Peter Schreyer

Peter Schreyer (2011)

Peter Schreyer (* 1953 in Bad Reichenhall) ist ein mehrfach ausgezeichneter deutscher Designer in der Automobilindustrie[1] und ein Künstler.[2][3][4][5]

Von 1979 an für den Volkswagen-Konzern tätig, wechselte Schreyer 2006 in leitender Position zur Designabteilung von Kia Motors. 2013 wurde er zu einem der Firmenpräsidenten des südkoreanischen Automobilherstellers befördert, kurz darauf übernahm er auch die Leitung der Designbüros des Mutterunternehmens Hyundai Motor Company. Schreyer trägt seither Verantwortung für die gesamte Hyundai Kia Automotive Group.

Biografie

Das meistverkaufte Fahrzeug, für dessen Design Schreyer verantwortlich zeichnete: VW Golf IV (1997)
Konzeptstudie Audi quattro spyder aus dem Jahr 1991

Schreyer studierte Industriedesign an der Fachhochschule München.[6] Bereits während des Studiums arbeitete er ab 1978 als Werkstudent bei Audi in Ingolstadt.[7] Diese verliehen ihm 1979 aufgrund seines Talents ein Stipendium für ein Designstudium am renommierten Royal College of Art in London. Als Mitarbeiter des Audi Volkswagen Advanced Design Centre im kalifornischen Simi Valley entwarf Schreyer unter anderem 1991 zusammen mit Erwin Himmel den Audi quattro spyder sowie das Interieur des Audi 100 C4, später zeichnete Schreyer für das Design des New Beetle und des VW Golf IV verantwortlich.

Der preisgekrönte Audi A2, der ab 1999 produziert wurde

Zwischen 1994 und 2002 leitete Schreyer Audi Design. Mit seinem Team entwickelte er neue Designstrategien, die es Audi ermöglichten, im Hinblick auf Design und Funktionalität zu einer der weltweit angesehensten Automobilmarken zu avancieren. So entstand unter Schreyers Leitung 1994 der Audi TT und 1999 mit dem Audi A2 das erste Großserienfahrzeug mit Alu-Karosserie,[8] für das er 2002 zusammen mit seinem Kollegen Gerd Pfefferle den Designpreis der Bundesrepublik Deutschland erhielt.[9] Im August 1999 nahm Schreyer im Namen des Designteams von Audi den „Radius“-Wanderpokal entgegen, der dem jeweils besten Designteam des Jahres im Rahmen des Red Dot Award: Product Design verliehen wird. In der Begründung hieß es, Audi habe mit dem Imagewandel durch designorientierte Strategien dazu beigetragen, sich weltweit zu einer gefragten Automobilmarke mit einer eigenen klar identifizierbaren Formensprache zu entwickeln.

2002 wurde Schreyer von dem zuvor für VW aktiven Gerd Pfefferle als Design-Leiter der Audi AG abgelöst und überließ daraufhin Walter Maria de’Silva seinen Platz als Chefdesigner der Markengruppe Audi. Schreyer wiederum wechselte zu Volkswagen Design und war dort bis zur Übernahme des Postens im Jahr 2006 durch den ehemaligen Mercedes-Designer Murat Günak VW-Konzerndesignchef.[10] Unter anderem gestaltete Schreyer zu dieser Zeit auch eine kreisrunde Digitalkamera für das Unternehmen Minox.[11]

Zum 1. September 2006 wechselte Schreyer, anfänglich von Häme und Spott begleitet,[12] auf Einladung des südkoreanischen Automobilherstellers Kia Motors zu deren Designabteilung. Schreyer leitete dort anfänglich die drei regionalen Designbüros in Frankfurt am Main, Tokio und im kalifornischen Irvine und darüber hinaus das Hauptzentrum im südkoreanischen Namyang.[13] Schreyer sollte der Automobilmarke eine einheitliche und unverwechselbare Formensprache geben, der Kia-Konzern sicherte ihm hierfür große kreative Freiheit zu.[14][15][16]

Der Kia Kee auf der IAA 2007 mit der Tigernase

Auf der IAA 2007 wurde mit dem Sportcoupé Kia Kee die erste Kia-Fahrzeugstudie präsentiert, die die Handschrift Schreyers trägt. Es handelte sich hierbei auch um das erste Fahrzeug, das die „Tiger Nose“ (Tigernase) – ein Kühlergrill mit Doppeltrapezstruktur – als neues Erkennungszeichen der Marke führte.[2][3][17][18][19] Ein Jahr später folgte unter Schreyers Leitung der Serienwagen Kia Soul[1], bis 2013 wurden alle bestehenden Modellreihen Kias unter Schreyers Leitung überarbeitet, zudem weitere neue Modelle wie Kia Cadenza, Kia Optima oder Kia Venga eingeführt.

Anfang 2013 wurde Schreyer als bis dahin erster Nicht-Koreaner zu einem der drei Firmenpräsidenten des Familienunternehmens Kia befördert. Mitte Januar des gleichen Jahres wurde ihm die Verantwortung für die Designbüros der kompletten Hyundai Kia Automotive Group übertragen.[20]

In seiner Freizeit betätigt sich Schreyer als Maler und Künstler. 2009 und 2011 nahm er an der Gwangju-Design-Biennale teil. 2012 wurde eine Auswahl seiner Werke unter dem Titel „Inside Out“ in der Gallery Hyundai im südkoreanischen Seoul ausgestellt.[4][5]

Seinen Wohnsitz hat Schreyer nach wie vor in Ingolstadt.[1][3]

Rezeption und Bedeutung

„Kultauto“[2] im von Schreyer verantworteten Retro-Design: New Beetle

Schreyer ist einer der anerkanntesten Designer in der Automobilbranche.[1][12] Die Welt schrieb 2013 über Schreyer, er sei „der beste und größte Autodesigner der Gegenwart“.[21]

Im Jahr 2007 bekam Schreyer die Ehrendoktorwürde des Royal College of Art verliehen. Er ist damit nach Sergio Pininfarina und Giorgetto Giugiaro der dritte Designer im Automobilbereich, dem diese Ehre zuteilwurde.[22][6]

Schreyer wird ein maßgeblicher Anteil an der erfolgreichen Unternehmensentwicklung von Kia und Hyundai zugeschrieben.[23][3][24] Seit Schreyers Amtsantritt wurden Kia-Modelle bis 2013 zehnmal mit dem Red Dot Design Award ausgezeichnet.[25]

Der frühere VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch benannte Schreyers Weggang in einem Interview als Fehler: „Ihn hätten wir nicht gehen lassen sollen“.[20][26]

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. a b c d Kreativchef Peter Schreyer: "An Autos arbeiten, die in unsere Zeit passen". Archiviert vom Original am 9. April 2009; abgerufen am 21. Februar 2025.
  2. a b c Red Dot Online: Peter Schreyer als erster Nicht-Koreaner zum Präsidenten der Kia Motors Corporation ernannt. Archiviert vom Original am 6. Januar 2016; abgerufen am 21. Februar 2025.
  3. a b c d Interview: Peter Schreyer über Design, Familie und Korea. 19. November 2013, abgerufen am 21. Februar 2025.
  4. a b peterschreyer.com: „Bio“, abgerufen am 2. Januar 2014 (Memento vom 5. Januar 2014 im Internet Archive)
  5. a b Munich Creative Business Week: „Peter Schreyer“, 2012 (Memento vom 2. Januar 2014 im Internet Archive)
  6. a b Peter Schreyer to be honoured by Royal College of Art - Car Body Design. Abgerufen am 21. Februar 2025 (amerikanisches Englisch).
  7. Peter Schreyer is new Kia Design Director - Car Body Design. Abgerufen am 21. Februar 2025 (amerikanisches Englisch).
  8. Udo Flohr: Audi A2: Zu viel Vorsprung. In: Der Spiegel. 9. April 2008, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 21. Februar 2025]).
  9. Audi A2 erhält deutschen "Design-Oskar" / Bundespräsident JohannesRau verleiht "Designpreis der Bundesrepublik Deutschland" /Anerkennung für Audi A4 Limousine. 30. August 2002, abgerufen am 21. Februar 2025.
  10. Tests - Erlkönige - Autokauf - Formel 1. 4. Mai 2021, abgerufen am 21. Februar 2025.
  11. Hanno Pittner, Klaus Ahrens manager: Autodesign: Emotionen aus Chrom und Stahl. 27. März 2004, abgerufen am 21. Februar 2025.
  12. a b sueddeutsche.de: „Peter Schreyer: Ein Bayer im Himmel“, dritter Teil der Reihe „Autoköpfe“, 13. Juni 2008 (Memento vom 16. Februar 2009 im Internet Archive)
  13. aztonline.de: „Designchef Schreyer wechselt von VW zu Kia“, 1. August 2006 (Memento vom 21. Mai 2009 im Internet Archive)
  14. Neuer Chefdesigner bei Kia - Peter Schreyer für Korea - News - autobild.de. Archiviert vom Original am 24. September 2010; abgerufen am 21. Februar 2025.
  15. We Interview Peter Schreyer Head of Design at Kia | CarAdvice. In: CarAdvice.com. (com.au [abgerufen am 21. Februar 2025]).
  16. „Zuerst wurden die Auspuffrohre versteckt“. 19. Januar 2019, abgerufen am 21. Februar 2025.
  17. Interview with Peter Schreyer, Chief Design Officer. 1. August 2010, abgerufen am 21. Februar 2025.
  18. Phil Patton: Ex-Copycats Find Their Own Styles. In: The New York Times. 9. April 2010, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 21. Februar 2025]).
  19. auto.de: „Peter Schreyer verantwortet nun Hyundai- und Kia-Design“, 15. Januar 2013 (Memento vom 2. Januar 2014 im Internet Archive)
  20. a b Auto Motor und Sport: „Peter Schreyer wird Kia-Präsident“, 2. Januar 2013 (Memento vom 23. Oktober 2013 im Internet Archive)
  21. Peter Schreyer: Warum der beste Autodesigner der Welt VW verließ - WELT. Abgerufen am 21. Februar 2025.
  22. kfz.net: „Peter Schreyer wird Ehrendoktor“, 27. Juni 2007 (Memento vom 6. Januar 2016 im Internet Archive)
  23. Achim Schaffrinna: Interview mit Peter Schreyer, Chefdesigner von Kia/Hyundai. In: Design Tagebuch. 16. September 2013, abgerufen am 21. Februar 2025.
  24. a b axelspringer.de: „DAS GOLDENE EHRENLENKRAD 2013: Ehrung für Peter Schreyer“, 8. November 2013 (Memento vom 2. Januar 2014 im Internet Archive)
  25. KIARO 02/2013: „Gold für Peter Schreyer“, S. 10
  26. Handelsblatt. Abgerufen am 21. Februar 2025.
  27. 2012 Man of the Year: Peter Schreyer - Automobile Magazine. In: Automobile. 4. November 2011 (automobilemag.com [abgerufen am 21. Februar 2025]).

Auf dieser Seite verwendete Medien

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Audi quattro spyder. Prototype build in 1991.
Golf4 1.4.jpg
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Beschreibung: de:VW Golf IV

Peter Schreyer 2011-05-30 003.jpg
Autor/Urheber: Robert Hoernig, Lizenz: CC BY 3.0
Peter Schreyer, Chief Executive Officer and Chief Design Officer of Kia Motor Corporation.