Perspektivische Verkürzung

Weg am Neckarufer in Heidelberg: Die Abstände zwischen den steinernen Bögen sind alle gleich lang. Auch die Abstände zwischen den Konsolen sind gleich, erscheinen aber nach hinten hin immer kürzer, weil der Blickwinkel mit zunehmdender Entfernung spitzer wird.

Perspektivische Verkürzung ist eine Wahrnehmung der Länge von Linien oder Gegenständen beim räumlichen Sehen und in perspektivischen Darstellungen, die nicht den tatsächlichen Abmessungen entspricht. Die perspektivische Verkürzung entsteht in Abhängigkeit vom Blickwinkel des Betrachters dadurch, dass der Betrachter nicht in einem rechten Winkel auf die Linien oder Gegenstände schaut, wobei sie in voller Länge gesehen würden, sondern in einem mehr oder weniger spitzen Winkel.

Beispiele aus Malerei und Fotografie

Auf dem Gemälde eines Zimmers von Johann Erdmann Hummel (Bild 1 der Bildreihe), das in Zentralperspektive angelegt wurde, befinden sich am Boden neun mal neun Keramikfliesen. Die vordere Reihe nimmt fast die gesamte Bildbreite ein. Die an den Seiten verlaufenden Reihen aus ebenfalls neun Fliesen liegen entlang einer Linie, die nur etwa ein Drittel der Länge des unteren Bildrandes hat. Diese Verkürzung wird aber vom menschlichen Gehirn trotzdem so interpretiert, dass der Fußboden des Zimmers wahrscheinlich annähernd quadratisch ist und die durch den sich verändernden Sehwinkel nach oben hin immer kleiner erscheinenden Fliesen weiter hinten liegen (siehe perspektivische Wahrnehmung).[1]

Auf dem Gemälde „Blaues Pferd“ von Franz Marc (Bild 3) sind der Rumpf und die Kruppe des von vorne gemalten Pferdes stark verkürzt gezeichnet. Wenn das visuelle System des Menschen das betrachtete Objekt als etwas Räumliches bzw. als räumliche Darstellung interpretiert, wird der Eindruck, dass bestimmte Linien zu kurz sind oder der Rumpf des Pferdes gestaucht sei, von dem Ergebnis der neuronalen Verarbeitung im Gehirn in der Weise überlagert, dass man erkennt, dass Rumpf und Kruppe weiter entfernt sind als die Brust und nach hinten zeigen. Studenten der bildenden Künste, insbesondere der Malerei, erlernen nicht nur die Techniken der perspektivischen Zeichnens, sie erüben auch das direkte Abbilden von perspektivischen Verkürzungen beispielsweise beim Aktzeichnen (Bild 4). Beim Fotografieren gilt es auf perspektivische Verkürzungen zu achten, damit die Objekte auf dem Bild keine ungewollten unvorteilhaften Proportionen bekommen (Bild 5 und 6)

Einzelnachweise

  1. Georg Eisner: Perspektive und Visuelles System - Wege zur Wahrnehmung des Raumes

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