Persisches Alphabet

Persisches Alphabet
SchrifttypAbdschad
SprachenPersisch
Verwendungszeitseit 642 n. Chr.
AbstammungByblos-Schrift
 → Phönizische Schrift
  → Aramäische Schrift
   → Protosinaitische Schrift
    → Nabatäische Schrift
     → Arabische Schrift
      → Persisches Alphabet
Besonderheitenhorizontal von rechts nach links

Das Persische Alphabet, im Persischen nach den beiden ersten Buchstaben alef-bā genannt, dient der graphischen Präsentation des Neupersischen, einer indogermanischen Sprache, und besteht aus insgesamt 32 Buchstaben. Das Alphabet ist eine modifizierte Form des arabischen Alphabets: Das arabische Grundalphabet wurde um vier Buchstaben erweitert, außerdem wurde die Schreibweise zweier Buchstaben leicht verändert.

Das arabische Alphabet wurde ab 642 n. Chr. nach der islamischen Expansion in Khorasan (heute Nord-Afghanistan, Nordost-Iran und Usbekistan) eingeführt und unter den Samanidenherrschern im 9. Jahrhundert an den persischen Sprachgebrauch angepasst. Von dort aus verbreitete es sich über den gesamten persischen Sprachraum. Vor der Adaption des arabischen Alphabetes wurde für das Mittelpersische meist die irreführenderweise als „Pahlavi“ bezeichnete Kursivform der aramäischen Schrift verwendet, für religiöse Zwecke und das Avestische auch die avestische Schrift, die jedoch ebenfalls auf der aramäischen Schrift basiert.

Die Buchstaben des persischen Alphabets

Das persische Alphabet schreibt sich wie das arabische von rechts nach links, kurze Vokale (ehemals e, a und o) werden entweder gar nicht ausgeschrieben oder lediglich durch aus dem Arabischen entlehnte Diakritika[1] angezeigt. Die Schreibweise der Buchstaben ändert sich abhängig von der Stellung im Wort: initial (nach links verbunden), medial (beidseitig verbunden), final (von rechts verbunden) oder isoliert. Die beschriebene Aussprache bezieht sich auf modernes Teheraner Persisch, Aussprachen in anderen Regionen und Ländern sind zum Teil stark abweichend.

NameDMG[2]Junker/Alavi[3]AusspracheLautschriftFinalMedialInitialIsoliertAnmerkungenUnicode
Alef *ā, a (mit Hamze: ʾ )ā, a

(mit Hamze: )

langes offenes a, am Wortanfang oder wenn Hamzeträger mit Knacklaut[4][ɒ; ʔ]ااDer Knacklaut ( als scharfer Absatz am Wortanfang oder als sanfter Absatz im Wortinneren) wird nur transkribiert, wenn Alef im Wortinneren Hamzeträger ist (betrifft arabische Lehnwörter).U+0622 (Alef-e maddī),
U+0627 (Alef)
Be/Bābbb​[⁠b⁠]​U+0628
Peppp​[⁠p⁠]​پim arabischen Grundalphabet nicht enthaltenU+067E
Tettt​[⁠t⁠]​U+062A
Sesstimmloses s. Hartes, „scharfes“ s (ß).​[⁠s⁠]​weist auf ein arabisches Lehnwort hinU+062B
Dschimǧǧdsch, wie j in Englisch James.​[⁠⁠]​U+062C
Tsche/Tschimččtsch, wie ch in Englisch Churchill​[⁠⁠]​im arabischen Grundalphabet nicht enthaltenU+0686
He-ye Dschimihh​[⁠h⁠]​weist auf ein arabisches Lehnwort hinU+062D
Chexch, rau wie in Bach​[⁠x⁠]​U+062E
Dāl *ddd​[⁠d⁠]​U+062F
Sāl/Zāl *zstimmhaftes s. Weich wie im deutschen Wort Rose​[⁠z⁠]​U+0630
Re *rrgerolltes r mit einem Zungenschlag​[⁠r⁠]​U+0631
Ze *zzstimmhaftes s​[⁠z⁠]​U+0632
Že *žžj wie in Journal („weiches“ sch)​[⁠ʒ⁠]​ژژim arabischen Grundalphabet nicht enthaltenU+0698
Sīnssstimmloses s​[⁠s⁠]​U+0633
Schīnššsch​[⁠ʃ⁠]​U+0634
Sādsstimmloses s​[⁠s⁠]​U+0635
Zādżzstimmhaftes s​[⁠z⁠]​ﺿweist auf ein arabisches Lehnwort hinU+0636
Tā/Tejntt​[⁠t⁠]​weist auch auf ein Lehnwort aus anderen Sprachen hinU+0637
Zā/Zejnzstimmhaftes s​[⁠z⁠]​weist auf ein arabisches Lehnwort hinU+0638
Eyn/EjnʿʿKnacklaut, gesprochen wie Hamze[ ʔ]weist auf ein arabisches Lehnwort hinU+0639
Gheyn/Ġejnġġähnlich dem dt. Gaumen-r bzw. einem tief im Rachen gesprochenen gh,
am Wortanfang etwas härter
[ɣ;ɢ]U+063A
Fefff​[⁠f⁠]​U+0641
Qāfqġähnlich dem dt. Gaumen-r,
am Wortanfang etwas härter
[ɣ;ɢ]U+0642
Kāfkkk​[⁠k⁠]​کvom Arabischen abweichende SchreibweiseU+0643
Gāfggg​[⁠g⁠]​گim arabischen Grundalphabet nicht enthaltenU+06AF
Lāmlll​[⁠l⁠]​U+0644
Mīmmmm​[⁠m⁠]​U+0645
Nūnnnn​[⁠n⁠]​U+0646
Wāw *v, ū, ouw, u, ouähnlich w, u, ou, seltener o[v, oʊ, u]ووU+0648
He Do Tscheschmhhh (im Persischen immer gesprochen und nicht wie im Deutschen als Dehnzeichen verwendet),

e (am Wortende)

​[⁠h⁠]​U+0647
Ye/Yāy, īj, i, ejj, i, auch ej[j,i,ej]ﯿU+06CC

* Sieben Buchstaben können nicht nach links verbunden werden, so dass jeweils die initiale und isolierte sowie die mediale und finale Form übereinstimmen.

Der Buchstabe He Do Tscheschm (ـه/ه) kann am Wortende den Vokal e bzw. a[5] bezeichnen, um Homographe zu vermeiden: bspw. نامه (nāme) Brief, Schriftstück und نام (nām) Name. Dieses Phänomen wird als های غیر ملفوظ, DMG hā-ye ġeyr-e malfūẓ, ‚stummes H‘ bezeichnet.[6]

Im nichtwissenschaftlichen Gebrauch werden ungebräuchliche, besonders diakritische Zeichen der wissenschaftlichen Transkriptionen meist durch einfacher zu tippende Buchstaben ersetzt: ġ wird zu gh, ḫ/x zu ch, č zu tsch, ǧ zu dsch, ž zu j oder zh. In englischen nichtwissenschaftlichen Umschriften gibt es Abweichungen, dort wird kh statt ch, j statt dsch, ch statt tsch geschrieben. Da im deutschen Sprachraum für die Lautwiedergabe sowohl deutsche als auch englische Transkriptionsweisen nebeneinander verwendet werden, führen deren Abweichungen oft zu Uneindeutigkeiten. Deshalb wurde frühzeitig eine wissenschaftliche, weitgehend präzise Umschrift von der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft entwickelt.

Buchstabenkombinationen

ZeichenkombinationLautbeschreibungPhonetische UmschriftBeispiel Persisch (mit Übersetzung)
ایbetontes, geschlossenes (i), initial[]ایران (Irān)
اوbetontes, geschlossenes (u) wie in „nun“[]او (u – er, sie, es)
خوی ،خواchā, chi (das و ist hier stumm)[xɑː], [xiː]خواهر (chāhar – Schwester); خویش (chisch – selbst)
لاKombination von Lām und Alef zu (lā)[lɑː]بالا (bālā – oben)

Abweichungen vom arabischen Alphabet

Die Schreibweise zweier Buchstaben unterscheidet sich etwas vom Arabischen: In der isolierten Form des Kāf (ک) wird im Gegensatz zur arabischen Schreibweise ك üblicherweise kein kleines Kāf in den Buchstaben eingesetzt. Außerdem werden in der isolierten Form des Ye ى die beiden Punkte der arabischen Variante ي weggelassen. Das persische Ye ist damit in der finalen Form mit dem arabischen Buchstaben Alif maqsūra identisch. Da dieser Buchstabe auch in arabischen Lehnwörtern des Persischen auftritt, kommt es dadurch zu Uneindeutigkeiten.

Die Buchstaben Pe (پ), Tsche (چ), Že (ژ) und Gāf (گ) wurden dem arabischen Grundalphabet hinzugefügt, da die entsprechenden Phoneme nur im Persischen, nicht aber im Arabischen vorkommen.

Im Gegensatz zum arabischen Alphabet, wo jedes Zeichen ein eigenes Phonem vertritt, finden sich im Persischen verschiedene Zeichen auch für gleiche Laute.[7]

Sonderzeichen

Eine Reihe von Sonderzeichen wurden aus dem Arabischen übernommen: Das Taschdīd zeigt eine Konsonantverdoppelung an und die über ein Alef gesetzten Doppelstriche (Tanwin des unbestimmten arabischen Akkusativs) dienen zur Präsentation der Lautkombination an, wie in لطفاً loṭfan (loṭfan). Das Hamze über dem Endungs-He (ـهٔ) hingegen ist eine persische „Erfindung“, die auf eine nachfolgende, eżāfe genannte Verbindung des Bezugswortes mit seinem Attribut hinweist (Aussprache: ye).[8] Historisch handelt es sich hierbei um die stilisierte Form eines hochgestellten Ye (ى).[9]

Satzzeichen

Traditionell existieren in den Sprachen, die das arabische Alphabet benutzen, keine Satzzeichen außer dem Punkt (persisch نقطه, DMG noqṭe, ‚Punkt‘, aus arabisch نقطة, DMG nuqṭa ‚Punkt‘). Dies gilt dementsprechend auch für das Persische. Im Zuge übernommener Schreibgewohnheiten aus westlichen Sprachen wurden seit Beginn des 20. Jahrhunderts zusätzliche Satzzeichen, wie das Komma (persisch ویرگول, DMG wīrgūl, ‚Komma‘; vom französischen virgule) in seiner auf den Kopf gestellten Form ⟨ ، ⟩ oder der sehr selten benutzte Strichpunkt (persisch نقطه و ویرگول, DMG noqte wa wīrgūl, ‚Punkt und Komma‘) in seiner auf den Kopf gestellten Form ⟨ ؛ ⟩ eingeführt. Ebenso wurden das „Fragezeichen“ (persisch علامت سؤال, DMG ‘alāmat-e so’āl) in seiner spiegelverkehrten Form ⟨ ؟ ⟩ sowie das „Ausrufezeichen“ (persisch علامت تعجب, DMG ‘alāmat-e ta‘aǧǧob, ‚Zeichen des Erstaunens‘) in derselben Form ⟨ ! ⟩ aus der Lateinschrift übernommen und deren Bedeutung ins Persische übertragen.[10]

Während Frage- und Ausrufezeichen wie im Deutschen eingesetzt werden, gilt diese Regelung für das Komma nur eingeschränkt: Da in der persischen Orthografie die Vokalzeichen (Fatḥe, Kasre, Żamme) nur selten benutzt und die Verbindungen von Bezugswort und Attribut sowie Genitivverbindungen (Kasre-ye eżāfe) in der Schrift im Allgemeinen nicht angezeigt werden, wird Komma durchaus auch zwischen ein scheinbares Wortpaar gesetzt, um dessen etwaigen missverständlichen Bezug zu unterbinden.

Grundsätzlich gilt für das Persische, dass kein ausgeprägtes Regelwerk für das Setzen von Satzzeichen existiert, das etwa dem Deutschen entspräche, so dass Satzzeichen durchaus häufig weggelassen werden.

Ziffern

Die graphische Darstellung der Ziffern deckt sich weitgehend mit der arabischen, lediglich die Symbole für 4, 5 und 6 sind etwas abgewandelt. Diese Ziffern werden in persischen Schriften in Iran, Afghanistan, Pakistan und Indien verwendet.

012345678910
۰۱۲۳۴۵۶۷۸۹۱۰
sefrjekdosetschahārpandschscheschhafthaschtnohdah

Den Buchstaben kann – ähnlich wie bei der Römischen Zahlschrift – ein Zahlenwert zugeordnet werden. So steht beispielsweise der erste Buchstabe (alef) für 1, der fünfte für 500 und der dreizehnte für 7.[11]

Verwendung in anderen Sprachen

Viele Sprachen, die ebenfalls ein modifiziertes arabisches Alphabet benutzen oder benutzten, haben nicht unmittelbar das arabische, sondern das persische Alphabet übernommen und dieses meist wiederum leicht abgeändert. Die zusätzlichen persischen Buchstaben und die etwas abweichenden Verwendungen einiger Buchstaben haben damit auch Eingang in andere Sprachen gefunden. Beispiele sind die arabisch-basierten Schriften der Paschtunischen Sprache, des Urdu, indischer Sprachen wie Sindhi und Panjabi, des Osmanischen, des Sorani-Kurdischen sowie zentralasiatischer Turksprachen wie Kasachisch, Turkmenisch, Kirgisisch, Usbekisch und Uigur.

Andere Sprachen außerhalb des persischen Einflussbereiches wie die Jawischrift des Malaiischen und afrikanische Sprachen haben hingegen eigene modifizierte Schriftzeichen für die dem Arabischen fremden Phoneme entwickelt.

Literatur

  • Bozorg Alavi und Manfred Lorenz: Lehrbuch der persischen Sprache. Langenscheidt, Leipzig usw. 1967, 7. Aufl. ebenda 1994, ISBN 3-324-00253-2, S. 15 ff.

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. » .َ.. « (fathe) oberhalb eines Konsonanten, wenn ein a folgt, » .ِ.. « unterhalb (kasre), wenn ein e folgt usw.
  2. Transliteration des persischen Alphabets der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft
  3. Bozorg Alavi, Heinrich F. J. Junker. Wörterbuch Persisch – Deutsch. Langenscheidt, Berlin München 1965 (7. Auflage 1992) ISBN 3-324-00110-2
  4. Ähnlich klingend wie ein nichtgeschriebener Knacklaut vor alarm in deutsch Feueralarm
  5. Aussprache „e“ im iranischen Persischen, „a“ im „Ostpersischen“ (Dari) in Tadschikistan, Afghanistan und dem Indischen Subkontinent.
  6. Es handelt sich dabei um eine Umwandlung der vormaligen mittelpersischen Endung ag nach neupersisch ah/eh; vgl. auch hier.
  7. Alavi/Lorenz (1994), S. 25
  8. Alavi/Lorenz (1994), S. 50–53
  9. Dies geht aus alten Handschriften hervor.
  10. Alavi/Lorenz (1994), S. 23
  11. Alavi/Lorenz (1994), S. 16 f.

Auf dieser Seite verwendete Medien

U-A725 LATIN SMALL LETTER EGYPTOLOGICAL AIN.gif
Autor/Urheber: DwerEN, Lizenz: CC BY-SA 3.0
U-A725 LATIN SMALL LETTER EGYPTOLOGICAL AIN