OFM | 1766–1767 | |
Michael Josef Wagner | 1767–1784 | soll der 12. Pfarrer von Heiligenbrunn gewesen sein, in der Franziskanergruft Güssing begraben |
Georg Genszka | 1784–1788 | |
Phillip Pirosits | 1795–1809 | |
Johann Zadrovits | 1809–1810 | |
Ignaz Kovatsits | 1810–1828 | |
Lukas Korbasics | 1828–1832 | später Dechant des Dekanats Güssing |
Ferdinand Lendl | 1832–1839 | |
Matthias Markovits | 1839–1850 | gestorben und begraben in Heiligenbrunn, im ältesten, noch erhaltenen Grab am Ortsfriedhof |
Georg Osztovits | 1850–1873 | |
Franz Barkovits | 1873–1876 | |
Kaspar Pavdy | 1876–1918 | Ehren-Dechant, besaß eine große Landwirtschaft mit Vieh und Personal, gestorben als Pfarrer von Heiligenbrunn |
Matthias Vinzenz Mitnyek | 1918–1923 | Dominikanerpater, wurde in Heiligenbrunn unter ungeklärten Umständen erschossen, begraben in einem bis heute am Ortsfriedhof bestehenden Grab |
Josef Mischinger | 1923 | Pfarrer von Hagensdorf |
Gregor Schie | 1926–1929 | stammte aus der Bukowina (heute in der Ukraine) |
Josef Mischinger | 1929–1934 | Pfarrer von Hagensdorf |
Ernst Muck (P. Raimund) | 1934–1936 | Zisterzienserpater, gehörte zum Stift Zwettl, starb als Pfarrer von Heiligenbrunn |
Wenzel Horváth (P. Angellus, OFM) | 1936–1937 | Kriegspfarrer im Ersten Weltkrieg |
Hieronymus Vrba | 1937–1945 | stammte aus Mähren |
Johann Kovács | 1945 | Salesianerpater |
Stefan Dobrovich | 1945–1960 | von den Nationalsozialisten angezeigt, starb als Pfarrer von Heiligenbrunn |
Josef Mischinger | 1960–1961 | Pfarrer von Hagensdorf |
Rudolf Hofer | 1961–1962 | |
Mag. Jakob Pinterits | 1962–1964 | |
GR Franz Berzsenyi | 1964–1991 | ab 1973 auch Pfarrer von Hagensdorf, Mitglied des Priester- und Dekanatsrates, Träger des Ehrenrings von Heiligenbrunn, in der Freizeit als Fußballschiedsrichter tätig, starb als Pfarrer von Heiligenbrunn |
P. Marcellus Mikolaczyk, OFM | 1991–1992 | auch Pfarrer von Hagensdorf, stammte aus Polen, Franziskanerpater, gehörte zum Kloster Güssing |
Mag. Georg Lang | 1992–1993 | auch Pfarrer von Hagensdorf, später Generalvikar der Diözese Eisenstadt |
Mag. Burghard Lang | 1993–2013 | auch Pfarrer von Hagensdorf, aus gesundheitlichen Gründen abberufen, später wieder Aushilfspfarrer in Hagensdorf und Heiligenbrunn, Träger des Verdienstkreuzes des Landes Burgenland[25] |
Walter Alois Rudy | 2013–2015 | zuvor bereits Aushilfskaplan in Hagensdorf und Heiligenbrunn |
Mag. Ján Wechter | seit 2015 | ursprünglich nur Pfarrer von Großmürbisch, später auch von Hagensdorf und Heiligenbrunn, seit 2020 Leiter des Seelsorgeraums Zur Göttlichen Barmherzigkeit/Unteres Stremtal mit Sitz in Strem[26] |
Quelle: Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn[27]
Architektur
Äußeres
Die Kirche besteht aus einem einschiffigen spätbarocken Saalbau in Ost-West-Richtung mit einem eingezogenen halbrunden Chor im Osten. Der Scheingiebelfassade im Westen ist ein dreigeschoßiger Kirchturm mit abgerundeten Ecken und Knickhelm vorgebaut. Seine Fassade ist durch Pilaster gegliedert und trägt im nordseitigen Erdgeschoß ein großes Holzkreuz. Das nach Westen ausgerichtete Hauptportal befindet sich im Torhaus des Turmes. Im Süden ist ein Seitenportal vorhanden und eine Sakristei angebaut. Das Langhaus wird durch zweifach abgetreppte Strebepfeiler gegliedert und verfügt über Fenster mit schmiedeeisernen Gittern.
Inneres
Über dem einschiffigen zweijochigen Langhaus befindet sich zwischen Doppelgurtbögen ein breites Platzlgewölbe, das auf Doppelpilastern ruht. Ein rundbogiger Triumphbogen trennt das Kirchenschiff vom Chor, dessen Gewölbe mit zwei Gurten versehen ist. Die dreiachsige Empore im Westen hat eine flache Brüstung und wird von zwei schmiedeeisernen Stützpfeilern getragen.
Ausstattung
Hochaltar
Der barocke Hochaltar aus dem Jahr 1655 ist ein schwarz lackierter, zweigeschoßiger Säulenaufbau aus Holz mit vergoldeten Holzschnitzfiguren und Zierschnitzereien, der bis unter die Decke des Chorgewölbes reicht. Wer ihn geschaffen hat, oder wann genau er von Stadtschlaining nach Heiligenbrunn kam, ist nicht bekannt. Er befindet sich aber nachweislich seit mindestens 1757 in der Pfarrkirche Heiligenbrunn (siehe Baugeschichte).[28]
Im ersten Geschoß des Altares befindet sich zwischen sechs Säulen und vier Heiligenfiguren das Altarbild des Heiligen Clemens, das ihn in Gefangenschaft in den Marmorsteinbrüchen von Chersones auf der Krim darstellt.[29] Er ist im päpstlichen Ornat mit Camauro und Pallium abgebildet und von Betenden und Engeln umgeben. Mit einer Hacke in der rechten Hand öffnet er eine Quelle in einer Felswand, auf dessen Spitze ein Lamm dargestellt ist. Das Gemälde nimmt damit Bezug auf eine Legende, der zufolge der Heilige die Zwangsarbeiter des Steinbruches vor dem Verdursten rettete, indem er eine Quelle freigrub – an einer Stelle, an der zuvor ein Lamm mit den Hufen scharrte. Das Schiff im Hintergrund und der am unteren Bildrand zu erkennende Anker deuten auf das Martyrium des Heiligen hin, der mit einem Anker um den Körper gebunden in das Schwarze Meer gestoßen worden sein soll.[30] Vor dem Altarbild befindet sich ein vergoldeter Tabernakel, der seitlich zwei Putti mit Kerzenleuchtern und im Zentrum ein goldenes Kreuz und eine Holzschnitzfigur des Lamm Gottes trägt.
Im zweiten Altargeschoß ist auf einem Aufsatzbild Christus der Auferstandene bei seiner Ankunft im Himmel dargestellt. Es wird von zwei Heiligenfiguren – der Heiligen Maria Magdalena zur Linken und der der Heiligen Veronika mit dem Schweißtuch zur Rechten – und zwei Engelsstatuen flankiert. Zwei zwischen den Figuren positionierte, gewundene Säulen tragen einen Sprenggiebel, über dem sich das dritte Geschoß des Altares befindet. Es trägt im Zentrum die Figur einer mit der erhobenen rechten Hand gen Himmel deutenden Frau, die seitlich von zwei Putti flankiert wird.
Volksaltar
Unter dem Triumphbogen zwischen Kirchenschiff und Chor befindet sich ein hölzerner Volksaltar mit abnehmbarer Front. Der Innenraum ist dem Heiligen Grab nachempfundenen und enthält eine Holzschnitzfigur des Leichnams Christi. Geöffnet wird er zum Karfreitagshochamt und – umgestaltet zur Krippe – an den Weihnachtsfeiertagen.
Dieser Altar diente bis 1982 als Basis eines damals entfernten Marienaltares, der sich ursprünglich links vor dem Triumphbogen befand. Dessen hölzerner Altaraufbau mit Tabernakel und zwei Engelsfiguren befindet sich heute am Altar in der Ulrichskapelle, wurde farblich aber umgestaltet. Seine Madonnenstatue steht auf einer Wandkonsole links am Triumphbogen.
Seitlich des Volksaltares befindet sich rechts ein moderner Ambo und links ein modernes Prozessionskreuz in barockisierender Form.
Kirchenraum
Neben der Konsole mit der Madonna mit Kind gibt es rechts am Triumphbogen eine Wandkonsole mit einer Herz-Jesu-Figur. Links und rechts des Hochaltares gibt es zwei weitere (leere) Konsolen. Diese trugen bis zur letzten Generalsanierung der Kirche Ende des 20. Jahrhunderts zwei Holzschnitzfiguren des Hochaltares. Welche Figuren sich ursprünglich auf den Konsolen befanden ist unklar, es könnte sich aber um die im Visitationsbericht von 1757 genannten Statuen der Apostel Petrus und Paulus handeln, deren genauer Verbleib ebenfalls unbekannt ist.
Im südseitigen Eingangsbereich der Kirche, direkt unter der Empore, befinden sich eine Figur des Heiligen Antonius mit Jesuskind und zwei Prozessionsfahnen. Sie verfügen über Abbildungen des Heiligen Ulrich und der Heiligen Dreifaltigkeit auf der einen, und der Magna Mater Austriae und des Heiligen Josef mit Kind auf der anderen.
Die Gemälde mit den Darstellungen der vierzehn Kreuzwegstationen an den Wänden des Langhauses wurden 1999 vom österreichischen Maler Herbert Wagner geschaffen.[31]
Orgel
Auf der Westempore steht eine klassizistische Orgel aus dem Jahr 1879. Sie wurde vom Orgelbauer Anton Tauß aus Großpetersdorf geschaffen, 1987 von Anton Hocker aus Graz saniert und erweitert (Mixtur, Pedal), und 2015 von der Orgelbaufirma Michael Walcker-Mayer aus Guntramsdorf generalsaniert. Die mechanische Orgel mit acht Registern verfügt über je ein Pedal und Manual.
Glocken
Im Turm befinden sich zwei Glocken. Die größere ist nach dem Erzengel Michael benannt, die kleinere nach dem Heiligen Bischof Ulrich.[32]
Patrozinium
Die Pfarrkirche Heiligenbrunn ist die einzige Kirche in Österreich, die dem Heiligen Papst und Märtyrer Clemens von Rom gewidmet ist. Wann oder warum es zu diesem Patrozinium kam, ist unbekannt, es besteht aber nachweislich seit 1674.[33]
Josef Rittsteuer stellte in einer Abhandlung anlässlich der 800-Jahr-Feier der Gemeinde im Jahr 1998 die Theorie auf, die Heiligen Cyrill und Method hätten das Patrozinium bereits im 9. Jahrhundert bei einem Besuch der Quelle von Heiligenbrunn begründet. Einer Legende nach sollen die Brüder die Reliquien des Heiligen damals bei ihrer Missionstätigkeit auf der Krim entdeckt, und über die Bernsteinstraße nach Rom gebracht haben. Da die Bernsteinstraße von Szombathely aus entlang der heutigen Staatsgrenze Richtung Süden verlief, wären sie in relativer Nähe an Heiligenbrunn vorbeigekommen. Ein Besuch eines eventuell bereits damals bestehenden, wichtigen Pilgerortes entlang ihrer Route – noch dazu einer Quelle – wäre laut Rittsteuer naheliegend gewesen.[34][35]
Zusammen mit dem Patrozinium der benachbarten Ulrichskapelle gibt es eine relativ seltene Art eines Doppelpatroziniums, dessen historische Ursprünge unklar sind. Bei beiden Heiligen gibt es aber einen Bezug zu Quellen: Beim Heiligen Clemens durch die Legende der Quellauffindung in den Steinbrüchen auf der Krim, beim Heiligen Ulrich aufgrund der seit dem Mittelalter bestehenden Verehrung als Quellheiliger.
Während die Belege für das Patrozinium des Clemens von Rom älter sind (1674) als die des Ulrich von Augsburg (1757), ist das des Ulrich in der Praxis aber nachweislich seit 1697 das wichtigere der beiden. Laut einem Visitationsbericht wurde das Kirchweihfest nämlich am Gedenktag des Heiligen Ulrich abgehalten.[36] Während mittlerweile sowohl am Ulrichstag (4. Juli), als auch am Tag des Heiligen Clemens (23. November) Kirchweihfeste abgehalten werden, gilt auch heute noch der Ulrichkirtag als der wichtigere der beiden.
Sonstiges
- Unter der Kirche befindet sich eine Gruftanlage unbekannter Größe. Der Zugang wurde 1997 bei Wegearbeiten entdeckt, aber nicht freigelegt.
Fotogalerie
Literatur
- Heiligenbrunn – Chronik zur 800-Jahr-Feier. Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn, S. 155–158
- Die Kunstdenkmäler Österreichs. Dehio Burgenland 1976. Heiligenbrunn, Kath. Pfarrkirche hl. Clemens, S. 129.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Seelsorgeraum Strem, Großmürbisch, Heiligenbrunn, Hagensdorf (in Planung). In: martinus.at. Diözese Eisenstadt, abgerufen am 11. September 2022.
- ↑ a b Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 154, 35–42.
- ↑ Burgenland - unbewegliche und archäologische Denkmale unter Denkmalschutz. In: BDA. Bundesdenkmalamt, 29. Juni 2022, abgerufen am 4. September 2022.
- ↑ Walter Dujmovits: Heiligenbrunn. In: Gemeinde Heiligenbrunn (Hrsg.): Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. Heiligenbrunn 1998, S. 15.
- ↑ Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 153, 1–15.
- ↑ Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 154, 21–22.
- ↑ Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 154, 42–59.
- ↑ Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 155, 33.
- ↑ Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 155, 8.
- ↑ Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 155, 29–31.
- ↑ Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 199, S. 155, 11–19.
- ↑ Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 155, 94–98.
- ↑ Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 156, 27–40.
- ↑ Pfarre Heiligenbrunn. In: martinus.at. Diözese Eisenstadt, abgerufen am 6. September 2022.
- ↑ Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 151, 23–50.
- ↑ a b Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 152, 9–15.
- ↑ Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 153, 63–105.
- ↑ Reformation und Gegenreformation. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 48, 40–69.
- ↑ Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 153, 105–107.
- ↑ Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 154, 1–10.
- ↑ a b Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 164, 75–88.
- ↑ Röm.-kath. Pfarre Strem. In: martinus.at. Diözese Eisenstadt, abgerufen am 23. Oktober 2022.
- ↑ Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 157–160.
- ↑ Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 158.
- ↑ Diözese Eisenstadt (Hrsg.): Amtliche Mitteilungen der Diözese Eisenstadt. 2015/8 Auflage. Nr. 626. Eisenstadt 25. November 2015, S. 37.
- ↑ Diözese Eisenstadt (Hrsg.): Amtliche Mitteilungen der Diözese Eisenstadt. 2015/5 Auflage. Nr. 623. Eisenstadt 1. August 2015, S. 21.
- ↑ Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 157–160.
- ↑ Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 199, S. 155, 11–19.
- ↑ PATROZINIEN - Hl. Clemens von Rom (23. November). In: martinus.at. Diözese Eisenstadt, abgerufen am 28. Dezember 2022.
- ↑ Hl. Clemens von Rom (23. November). In: martinus.at. Diözese Eisenstadt, abgerufen am 23. März 2023.
- ↑ Kranzniederlegung – Prof. Herbert Wagner. In: Gemeinde Heiligenbrunn. Gemeinde Heiligenbrunn, 4. Oktober 2021, abgerufen am 4. September 2022.
- ↑ Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 156, 2–5.
- ↑ Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 152, 48–52.
- ↑ Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 152, 85–108.
- ↑ Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 153, 1–7.
- ↑ Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 153, 11–20.
Koordinaten: 47° 1′ 31″ N, 16° 24′ 57,2″ O
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Frontansicht des Kirchturmes
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Römisch-katholische Pfarrkirche Heiligenbrunn vom Pfarrriegel aus gesehen.
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Church Heiligenbrunn - Interior
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Altarraum am Hl. Abend 2022.
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Seitenansicht der Nordfassade mit ihren markanten Strebepfeilern
Porträt von Graf Ádám Batthyány (1609-1659). Ősgalériák, Adelsfamilienportäts der ungarischen historischen Bildergalerie, herausgegeben von Buzási Eniko. Budapest, 1988. Foto: Levente Szucs Szepsy. Ungarisches Nationalmuseum, Budapest
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Die steilen Abhänge der Kirchhöh mit der römisch-katholischen Pfarrkirche zum Hl. Clemens und der weiter unter gelegenen Wallfahrtskapelle zum Hl. Ulrich.
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Church Heiligenbrunn - Interior
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Rückansicht des Chores und der Sakristei. Im Vordergrund der Stiegenabgang zur Ulrichskapelle mit der Ulrichsquelle.
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Kreuzwegstationen in der Römisch-Katholischen Pfarrkirche von Heiligenbrunn, geschaffen 1999 vom österreichischen Maler Herbert Wagner.
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Der geöffnete Volksalatar mit einer geschnitzten Krippenszene am Hl. Abend 2022.
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Der vergoldete Tabernakel am Hochaltar, vor dem Altarbild des Hl. Clemens.
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Holzkreuz an der Nordfassade des Turmes mit der Inschrift „RETTE. DEINE. SEELE.“ und den Jahreszahlen 1930, 1946 und 1953