Pfalz D.XI-XV

Pfalz D.XII
Pfalz D.XI-XV
Typ:Jagdflugzeug
Entwurfsland:

Deutsches Reich Deutsches Reich

Hersteller:Pfalz Flugzeugwerke
Erstflug:März 1918
Indienststellung:Juli 1918
Produktionszeit:

Juni 1918 – Kriegsende

Stückzahl:750–800

Die Pfalz D.XII war ein Jagdflugzeug der Pfalz Flugzeugwerke, das von der deutschen Fliegertruppe in der Endphase des Ersten Weltkriegs eingesetzt wurde.

Entwicklung

Anfang 1918 sandte die Idflieg (Inspektion der Fliegertruppen) eine detaillierte Studie über das französische Jagdflugzeug SPAD S.VII und deren Tragflächenkonstruktion an die deutschen Flugzeughersteller. Das 15-köpfige Ingenieurteam des Flugzeugherstellers Pfalz unter den Brüdern Eversbusch und Oberingenieur Geringer arbeitete bereits seit November 1917 an elf verschiedenen Entwürfen, und Konstrukteur E. Eversbusch stellte schließlich einen Prototyp auf Basis der Pfalz D.III mit Tragflächen vor, die denen der SPAD nachgebaut waren.

Wie bei der D.III verwendeten die Konstrukteure auch für den neuen Prototyp den Mercedes D IIIa-Motor, allerdings in der leistungsgesteigerten 180-PS-Ausführung D.IIIaü. Diese als Pfalz D.XI bezeichnete Maschine besaß den für die Pfalz D.III typischen, sehr stabilen Sperrholz-Wickelrumpf mit ovalem Querschnitt, hatte jedoch im Gegensatz zu ihrem Vorgänger anstatt des Tragflächenkühlers einen Automobil-Frontkühler, ähnlich wie die Fokker D.VII. Der Prototyp absolvierte im März 1918 seinen Erstflug, kam jedoch nicht zur Serienfertigung.

Unter dem Eindruck der alles dominierenden Fokker D.VII wurden weitere Modifikationen vorgenommen, und vom 27. Mai bis 21. Juni 1918 wurden zwei Pfalz-D.XII-Prototypen mit Mercedes D IIIa bzw. BMW-IIIa-Motor und zwei luftgekühlten, synchronisierten LMG MG 08/15 (7,92 mm) für den zweiten Jagdflugzeug-Wettbewerb in Adlershof zur Verfügung gestellt, wo diese durch erfahrene Frontflieger mit den verschiedenen Jagdflugzeugtypen verglichen wurden. Die Typenprüfung zur offiziellen Abnahme fand am 19. Juni 1918 statt. Nach den zahlreichen Testflügen sprach sich nur Ernst Udet zugunsten der D.XII mit BMW-Motor aus. Er gab ihr den Vorzug vor der Fokker D.VII,[1] und auch die bayerische Regierung machte Druck (die Pfalz (Bayern) gehörte zum Königreich Bayern), so dass Pfalz ein Großauftrag von 500 Stück für die D.XII erhielt. Da die BMW-Motoren bevorzugt für den Bau der Fokker D.VII zugewiesen wurden, musste Pfalz den etwas schwächeren Mercedes D III-Motor einbauen.

Die geforderte Monatsrate von 150 Stück erreichte die Produktion der Pfalz-Werke nicht, obwohl die Fertigung der Pfalz D.IIIa zugunsten der D.XII eingestellt worden war. Probleme mit dem Kühler, der senkrechte Röhren anstatt der üblichen Wabenzellen verwendete, verzögerten die Auslieferung der ersten D.XII bis Ende Juni, als die ersten Maschinen an die Front geliefert wurden. Die ersten 200 Exemplare hatten eine rechteckige Heckflosse, während spätere Flugzeuge ein größeres und abgerundetes Seitenruder erhielten. Im August und September wurde die Produktion gesteigert und mehr als 200 Flugzeuge pro Monat verließen nun die Montagehallen.

Einsatz

Testpilot Otto August in einer Pfalz D.XII
Erbeutete Pfalz D.XII (Nr. 1970/18) in Kanada nach dem Krieg

Die D.XII gelangte im Juli 1918[2] an die Front. Zehn Jagdstaffeln, darunter die vier des bayerischen Jagdgeschwaders IV, flogen die D.XII. Oft wurden die Einheiten mit anderen Typen gemischt, nur die an ruhigeren Frontabschnitten operierenden Jastas wurden einheitlich mit D.XII ausgestattet.

Die D.XII war zwar gegenüber den veralteten Albatros D.V, Fokker Dr.I und Pfalz D.III eine deutliche Verbesserung, die Jagdflieger zogen jedoch grundsätzlich die Fokker D.VII vor. Leutnant Rudolf Stark, Führer der Jasta 35, wies seine Piloten an, stets vorsichtshalber unter den Fokkern der Staffel zu bleiben. Die Piloten der Staffel 71 lehnten die Übernahme der Pfalz D.XII so entschieden ab, dass ein Werksflieger in einem Scheinluftkampf gegen den Staffelführer mit dessen Fokker D.VII antreten musste und unterlag. Rein äußerlich konnte die Pfalz D.XII allerdings schnell mit der Fokker D.VII verwechselt werden. Die Maschine war sehr stabil und geübte Piloten konnten durchaus mit den Fokkern Schritt halten oder diese sogar überholen. Allerdings waren die Pfalz D.XII-Jäger schwerer, stiegen langsamer, zeigten sich weniger wendig, verloren im Kurvenflug an Höhe oder kippten sogar ab und reagierten plumper und schwerfälliger auf den Steuerknüppel als die sensible Fokker.

Sie brauchte einen längeren Startanlauf, auch die Landung war schwierig, zumal das Fahrgestell nicht besonders stabil war. Die Mechaniker klagten über die umständliche Verspannung der zweistieligen Tragflächen, die deutlich mehr Wartungsaufwand bedeuteten als die verspannungsfreie Fokker mit ihren freitragenden Tragflächen.

Zwischen 750 und 800 D.XII wurden bis zum Waffenstillstand hergestellt.

Leistungsvergleich von Jagdeinsitzern im Fronteinsatz zum Ende des Ersten Weltkriegs:

NameStaatErstflugIndienst­stellungMotor­leistungmax. Ge­schwin­digkeitStart­masseBe­waff­nung (MG)Gipfel­höheStück­zahl
Albatros D.IIIDeutsches Reich Deutsches Reich1916-08-011917-01-15170 PS165 km/h886 kg25.500 m1352
S.E.5aVereinigtes Konigreich 1801 Vereinigtes Königreich1916-11-221917-03-15200 PS222 km/h880 kg25.185 m5205
Sopwith CamelVereinigtes Konigreich 1801 Vereinigtes Königreich1916-12-311917-06-15130 PS185 km/h659 kg25.791 m5490
Sopwith DolphinVereinigtes Konigreich 1801 Vereinigtes Königreich1917-03-231918-02-15200 PS211 km/h890 kg26.100 m2072
Albatros D.VaDeutsches Reich Deutsches Reich1917-04-151917-07-15185 PS187 km/h937 kg26.250 m2562
Pfalz D.IIIaDeutsches Reich Deutsches Reich1917-04-151917-08-15180 PS181 km/h834 kg26.000 m750
SPAD S.XIIIDritte Französische Republik Frankreich1917-04-301917-05-31220 PS222 km/h820 kg26.650 m8472
Nieuport 28Dritte Französische Republik Frankreich1917-06-141918-03-15160 PS195 km/h740 kg25.200 m300
Fokker Dr.IDeutsches Reich Deutsches Reich1917-07-051917-09-01130 PS160 km/h585 kg26.500 m420
Sopwith SnipeVereinigtes Konigreich 1801 Vereinigtes Königreich1917-10-311918-08-30230 PS195 km/h955 kg26.100 m497
L.F.G. Roland D.VIaDeutsches Reich Deutsches Reich1917-11-301918-05-15160 PS190 km/h820 kg25.500 m353
Siemens-Schuckert D.IVDeutsches Reich Deutsches Reich1917-12-311918-08-15160 PS190 km/h735 kg28.000 m123
Fokker D.VIIDeutsches Reich Deutsches Reich1918-01-241918-04-15180 PS189 km/h910 kg26.000 m800
Fokker D.VIIFDeutsches Reich Deutsches Reich1918-01-241918-04-15226 PS205 km/h910 kg27.000 m200
Pfalz D.VIIIDeutsches Reich Deutsches Reich1918-01-241918-09-15160 PS190 km/h740 kg27.500 m120
Pfalz D.XIIDeutsches Reich Deutsches Reich1918-03-311918-07-15160 PS180 km/h902 kg25.640 m750
Fokker D.VIIIDeutsches Reich Deutsches Reich1918-05-311918-07-31110 PS204 km/h605 kg26.300 m289

Nachkriegsverwendung

Nach dem Krieg gelangten einige D.XII nach Polen, wo sie im Krieg gegen Russland eingesetzt wurden. Etwa 175 Pfalz D.XII wurden den Alliierten übergeben, einige davon gelangten für technische Erprobungen in die USA und nach Kanada. Zwei D.XII gelangten zur Firma Crawford Aeroplane & Supply Co. in Venice/Kalifornien. Diese Maschinen, die in den Filmen Hell’s Angels und Dawn Patrol verwendet wurden, sind heute im National Air and Space Museum[3] und dem Seattle Museum of Flight ausgestellt.[4] Auch das Musée de l’Air et de l’Espace in Paris[5] und das Australian War Memorial in Canberra verfügen über eine Pfalz D.XII.

Weiterentwicklung

Pfalz D.XIV
Pfalz D.XV

Als Variante der D.XII erschienen die Pfalz D.XIII und Pfalz D.XIV mit dem wesentlich schwereren 200 PS Benz Bz.IVü-Motor und daher erweiterten Tragflächen mit größerer Spannweite und erweiterten Querrudern. Die Prototypen wurden zum Flugzeugwettbewerb im Oktober 1918 nach Adlershof geschickt. Da D.XIV war zwar etwas wendiger, aber schwer zu landen und versprach insgesamt keine wesentliche Verbesserung gegenüber der D.XII. Außerdem wurde der Benz Bz.IV-Motor für die schweren Aufklärungsflugzeuge benötigt. Pfalz erhielt zwar eine Produktionsfreigabe, eine Fertigung kam jedoch nicht mehr zustande.

Als Variante der D.XIV wurden verschiedene Prototypen einer Pfalz D.XV mit 185 PS BMW-IIIa-Motor entwickelt. Die Maschine glich der D.XII, die unteren Tragflächen waren jedoch an N-förmigen Streben unterhalb des Rumpfes aufgehängt. Zwei Testflugzeuge gingen eine Woche vor Kriegsende beim dritten Jagdflugzeug-Wettbewerb in Berlin-Adlershof in die Erprobung; sie erwiesen sich als äußerst wendig und leistungsfähig, aber schwierig zu landen. Die beabsichtigte Bestellung kam aufgrund des Kriegsendes nicht mehr zur Ausführung.

Technische Daten

KenngrößePfalz D.XIIPfalz D.XIIIPfalz D.XIVPfalz D.XV
Baujahr1918
EinsatzzweckJagdflugzeug
Besatzung1
Länge6,35 m6,30 m6,50 m
Spannweite9,00 m8,50 m
Höhe2,70 m2,85 m
Flügelfläche21,70 m²20,00 m²
Leermasse717 kg718 kg
Startmasse902 kg
wassergekühlter ReihenmotorMercedes D IIIaü (160 PS)Benz Bz III (185 PS)BMW IIIa (185 PS)
Höchstgeschwindigkeit180 km/h195 km/h200 km/h
Steigzeit auf 1000 m2:30 min
Steigzeit auf 2000 m7:07 min
Steigzeit auf 3000 m11:18 min10:30 min
Steigzeit auf 5000 m30:42 min
Dienstgipfelhöhe5640 m6000 m7000 m
Reichweite370 km[6]350 km
Flugdauer2:30 h
Bewaffnung2 MG

Siehe auch

Literatur

  • Enzo Angelucci, Paolo Matricardi: Die Flugzeuge. Von den Anfängen bis zum Ersten Weltkrieg. Falken-Verlag, Wiesbaden 1976, ISBN 3-8068-0391-9, (Falken-Handbuch in Farbe).
  • Jack Herris: Pfalz Aircraft of World War I. Flying Machine Press, Boulder CO 2001, ISBN 1-891268-15-5, (Great War Aircraft in Profile 4).
  • Karlheinz Kens, Hanns Müller: Die Flugzeuge des Ersten Weltkriegs 1914–1918. Heyne, München 1973, ISBN 3-453-00404-3.
  • Günter Kroschel, Helmut Stützer: Die deutschen Militärflugzeuge 1910–1918. Lohse-Eissing, Wilhelmshaven 1977, ISBN 3-920602-18-8.
  • Kenneth Munson: Kampfflugzeuge. Jagd- und Schulflugzeuge 1914–1919. 2. neu bearbeitete Auflage. Orell Füssli Verlag, Zürich 1976, ISBN 3-280-00824-7, (Flugzeuge der Welt in Farben), Nr. 26.
  • Heinz Nowarra: Die Entwicklung der Flugzeuge 1914–1918. Lehmanns, München 1959.
  • Peter Pletschacher: Die Königlich Bayerischen Fliegertruppen 1912–1919. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1978, ISBN 3-87943-576-6.
  • Ray Rimell: Pfalz D.XV. In: Windsock international 3, 1987, Nr. 1, ISSN 0268-6422 1987.
  • A. R. Weyl: Fokker. The Creative Years. Reprint. Putnam, London 1987, ISBN 0-85177-817-8.
  • Reinhard Zankl: Pfalz D.XV. Der Fokker D.VII Nachfolger? In: Das Propellerblatt. Mitteilungsblatt der Interessengemeinschaft Luftfahrt 1900–1920 Heft 13, ZDB-ID 2072773-2.

Weblinks

Einzelnachweise/Anmerkungen

  1. siehe engl. Wikibeitrag
  2. lt. Karlheinz Kens, Hanns Müller: Die Flugzeuge des Ersten Weltkriegs 1914–1918. Heyne, München 1973, ISBN 3-453-00404-3 erst im Herbst
  3. https://web.archive.org/web/20160309200444/http://www.aero-web.org/database/museums/getimage.htm?id=3955
  4. National Air and Space Museum Exhibition
  5. vgl. Archivlink (Memento vom 1. November 2005 im Internet Archive)
  6. lt. Günter Kroschel, Helmut Stützer: Die deutschen Militärflugzeuge 1910–1918. Lohse-Eissing, Wilhelmshaven 1977, ISBN 3-920602-18-8 nur 250 km

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