Petermännchen (Schwerin)

Petermännchen.
Kupferstich von Louis Fischer

Das Petermännchen ist der Geist des Schweriner Schlosses, der nach mehreren Sagen eine seiner Wirkungsstätten in den Kellergewölben des Schweriner Wahrzeichens hatte.

Die Gewölbe des Schlosses waren laut einer Überlieferung durch Gänge mit dem Petersberg in Pinnow verbunden, wo der gutmütige Kobold mit finsterem Gesichtsausdruck als Schmied arbeitete. In anderen Versionen überwindet die Figur den Weg von Pinnow bis zum Schloss auf dem See- oder gar dem Luftweg. Auch der Schlafplatz wird je nach Version an verschiedenen Stellen vermutet.

Die zwergenförmige Figur, die mit Laterne, Schwert und Schlüsselbund ausgerüstet war, soll Diebe und Eindringlinge mit Plagen, Späßen und nächtlichem Poltern bestraft und in die Flucht getrieben haben, während sie ehrliche Menschen belohnte. Außerdem weckte der Kobold eingeschlafene Soldaten, die zur Nachtwache eingeteilt waren. Das Petermännchen soll unter anderem Wallenstein, den Kaiser Ferdinand II. während des Dreißigjährigen Krieges 1628 mit dem Herzogtum Mecklenburg belehnte, während seiner ersten Nacht im Schloss Schwerin so arg gepiesackt haben, dass der große General am nächsten Morgen vollkommen übernächtigt wieder abreiste und Schwerin nie wieder betrat. Stattdessen war während der Herrschaft Wallensteins Güstrow Residenzstadt.[1]

Eine von Heinrich Petters um 1856 geschaffene Petermännchen-Statue befindet sich in der Hoffassade des Schlosses. Die kleinste Glocke des Doms von 1363 ist, obwohl sie von einer Kirche außerhalb Schwerins stammt, somit gar keine Schweriner Vergangenheit hat und erst nach dem Zweiten Weltkrieg in den Domturm gehängt wurde, nach dem Geist benannt.[2] Das ab 1976 zwischen Schwerin Hbf und Berlin-Lichtenberg pendelnde Städteexpress-Zugpaar 131/136 der Deutschen Reichsbahn trug den Namen Petermännchen. Bei heutigen Veranstaltungen treten als Petermännchen verkleidete Personen als eine Art Maskottchen auf und sind so Teil der Schweriner Tourismuswerbung.[3] Ein Petermännchen-Museum auf dem Schweriner Markt präsentierte von 2006 bis 2011 die Geschichte zur Sagenfigur.[4]

Pinnow (bei Schwerin) trägt das Petermännchen seit 2001 in seinem Gemeindewappen. Die Blasonierung beschreibt es wie folgt: „In Gold auf grünem Hügel stehend das rot behaarte und bebartete blau gekleidete Petermännchen mit blauem Hut nebst silberner Feder, mit silberner Halskrause, silbernem Besatz und silbernen Ärmelstulpen, rotem Gürtel, silbern gespornten roten Stulpenstiefeln, in beiden Händen (je) eine silberne Stelze haltend.“

Namensgebend ist die fiktive Figur seit dem hundertjährigen Jubiläum des Fährbetriebes (19. Juli 1979) auch für die Personenfähre auf dem Schweriner Pfaffenteich.[5][6] Auch die Wegebahn, mit der Stadtrundfahrten durchgeführt werden,[7] sowie eine in Schwerin gebraute Biersorte[8] wurden nach der Sagengestalt benannt.

Literatur

  • Ernst Friedrich von Monroy: Das "Petermännchen"-Bild im Schweriner Schloß und seine ursprüngliche Bedeutung. In: Mecklenburgische Jahrbücher. 103 (1939), S. 67–76. (online).
  • Erika Borchardt: Wie Petermännchen zu Hut und Stelzen kam. Landesverlags- und Druckgesellschaft Mecklenburg, Schwerin 1991.
  • Erika Borchardt: Petermännchen. Der verwunschene Prinz. Stock-und-Stein-Verlag, Schwerin 1992.
  • Erika Borchardt: Petermännchen. Der Poltergeist. Stock-und-Stein-Verlag, Schwerin 1992.
  • Erika und Jürgen Borchardt: Petermännchen. Der Schweriner Schlossgeist. Stock-und-Stein-Verlag, Schwerin 1992.
  • Erika und Jürgen Borchardt: Petermännchen. Der geheimnisvolle Zwerg. Stock-und-Stein-Verlag, Schwerin 1994, ISBN 3-910179-32-0.
  • Erika Borchardt: Das Geheimnis der Felsengrotte. Sagen aus Schwerin und Umgebung. Edition digital, Schwerin 1996, ISBN 978-3-931646-16-5.
  • Jürgen Borchardt: Dat Petermänken. Lüdsnack un Vertellers von den lütten Kierl in't Sweriner Sloss. Edition digital, Schwerin 1996, ISBN 978-3-931646-14-1.
  • Erika und Jürgen Borchardt: Das sagenhafte Schwerin … anders entdecken. Edition digital, Schwerin 2006, ISBN 978-3-931646-31-8.
  • Erika Borchardt: Sagenhafte Orte. Um den Schweriner See. Edition digital, Schwerin 2008, ISBN 978-3-931646-33-2.
  • Erika und Jürgen Borchardt: Der Schweriner Schlossgeist Petermännchen. Die schönsten Sagen und Geschichten, Teil 1. Edition digital, Schwerin 2017, ISBN 978-3-95655-788-0.
  • Erika und Jürgen Borchardt: Erde, Blut und Rote Rüben. Petermännchen als Prophet. Weissagung und Wirklichkeit. Edition digital, Schwerin 2019, ISBN 978-3-95655-887-0.
  • Erika und Jürgen Borchardt: Petermännchen will König werden. Seltsame Geschichten um seine Erlösung. Edition digital, Schwerin 2019, ISBN 978-3-95655-881-8.

Weblinks

Commons: Petermännchen – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Informationen auf petermaennchenmuseum-schwerin.de, Website inzwischen offline
  2. Die Domglocken. Abgerufen am 17. August 2022 (deutsch).
  3. Petermännchen auf schwerin.de (Kultur und Tourismus), abgerufen am 19. Dezember 2021.
  4. Timo Weber: Petermännchen gibt auf In: svz.de, 19. August 2011, abgerufen am 20. Dezember 2021
  5. MS Petermännchen auf schifffahrt-schwerin.de, abgerufen am 20. Dezember 2021
  6. Die Fähre Petermännchen auf dem Pfaffenteich, abgerufen am 20. Dezember 2021
  7. Die origiinal Petermännchen-Stadtrundfahrten, abgerufen am 20. Dezember 2021
  8. Petermännchen-Pils, abgerufen am 20. Dezember 2021

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Schwerin, Pfaffenteich, Fähre Petermännchen ADN-ZB Pätzold-10.5.1985 Schwerin: Die Pfaffenteichfähre ging dieser Tage frisch gestrichen und technisch überholt wieder auf Fahrt. Seit über 100 Jahren besteht die Fährlinie auf dem 13 ha großen See im Zentrum von Schwerin. Das Motorschiff "Petermännchen" legt die rund 230 Meter lange Strecke etwa 200mal pro Tag zurück und befördert jährlich ebensoviel Passagiere wie die acht Schiffe der Schweriner Weißen Flotte zusammen. 1984 hatten die acht Schiffe mehr als 300000 Gäste an Bord.