Peter Martyr Vermigli

Pietro Vermigli (Porträt von Hans Asper 1560, heute in der Londoner National Portrait Gallery)

Peter Martyr Vermigli (eigentlich Pietro Mariano Vermigli; * 8. September 1499 in Florenz; † 12. November 1562 in Zürich) war ein Ordenspriester im Augustinerorden und ab 1541 Reformator, reformierter Theologe und Alttestamentler in Straßburg, Oxford und Zürich.

Leben

Pietro Vermigli war ein Sohn des vermögenden Schuhmachers Stefano di Antonio Vermigli (* um 1460) und der Maria Fumanti; sein Vater bewunderte Girolamo Savonarola. 1514 trat er in das Kloster der regulierten Augustiner-Chorherren ein. 1518–1526 studierte er Theologie an der Universität von Padua und erhielt 1526 die Priesterweihe. 1533 wurde er Abt des Klosters S. Giuliano in Spoleto, 1537 Prior des Klosters S. Pietro ad Aram in Neapel. Dort kam er mit den Spiritualisten um Juan de Valdés in Kontakt.

Vermigli propagierte seit 1541 in Neapel und Lucca reformatorische Ideen. Er war in dieser Zeit Prior des Klosters S. Frediano in Lucca und gründete eine theologische Schule, die reformatorische Ansätze vertrat. Dadurch wurde er von der Inquisition bedroht und floh 1542 in die Schweiz nach Zürich und Basel. Er wurde in Straßburg Professor für Altes Testament und heiratete 1545 Catherine Dammartin. 1547 gelangte er an die Stelle von Richard Smyth als „Regius Professor of Divinity“ in Oxford, floh aber 1553 vor der katholischen Restauration Maria I. Tudor („Bloody Mary“) wieder nach Straßburg und ließ sich 1556 abermals in Zürich nieder.[1][2][3] Er wurde Nachfolger des Reformators und Hebraisten Konrad Pellikan an der theologischen Schule Zürichs, dem Collegium Carolinum. Pellikan war an Ostern 1556 gestorben und Heinrich Bullinger hatte darauf Vermigli gerufen.[4] Als Italiener stand er den Glaubensflüchtlingen aus Italien und Locarno nahe und ersetzte manchmal Bernardino Ochino als Prediger in der Kirche St. Peter, wo sich die italienischsprachige Gemeinde Zürichs versammelte.[5] 1559 heiratete er noch Caterina Merenda.[6]

Werke

Von seinen Schriften sind außer Kommentaren zu alt- und neutestamentlichen Büchern[7] die Loci communes theologici hervorzuheben, eines der umfassendsten reformatorischen Werke seiner Zeit, das postum 1576 erschien.[6] Vermigli war Hexentheoretiker und erläutert im Kapitel De maleficis (S. 30ff) die Verbindung von Hexen mit dem Teufel und den Teufelspakt.[8]

Literatur

  • Barbara Mahlmann-Bauer: Protestantische Glaubensflüchtlinge in der Schweiz (1540–1580). In: Hartmut Laufhütte, Michael Titzmann (Hrsg.): Heterodoxie in der Frühen Neuzeit (= Frühe Neuzeit. Bd. 117). De Gruyter, Berlin 2006, ISBN 978-3-1109-2869-3, S. 119–160.
  • Mark Taplin: The Italian Reformers and the Zurich Church, c. 1540–1620. St. Andrews Studies in Reformation History, Routledge, 2017, ISBN 978-1-35188-729-8.
  • Michael Baumann: Petrus Martyr Vermigli. Der Kosmopolit aus Italien in Zürich. In: Schola Tigurina. Die Zürcher Hohe Schule und ihre Gelehrten um 1550. Zürich 1999, S. 34–37.
  • Michael Baumann: Petrus Martyr Vermigli in Zürich (1556–1562): Dieser Kylchen in der heiligen gschrifft professor und läser (= Reformed Historical Theology. Band 36). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2016, ISBN 978-3-64755-099-2.
  • Emidio Campi: Peter Martyr Vermigli. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  • Erich WennekerPeter Martyr Vermigli. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 12, Bautz, Herzberg 1997, ISBN 3-88309-068-9, Sp. 1264–1271.
  • Manfred E. Welti: Kleine Geschichte der italienischen Reformation (= Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte. Bd. 193). Mohn, Gütersloh 1985, ISBN 3-579-01663-6, S. 15–137 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  • Christoph StrohmVermigli, Pietro Martire. In: Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 34, de Gruyter, Berlin/New York 2002, ISBN 3-11-017388-3, S. 726–729.

Weblinks

Commons: Peter Martyr Vermigli – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Thompson Cooper, Smith, Richard (1500-1563) (DNB00) im Dictionary of National Biography, 1885-1900, Volume 53 auf Wikisource.
  2. J. Parker (1831) The Oxford University Calendar 1831; W. Baxter, Oxford, S. 36.
  3. Mab-Marygold auf www.British-History.ac.uk; abgerufen am 1. Juni 2016.
  4. Rudolf Pfister: Um des Glaubens willen. Die evangelischen Flüchtlinge von Locarno und ihre Aufnahme zu Zürich im Jahre 1555. Evangelischer Verlag, Zollikon 1955, S. 129.
  5. Mark Taplin: The Italian Reformers and the Zurich Church, c. 1540-1620. St. Andrews Studies in Reformation History, Routledge, 2017, ISBN 978-1-35188-729-8
  6. a b Emidio Campi: Peter Martyr Vermigli. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  7. z. B.: In Duos Libros Samuelis Prophetae qui vulgo priores libri regum appellantur [...] Commentarii doctissimi [...]. Froschauer, Zürich 1564
  8. Otto Sigg, Zürcher Hexen-Geschichten. In: Peter Niederhäuser (Hg.): Verfolgt, verdrängt, vergessen? Schatten der Reformation. Chronos Verlag, Zürich 2018, S. 133–148

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Pietro Vermigli by Hans Asper.jpg
The painting contains a tetrastich inscribed above Vermigli's head that reads: HVNC GENVIT FLORENTIA, NVNC PEREGRINVS OBERRAT, QVO STABILIS FIAT CIVIS APVD SVPEROS ILLIVS EFFIGIES, MENTVM SCRIPTA RECONDVIT INTEGRITIS PIETAS PINGIER ARTE NEQVIT. "Florence brought him forth, Now he wanders as a foreigner/That he might forever be a citizen among those in heaven./This is his likeness; but a painting cannot reveal his heart/for integrity and piety cannot be represented by art."