Peter Karstedt

Hans Peter Karstedt (* 26. März 1909 in Wyborg, damals Großfürstentum Finnland, heute Russland; † 11. Mai 1988 in Lübeck) war ein deutscher Jurist und Bibliothekar.

Leben

Peter Karstedt wuchs in Lübeck auf. Er besuchte das Katharineum zu Lübeck bis zum Abitur und studierte Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Kiel, Bonn, München und Universität Leipzig. In Leipzig wurde er 1931 mit einer Dissertation über Amtsdelikte zum Dr. jur. utr. promoviert.

Er entschied sich für den Bibliotheksdienst und absolvierte von 1931 bis 1933 seine praktische Ausbildung an der Stadtbibliothek Lübeck und der Universitätsbibliothek Leipzig. Danach war er an der Stadtbibliothek Lübeck tätig, zunächst als freiwilliger wissenschaftlicher Hilfsarbeiter und von 1935 bis 1940 im Rahmen der Inventarisierung der deutschen Handschriften für die deutsche Kommission der Preußischen Akademie der Wissenschaften. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde er 1945 Direktor der Stadtbibliothek. Dieses Amt übte er bis zu seiner Pensionierung 1971 aus.

Durch eine offensive Anschaffungspolitik versuchte er die schweren Kriegsverluste der Bibliothek auszugleichen. Diese waren durch die Auslagerung der wertvollsten Stücke des Altbestands (28.000 Bände) in das Salzbergwerk Gröna bei Bernburg (Saale)[1] und in den Stollen Plömnitz (Gemeinde Preußlitz, Salzlandkreis) in Sachsen-Anhalt[2] entstanden, von wo aus sie später als Beutekunst in die Sowjetunion gelangten und auf Teilrepubliken verteilt wurden. Ihm gelang es auch, ca. 850 Bücher der Stadtbibliothek, die an die Universitätsbibliothek Leipzig gelangt waren, per Fernleihe aus Leipzig zurückzuholen.[3] Ihm gelang es, die Stadtbibliothek in den Rang einer Universitätsbibliothek zu heben.[4]

Peter Karstedt regte die Herausgabe der Neuen Reihe der Veröffentlichungen der Stadtbibliothek Lübeck[5] an und übernahm 1953 die Herausgabe der Lievländischen Historien von Johann Renner. Ebenso ging die Anlage des Buxtehude-Werke-Verzeichnisses auf seine Anregung zurück.[6] Seine juristische Ausbildung nutzte er für Studien wie Die prozessuale Beweiskraft des Bibliotheksstempels.[7] sowie für rechtsphilosophische Veröffentlichungen.

Sein 1954 in erster Auflage erschienenes bibliothekswissenschaftliches Hauptwerk galt der Soziologie der Bibliothek.

Mit seinem Ausscheiden endete die Phase der Ausrichtung der Stadtbibliothek als wissenschaftlicher Bibliothek. Nach langer Diskussion wurde sie 1971 mit der Öffentlichen Bücherei zu einer Institution zusammengelegt und unter Klaus Bock neu ausgerichtet.

Werke

  • Der Begriff der Amtsdelikte im geltenden Strafrecht und seiner Reform. Lübeck 1931, zugl. Diss. Leipzig
  • (Hrsg.) Livländische Historien: 1556–1561. Lübeck 1953 (Veröffentlichung der Stadtbibliothek Lübeck; N.R. 2)
  • Studien zur Soziologie der Bibliothek. Wiesbaden: Harrassowitz 1954 (Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen 1)
2. Auflage 1965, mit einem Nachtrag: Zur Bibliothekstypologie
Eine japanische und eine italienische Übersetzung erschienen 1980
  • Ethik more iuridico. Meisenheim am Glan: Hain 1956
  • Rechtswert und positives Recht: Unter besonderer Berücksichtigung der Sozialisierung (Art. 15 BGG). Meisenheim am Glan: Hain 1957
  • Ideologie: Versuch über prometheisches Bewusstsein. Meisenheim: Forum Academicum in der Verlagsgruppe Athenäum, Hain, Scriptor, Hanstein 1979, ISBN 3-445-01871-5 (Monographien zur philosophischen Forschung 170)

Literatur

  • Christa Pieske: In memoriam Dr.iur.utr. Peter Karstedt. in: Lübeckische Blätter 148 (1988), S. 255
  • Karstedt, Peter, in Lexikon des gesamten Buchwesens 2. Auflage, Band 4 (1995), S. 167
  • Georg Karstädt: Peter Karstedt 1909–1988. In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 36 (1989), S. 83f

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Auslagerungsort Gröna bei lostart
  2. Auslagerungsort Plömnitz bei lostart
  3. Robert Schweitzer: Die alten und wertvollen Bestände der Stadtbibliothek. Entstehung der Sammlung, Geschichte der Auslagerung, Bedeutung der Rückführung. In: Der Wagen 1992, S. 73–105 mit Anhang S. 269–278, bes. S. 90 (Digitalisat)
  4. Karstädt (Lit.)
  5. ISSN 0458-4538
  6. Karstädt (Lit.)
  7. Peter Karstedt: Die prozessuale Beweiskraft des Bibliotheksstempels. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen. 63 (1949), S. 29–42