Peter Stump

Darstellung von Lucas Mayer, 1589
Darstellung eines Wolfes als Menschenmörder aus Augsburg, 1531
Der Werwolf oder der Kannibale, 1512 von Lucas Cranach
Infotafel auf dem Werwolf-Wanderweg, Bedburg

Peter Stump (auch Peter Stubbe, Stubbe- oder Stübbe-Peter genannt, * 1525; † 31. Oktober 1589 in Bedburg) wurde im bekanntesten Werwolfprozess des 16. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum angeklagt[1], gefoltert und hingerichtet.

Der Prozess ist jedoch historisch nicht belegt und nur durch Flugschriften überliefert.

Leben

Für Peter Stump sind keine Kirchenbucheinträge vorhanden und die wenigen Informationen über Peter Stump stammen aus diversen zeitgenössischen Flugschriften, die seinen Familiennamen unterschiedlich schreiben (Stubbe Peeter, Petter Stump, Stump Petter, Stupe Peter). Der verwitwete Stump soll ein Bauer („baur“) aus dem Dorf Epprath gewesen sein und dort mehr als 20 Jahre gewirkt haben. Mehrere Quellen erwähnen eine unverheiratete Tochter, die bei ihm gelebt und mit der er ein Kind gezeugt haben soll. Darüber hinaus wird als ältestes Kind ein Sohn erwähnt, den der Vater getötet haben soll.[2]

Nachdem in Bedburg und Umgebung über einen längeren Zeitraum immer wieder verstümmeltes Vieh aufgefunden wurde, wurde Peter Stubbe aus dem benachbarten Epprath verdächtigt.[1] Zur damaligen Zeit galt der Wolf in ländlichen Gebieten im Rheinland als Bedrohung und Gefahr sowohl für Nutztiere (z. B. Schafe, Ziegen oder Kühe) als auch für die Menschen selbst. Angst vor wilden Tieren, in diesem Fall vor dem Wolf, bekam durch den Mythos des Werwolfes einen neuen Stellvertreter. Dem Werwolf wurde vorgeworfen, er habe Tiere gerissen und der Mensch, der angeblich dahintersteckte, soll somit auf bestialische Weise das Vieh seiner Mitmenschen auf dem Gewissen haben.[2]

Werwolfprozess

Ob der Prozess tatsächlich stattgefunden hat, ist nicht belegt, da keine Prozessakten erhalten sind. Der Fall fand 1589/1590 jedoch in den Niederlanden, England und Dänemark Beachtung und wurde auf Kupferstichen dargestellt und ist vor allem durch ausländische Publikationen überliefert.[3]

Anklage und Urgicht

Nach zeitgenössischen Quellen und Flugblättern, in denen das Urgicht genannte Geständnis erwähnt wird, wurde er angeklagt, sich in einen Werwolf verwandeln zu können.

Unter Folter habe Stump gestanden, seit seinem zwölften Lebensjahr schwarze Magie praktiziert zu haben. Durch einen Pakt mit dem Teufel habe er einen Wolfsfellgürtel erhalten, mit dem er sich in einen Werwolf verwandeln konnte. In Wolfsgestalt habe er im Laufe der Jahre 14 Kinder ermordet sowie zwei schwangere Frauen, deren Föten er aus dem Leib gerissen und gefressen habe. Zu den 14 ermordeten Kindern zählte auch sein ältester Sohn, dessen Gehirn er angeblich gegessen habe.[4][1] Den Gürtel habe er auf der Flucht weggeworfen. Dass an der angegebenen Stelle nichts gefunden wurde, erklärte man damit, dass der Teufel den Gürtel wieder an sich genommen habe.[2] Er soll Teufelsbuhlschaft mit einer Teufelin getrieben haben, und ein Kind mit seiner eigenen Tochter gezeugt haben.[4]

Hinrichtung

Die zeitgenössischen Quellen sprechen davon, dass Stump am 31. Oktober 1589 in Bedburg auf ein hölzernes Rad gebunden wurde. Das Fleisch sei ihm mit glühenden Zangen von den Knochen gerissen, sowie Arme und Beine abgehackt worden, bevor man ihn geköpft und seine Überreste auf einem Scheiterhaufen verbrannt habe. Seine Tochter hätte das Schauspiel mit ansehen müssen, bevor sie selbst misshandelt, erwürgt und ebenfalls verbrannt wurde.[4]

Die Bürger errichteten nach seiner Hinrichtung im Zentrum von Bedburg eine Stange mit seinem Kopf, dem zum Rädern genutzten Rad und einer Wolfsfigur.[4] Die öffentliche Hinrichtung diente der Abschreckung.[5]

Nachwirkung

Die Darstellung von schaurigen Verbrechen und die öffentlichen Hinrichtungen erregten großes Interesse und trugen zur Hexenverfolgung und zu Prozessen gegen vermeintliche „Werwölfe“ bei.[2] In der Literatur sind etwa 250 Werwolf-Prozesse aus der Zeit zwischen 1423 und 1720 belegt.[6]

In Erinnerung an diesen Fall heißt der Werwolf in dieser Gegend bei Köln bis heute Stüpp. Der Werwolf-Wanderweg Bedburg (Erft) informiert auf sieben Stationen über das Leben und Sterben des Peter Stubbe.

Verschiedene Bands wurden durch die Geschichte zu Liedern inspiriert. Die Horrorpunk-Band The Other hat im Oktober 2017 das Lied „Werewolf of Bedburg“ auf dem Album „Casket Case“ veröffentlicht.[7] 2024 veröffentlichte die Metal-Band Powerwolf die Single „1589“, welche sich mit der Geschichte Peter Stumps auseinandersetzt.[8]

Siehe auch

Literatur

  • Peter Kremer: Der Werwolf von Bedburg. Versuch einer Rekonstruktion des Werwolfprozesses von 1589. Düren 2005.
  • Lena Maria Kaiser: "Weil er geführt ein Wolff leben" – Hintergründe, Rezeption und Deutungen des Werwolfprozesses gegen Peter Stump im späten 16. Jahrhundert. Masterarbeit Duisburg-Essen 2016 (online).
  • Erika Münster-Schröer: Hexenverfolgung und Kriminalität. Jülich-Kleve-Berg in der frühen Neuzeit. Essen: Klartext 2017, ISBN 978-3-8375-1881-8 S. 270–277
Commons: Peter Stump – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Tod dem Werwolf! Damals, aufgerufen am 12. November 2021
  2. a b c d Lena M. Kaiser. Masterarbeit: „Weil er geführt ein Wolff leben“ Hintergründe, Rezeption und Deutungen des Werwolfprozesses gegen Peter Stump im späten 16. Jahrhundert. Universität Duisburg-Essen, aufgerufen am 13. November 2021
  3. Flugblätter zum Fall Peter Stump. Auf: www.elmar-lorey.de; abgerufen am 28. Oktober 2009
  4. a b c d Before Salem: The Real-Life Werewolf Trials That Plagued European Nations History of Yesterday, abgerufen am 13. November 2021
  5. Geschichte: Verwesung im Trog Spiegel Abgerufen am 13. November 2021.
  6. Flugblätter zum Fall Peter Stump. Auf: www.elmar-lorey.de; abgerufen am 28. Oktober 2009
  7. The Other - Werewolf of Bedburg
  8. Powerwolf - 1589 (Official Music Video)

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Alciato 1531 Augsburg 7.jpg
Emblem aus dem "Emblematum liber", Augsburg 1531. Mit diesem Buch begründete Andrea Alciato die kunsthistorische Form des Emblems, bestehend aus drei Teilen: Überschrift, Bild und poetischer Text (Lemma, Icon, Epigramm).
Bedburg-Werwolfweg-Infotafel No7.jpg
Autor/Urheber: Dat doris, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Infotafel an der Erfthalbinsel Broich über das Ende des Wehrwolfs von Epprath. Das Schild ist auf 2,50m Höhe aufgehängt, als ob es nicht gelesen werden sollte - oder kölsche Art von Jugendschutz? ;-)
Lukas Mayer 1589 Hinrichtung Peter Stump.jpg

This woodcut shows the 'breaking wheel' as it was used in Germany. It was published by Lucas Mayer in Nuremberg and depicts the execution of Peter Stumpf in Cologne in 1589. This form of punishment was most common during the middle ages and early modern age. Though in many regions of Germany, the breaking wheel was used even in the 19th century. The last known execution occurred in Prussia in 1841.

The woodcut relates the crime and the punishment of Peter Stumpf and includes a depiction of the punishment of his daughter and mistress.

Stumpf was accused of being a werewolf and in the top left hand corner of the woodcut we see a large wolf attacking a child. Above this scene a man with a sword is seen fighting off the wolf and in doing so, lops off the wolf’s left forepaw.

In the centre left of the illustration we are shown the first punishment of Stumpf, namely the tearing of his flesh with red hot pincers while he is bound to a wheel.

In the middle we see the executioner using the blunt side of an axe to break Stump’s arm and leg bones.

On the righthand side of the illustration the executioner beheads Stump.

In each of these three depictions we can see that Stump’s left hand is missing, presumably pointing to the fact that the werewolf had its left forepaw cut off.

After his beheading, Stump’s body is dragged away to be burnt. In the top right hand corner of the wood cut we see the fire where Stumpf’s daughter and mistress, each tied to a stake, are burnt alive with Stumpf’s headless body tied to a stake between them.

Also shown is a wheel, mounted on a pole, which carries Stumpf’s severed head together with a figure of a wolf.

The picture was published in 'Het Tilburgs Tijdschrift voor Geschiedenis' (Tilburg History Magazine) in 2003.