Pfadfinderkluft

Eine Pfadfinderkluft (Kluft: rotwelsch für Kleid, Anzug; vielleicht von hebräisch ḥalīfā – Kleider oder qelīfā – Schale)[1] ist die traditionelle, innerhalb eines Pfadfinderbundes oder -verbandes einheitliche, Bekleidung der Pfadfinder. Sie wird auch Fahrtenhemd oder Tracht genannt; in der Schweiz und in Österreich wird der Begriff Pfadfinderuniform benutzt, was in Deutschland, wegen der Nähe des Begriffs zum Militär, vermieden wird.

Hemd

Das Hemd, welches in vielen Verbänden erst in Verbindung mit dem Halstuch als Kluft bezeichnet wird, wird zu unterschiedlichen Anlässen getragen. Von einigen Gruppen wird es nur bei öffentlichen Präsentationsaufgaben, wie einem Gottesdienstbesuch, getragen, viele Gruppen nutzen es aber auch auf Fahrten, im Lager oder bei Gruppenstunden. Um dem gerecht zu werden, ist der Stoff strapazierfähig, angenehm zu tragen und in Mitteleuropa üblicherweise aus Baumwolle.

Mit der Kluft haben Pfadfinder in der Bevölkerung einen hohen Bekanntheitsgrad, was oft von Nutzen sein kann. Die Pfadfinderkluft wurde eingeführt, um die Klassenunterschiede der Pfadfinder in der Gruppe zu verwischen. Sie erzeugt ein Zusammengehörigkeitsgefühl, nicht nur in Horte, Meute, Sippe, Stamm und Bund, sondern auch unter Pfadfindern weltweit.

Aus der ursprünglichen englischen Pfadfindertradition kam der Anstoß, khaki-braune Hemden zu tragen. In vielen Bünden und Verbänden sind seither auch Hemden in anderen gedeckten Farben wie beige, blau, grau und grün sowie in neuerer Zeit auch weinrot weit verbreitet. Große Pfadfinderbünde der Weimarer Republik nutzten ein weißes Fest- und Feiertagshemd. Damals fanden grüne Hemden, wie beim Deutschen Pfadfinderbund oder der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg weite Verbreitung. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde im Bund Deutscher Pfadfinder blau gewählt, um sich von den braunen Hemden der Hitler-Jugend abzugrenzen.

In der Schweiz werden je nach Altersstufe verschiedene Uniformfarben verwendet. So tragen Wölfe in der Regel türkisfarbene Hemden und Pfadfinder die klassische Khaki Farbe. Des Weiteren werden von älteren Pfadfindern und Leitern auch rote bzw. grüne Uniformhemden getragen.

Das Hemd des größten österreichischen Pfadfinderverbandes, der Pfadfinder und Pfadfinderinnen Österreichs (PPÖ), ist seit 1995 rubinrot. Davor war die Hemdfarbe beige. Das Hemd wird von allen Pfadfindern ab der Altersstufe Guides und Späher (ab zehn Jahren) sowie den Leitern getragen. Die jüngste Altersstufe (Wichtel und Wölflinge, 7–10 Jahre) trägt kein Hemd, sondern ein royalblaues T-Shirt.[2]

Bluse

Jungenschaftsjacke

Über dem Hemd wird bei schlechtem Wetter eine Bluse (Juja) getragen. Sie wird aus dunkelblauem Wollstoff oder aus schwarzem Zeltstoff (Kohtenstoff) gefertigt und am Hals mit drei Riegeln verschlossen. In diese Riegel lässt sich das Halstuch einflechten.

Abzeichen

Verschiedene Abzeichen in Form von Aufnäher, Nadel und Patte können das Hemd ergänzen. Hemdfarbe und Abzeichen variieren und zeigen zu welchem Pfadfinderbund- oder -verband der Träger gehört und in manchen Fällen welche Aufgaben oder Funktionen er dort wahrnimmt. Manche Gruppen haben ein vielfältiges System von Auszeichnungen für besondere Fähigkeiten, die auf gestickten Abzeichen dargestellt sind. Abzeichen werden auch verliehen als Auszeichnung für besondere Leistungen oder einfach als Erinnerung an die Teilnahme an einem Treffen.

Fast alle Gruppen tragen die Pfadfinderlilie (in der Regel in verbandstypischer Ausführung) und das Gruppenwappen auf ihrer Kluft, bei vielen Gruppen außerdem Herkunftsabzeichen wie Wappen, Farben oder Namensschilder von Bundesländern oder Staaten.

Halstuch

Halstuch des BdP
Auslandshalstuch der PPÖ

Zum Hemd kommt meist ein Halstuch (in der Schweiz auch Krawatte oder Foulard genannt), das farblich je nach Zugehörigkeit zu einem Verband, einer örtlichen Gruppe oder einer Altersgruppe variiert. In Deutschland ist es üblich, dass alle Mitglieder eines Verbandes und einer Altersstufe die gleiche Halstuchfarbe tragen, in vielen anderen Ländern legt jede Gruppe ihre eigenen Halstuchfarben fest. Viele Verbände nutzen bei Veranstaltungen im Ausland ein einheitliches Auslandshalstuch, wie bspw. die PPÖ, deren Auslandshalstuch grau mit rot-weiß-rotem Rand ist.

Das Halstuch wird je nach Verbandszugehörigkeit auf oder unter dem Kragen (ähnlich einer Krawatte) getragen, in wenigen Fällen auch im Kragen.

Leiter, die erfolgreich einen Gilwellkurs besucht haben, erhalten das „Gilwell-Halstuch“. Es besteht aus sandfarbenem Tuch, mit einem aufgenähten Stück karierten Schottenstoff. Dazu wird ein Woodbadge getragen, zwei Holzperlen an einem Lederband mit Diamantknoten.

Halstuchring

Gilwellknoten

Das Halstuch wird meist mit einem Halstuchring oder Halstuchknoten (in der Schweiz: Foulardknoten) zusammengehalten, einem oft individuell kunstvoll gestalteten Ring aus Leder, Holz, Fell, Knochen, Metall, Seil, Lederschnur oder Stoff. Häufig verwendet wird der Türkenbund aus Leder oder Schnur. Rechts im Bild ein Gilwellknoten.

Gürtel

Ergänzend wird in den meisten Bünden ein Ledergürtel zu Hose und Rock getragen. Ein wichtiges Merkmal ist die in der Regel an den Gürtel genietete oder genähte Metallschnalle, welche zumeist eine Lilie zeigt, die oftmals mit dem Wahlspruch der Pfadfinder, „Allzeit Bereit“, umschrieben ist. Manchmal wird zusätzlich der Name des Pfadfinderbundes- oder -verbandes gekürzt oder ausgeschrieben angegeben. Der Verschluss ist meist rund gestaltet und besitzt eine Steckschließe. Bei vielen Pfadfindergürteln sind am Leibriemen zwei runde oder eckig gestaltete Metallringe integriert, die beim Tragen an den Hüften sitzen. Oft sind an den Ringen noch kleine Karabinerhaken befestigt. An den Ringen beziehungsweise an den Haken können unter anderem leichtere Gegenstände befestigt werden. Viele Pfadfinder tragen den Gürtel auch im Alltag zu ziviler Kleidung, als Zeichen der Zugehörigkeit zur Pfadfinderbewegung.

Kopfbedeckung

Der Pfadfinderhut ist ein besonders auffälliges Merkmal der klassischen Pfadfinderkluft. Er stammt ursprünglich aus Nordamerika und wurde von Baden-Powell nach dem Zweiten Burenkrieg für die South African Constabulary übernommen, zu der zahlreiche Kanadier gehörten.[3] 1907 wurde er in dem Pfadfinderhandbuch Scouting for Boys als Teil der Scout uniform eingeführt. Er ist in einem Stück aus Wollfilz gearbeitet und dient mit seiner breiten Krempe als Sonnen- und Regenschutz.

Neben dem Pfadfinderhut wurde von vielen Bünden und Verbänden schon früh das Schiffchen getragen. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam in Deutschland das vielfach bereits wieder abgeschaffte Barett zum Einsatz. Als Ersatz wurde teilweise das Baseballcap zum offiziellen Uniformbestandteil. Etliche Pfadfinderbünde und -verbände besitzen jedoch keine offizielle Kopfbedeckung mehr.

Weblinks

Commons: Pfadfinderkluft – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. „Kluft“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, abgerufen am 20. Mai 2019.
  2. Verbandsordnung der Pfadfinder und Pfadfinderinnen Österreichs. (PDF; 473 kB) 13. Oktober 2019, S. 28, abgerufen am 14. November 2021.
  3. The South African Constabulary, Canadian War Museum, Canada & The South African War, 1899–1902 (englisch) (Memento vom 21. April 2008 im Internet Archive)

Auf dieser Seite verwendete Medien

Robert Baden-Powell in South Africa, 1896 (2).jpg
Major-General Robert Stephenson Smyth Baden-Powell, 1896.

The photograph was taken for Elliott and Fry by Francis Henry Hart in 1896 at the time of the Matabele Campaign. It was reissued at various times with different captions as Baden-Powell's fame grew. Baden Powell is decorated with an Ashanti Star ribbon.

Koppel Bund Deutscher Pfadfinder.jpg
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Koppelschnalle BDP - 1960er Jahre
Pfadfinderkravattenknoten1.jpg
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Kravattenknoten mit Türkenbund aus Leder, auch "Gillwell-Knoten"
Austrian scout uniform current and old version.jpg
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Vorne das aktuelle, weinrote Uniformhemd der Pfadfinder und Pfadfinder Österreichs (PPÖ). Auf der linken Brusttasche befindet sich das Verbandsabzeichen der PPÖ, auf der Rechten das Abzeichen des Weltpfadfinderverbandes WOSM. Bei den Mädchen wird stattdessen das Abzeichen des Weltpfadfinderinnenverbandes WAGGGS verwendet. Auf dem rechten Ärmel ist das Wappen des Bundeslandes sowie der jeweilige Gruppenname (hier: Bruck/Leitha) aufgenäht. Hinten zeigt das Foto eine alte, bis 1995 verwendete, Uniform. Die Abzeichen sind gleich, zusätzlich sind am linken Ärmel die Abzeichen "Erste Klasse" (eine weiteres Mal das Verbandsabzeichen der PPÖ) sowie "Zweite Klasse" (der Schriftzug "Allzeit Bereit") zu sehen. Darunter befinden sich zwei Spezialabzeichen. Diese vier Abzeichen können bei der Alterstufe "Guides und Späher" (10-13-jährige) erworben werden.
Pfadfindergürtel.jpg
Schliesse eines Pfadfindergürtels mit Lilie und Wahlspruch. Material: Bronce.
Jungenschaftsjacke.jpg
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Eine Jungenschaftsjacke, bekannt unter der Abkürzung Juja oder auch Juscha
DeutscherPfadfinderBundFahrtenhemdundHalstuch.JPG
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Das typisch blaue Fahrtenhemd des DPB mit grau-rotem Halstuch und mit der Lilie auf der Brusttasche.
Korean Scout Uniforms 2007.jpg
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Korean Scout uniforms on exhibition during the 21st World Scout Jamboree 2007
Neckerchief austrian scouts abroad.jpg
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Auslandshaltuch der Pfadfinder und Pfadfinderinnen Österreichs. Es wird von allen Verbandangehörigen der PPÖ im Ausland getragen.
Kluft Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder.jpg
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Eine Pfadfinderkluft. Hier die eines Pfadfinders des "Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder". Zu sehen ist auf der linken Brusttasche das Abzeichen des BdP (bzw. allgemein der Pfadfinderschaft, die Lilie), darüber ein Schriftzug mit der Stammesbezeichnung, hier: "BdP 'Roter Milan' Nidderau". Auf dem linken Ärmel befindet sich das Stammeswappen des hessischen Stammes 'Roter Milan'. Dies ist jedoch optional und wird nicht in allen 'Stämmen'(ört. Gruppen) verwendet.
Halstuch Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder.jpg
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Das Halstuch eines Pfadfinders beim "Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder". Ausschnitssvergrößerung des Knotens