Pestkreuz
Das Pestkreuz ist eine spezielle Form der Flur- oder der Grabkreuze und wurde zum Gedenken der Opfer der großen mittelalterlichen und neuzeitlichen Pest-Epidemien errichtet. Sie finden sich sowohl auf Friedhöfen, in der Massengrababteilung, eigenen Pestfriedhöfen, wie auch auf weiter Flur. Eine Identifizierung von mittelalterlichen Steinkreuzen, wo vielleicht auch um ältere Kreuze herum Gottesäcker angelegt wurden, mit Pestkreuzen liegt wohl schlechterdings daran, dass sich die zeitgenössischen hölzernen Kreuze nicht erhalten haben – die Kreuze der ersten Epidemien in der Geschichte der Pest fallen noch unter den Steinkreuztypus.
In Süddeutschland und Österreich trat häufig die Pestsäule an die Stelle des Kreuzes. Auch gibt es Denkmäler, die als Peststein an die Seuche erinnern.
Ein Beispiel für ein gut erhaltenes steinernes Pestkreuz findet sich auf einem Pestfriedhof im Bürener Staatsforst nahe Bad Wünnenberg-Leiberg in Nordrhein-Westfalen. Die Inschrift (fehlende Buchstaben in Klammern) lautet:
Weitere Beispiele gut erhaltener Pestkreuze sind das Pestkreuz von 1669 in Koblenz und das an der Friedhofskapelle in Trittenheim angebrachte Pestkreuz.
Pestkreuz von 1598 vor St. Lorenz (Lübeck)
Pestkreuz von 1669 in Koblenz
… in Herne, von 1635, seither mehrfach erneuert
… in Trittenheim von 1654
… bei Dedenbach von 1665
… in Trier, errichtet nach der „Rinderpest“ von 1870
Kreuzgruppe in Völs (Tirol) aus dem zweiten Drittel des 17. Jahrhunderts, erinnert an die Pest von 1637.[1]
Siehe auch
- Pestkreuze (Hausen), ein Ensemble von Pestkreuzen in Hausen, einem Stadtteil Bad Kissingens
- Pestkreuze (Trittenheim), sieben Pestkreuze in der Ortsgemeinde Trittenheim im Landkreis Trier-Saarburg
Literatur
- Wolfgang Urban: Das Baindter Pestkreuz. In: Otto Beck (Hrsg.): Baindt. Hortus Floridus. Geschichte und Kunstwerke der früheren Zisterzienserinnen-Reichsabtei. Festschrift zur 750-Jahrfeier der Klostergründung 1240–1990. München/Zürich 1990, S. 117–122.
- Hermann Bausinger (Hrsg.): Volkskundliches aus dem bayrisch-österreichischen Alpengebiet. Georg Olms Verlag, Hildesheim 1978.
- Kurt Müller-Veltin: Mittelrheinische Steinkreuze aus Basaltlava. Verlag Ges. für Buchdruckerei, 1980.
Weblinks
- WAZ: Das Börniger Pestkreuz erhält eine Hinweistafel. (abgerufen am 4. Januar 2016)
Einzelnachweise
- ↑ Palme-Comploy, Schmid-Pittl: Kreuzgruppe am ehemaligen Pestfriedhof. In: Tiroler Kunstkataster. Abgerufen am 16. September 2019.
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Pestkreuz von 1669 in Koblenz
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Pestkreuz bei Leiberg. Die Inschrift lautet: „ANNO 1635 DEN 25 [AV]GVSTI HAT VNS GOT DIE PESTILENS GESANT, WIE MANGEM IST BEKANT, SINT VOM DORF LEBERG 400 MENSCHEN GESTORBEN, DENEN GOT DIE SELIKIT ERWORBEN. AMEN.“
Steinkreuz aus dem Jahr 1665 bei Dedenbach (Kreis Ahrweiler)
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Pestkreuz in Trier, Feyen, errichtet nach der „Rinderpest“ von 1870.
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Diese Datei zeigt das im Tiroler Kunstkataster erwähnte Objekt mit der ID
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. (auf tirisMaps, PDF, weitere Bilder auf Commons, Wikidata) Autor/Urheber: Arnoldius, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Pestkreuz, ursprünglich von 1635, mehrfach erneuert, über einem Massengrab von an der Pest gestorbenen. Standort: Herne-Sodingen, Straße: An der Linde. Inschrift im Kreuzbalken: Vor Pest Hungersnot und Krieg bewahre uns o Herr. Inschrift im Kreuzsockel: Herr, gib ihnen die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihnen!