Perle von Zandvoort

Die Perle von Zandvoort ist eine Schachpartie, die am 3. Dezember 1935 in Zandvoort beim Wettkampf um die Schachweltmeisterschaft zwischen Herausforderer Max Euwe und dem amtierenden Weltmeister Alexander Aljechin gespielt wurde.

Sie gilt als Euwes beste Leistung in diesem Match, in dem er überraschend den Titel gewann. Der Name Perle von Zandvoort geht auf den Großmeister Savielly Tartakower zurück, der als Journalist über den Wettkampf berichtete.

Vor dieser 26. Partie stand es 13:12 für Euwe, der mit diesem Sieg seinen Vorsprung auf zwei Punkte ausbauen konnte. In den restlichen vier Partien des Wettkampfs gelang es Aljechin nicht mehr, einen Gleichstand zu erzielen. Euwe gewann am Ende mit 15,5:14,5.

Kommentierter Spielverlauf

1. d2–d4 e7–e6 2. c2–c4 f7–f5

Die Holländische Verteidigung, ECO Code A90. Aljechin wählte sie, weil er im Rückstand lag und daher auch mit den schwarzen Steinen etwas riskieren musste.

3. g2–g3 Lf8–b4+ 4. Lc1–d2 Lb4–e7

Schwarz lockte den Lc1 auf das bescheidene Feld d2. 5. Dd1–b3 oder 6. Dd1–Db3 hätte die Abtauschidee Ld2–b4 in petto gehalten.

5. Lf1–g2 Sg8–f6 6. Sb1–c3 0–0 7. Sg1–f3 Sf6–e4

Garri Kasparow hält hier den Zug d7–d5 für besser, wonach eine als Stonewall bekannte Bauernformation entsteht, in der Ld2 suboptimal ist.

8. 0–0 b7–b6

In der 24. Partie des Wettkampfes, die remis endete, hatte Aljechin stattdessen Le7–f6 gespielt.

9. Dd1–c2

Hier gibt es zwei Alternativen: 9. Sc3xe4 f5xe4 10. Sf3–e5 und 9. d4–d5, jeweils mit Vorteil für Weiß.

9. … Lc8–b7

Durch Zugumstellung entstand eine bekannte Stellung aus der Damenindischen Verteidigung (ECO E18).

10. Sf3–e5 Se4xc3 11. Ld2xc3

Nicht gut für Weiß ist der Qualitätsgewinn gegen zwei Bauern mittels 11. Lg2xb7 Sc3xe2+ 12. Kg1–g2 Se2xd4 13. Dc2–d3 Sb8–c6 14. Se5xc6 Sd4xc6 15. Lb7xa8 Dd8xa8.

11. … Lb7xg2 12. Kg1xg2 Dd8–c8 13. d4–d5 d7–d6 14. Se5–d3 e6–e5 15. Kg2–h1 c7–c6 16. Dc2–b3

Schwarz drohte nach Bauerntausch auf d5 mittels Dc8–c4 in Vorteil zu kommen. Der Zug von Weiß stellt die Drohung 17. c4–c5 b6xc5 18. Sd3xe5 d6xe5 19. d5–d6+ auf, daher geht der schwarze König aus der Diagonale a2–g8.

16. … Kg8–h8 17. f2–f4 e5–e4 18. Sd3–b4

Damit droht Weiß, mittels 19. d5xc6 Sb8xc6 20. Sb4–d5 positionellen Vorteil zu erreichen.

18. … c6–c5 19. Sb4–c2 Sb8–d7

Stattdessen hätte Schwarz wohl besser sofort Le7–f6 gespielt.

20. Sc2–e3 Le7–f6
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Stellung nach dem 20. Zug von Schwarz

21. Se3xf5

Euwe gibt eine Figur gegen drei Bauern. Aljechin hat diese Kombination mit seinem letzten Zug zugelassen, weil er hoffte, in den folgenden Verwicklungen Gegenchancen zu erhalten.

21. … Lf6xc3 22. Sf5xd6 Dc8–b8 23. Sd6xe4 Lc3–f6 24. Se4–d2

Weiß droht nun, seinen e-Bauern vorrücken zu lassen. Mit seinem nächsten Zug versucht Schwarz, durch Öffnung der g-Linie Gegenspiel am Königsflügel zu erhalten.

24. … g7–g5 25. e2–e4 g5xf4 26. g3xf4 Lf6–d4 27. e4–e5 Db8–e8 28. e5–e6 Tf8–g8

Ein guter Zug. Hätte Schwarz stattdessen 28. … Sd7–f6 gespielt, wäre Weiß durch 29. Sd2–f3 in Vorteil gekommen, weil er den starken schwarzen Läufer beseitigen könnte. Nun kann Weiß nicht auf d7 schlagen, weil darauf stark De8–e2 folgen würde.

29. Sd2–f3

Euwe selbst meinte, dass stattdessen Db3–h3 besser gewesen wäre, Kasparow hält den Partiezug allerdings für korrekt.

29. … De8–g6 30. Tf1–g1

Ein weiteres Opfer. Nach 30. Sf3–g5 Sd7–e5 hätte Schwarz gutes Gegenspiel.

30. … Ld4xg1 31. Ta1xg1 Dg6–f6

Dies ist wohl der entscheidende Fehler Aljechins. Nach dem von Salo Flohr vorgeschlagenen Zug 31. … Dg6–f5 hätte Schwarz vermutlich ein Remis erreichen können, denn auf 32. Sf3–g5 kann dann 32. … h7–h6 oder 32. … Tg8xg5 folgen.

32. Sf3–g5
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Stellung nach dem 32. Zug von Weiß

Diese Stellung war auf einer 2001 zu Ehren von Euwe herausgegebenen niederländischen Schachbriefmarke abgebildet. Jetzt steht Weiß auf Gewinn, weil die Verteidigung 32. … h7–h6 nicht ausreicht wegen 33. Sg5–f7+ Kh8–h7 34. Db3–d3+ Tg8–g6 35. Sf7–e5 Sd7xe5 36. f4xe5 Df6–g7 37. h2–h4 h6–h5 38. d5–d6.

32. … Tg8–g7 33. e6xd7 Tg7xd7 34. Db3–e3 Td7–e7

Auf Df6xb2 folgt 35. De3–e5+ (Kasparow) und die weißen Freibauern setzen sich durch.

35. Sg5–e6 Ta8–f8 36. De3–e5 Df6xe5 37. f4xe5 Tf8–f5

Hier waren beide Spieler in Zeitnot. Besser wäre 37. … Te7xe6 38. d5xe6 Tf8–f5 gewesen, wonach das Turmendspiel für Weiß nicht leicht zu gewinnen ist. Um diese auch im nächsten Zug noch bestehende Möglichkeit zu verhindern, hätte Euwe nun besser 38. Tg1–g5 gespielt.

38. Tg1–e1 h7–h6 39. Se6–d8 Tf5–f2 40. e5–e6 Tf2–d2

An dieser Stelle gab es eine Hängepartie. Euwe steht klar auf Gewinn und realisierte in der Folge seinen Vorteil.

41. Sd8–c6 Te7–e8 42. e6–e7 b6–b5 43. Sc6–d8 Kh8–g7 44. Sd8–b7 Kg7–f6 45. Te1–e6+ Kf6–g5 46. Sb7–d6 Te8xe7 47. Sd6–e4+

Schwarz gab auf.

Literatur

  • Kurt Richter (Hrsg.): Dr. Max Euwe. De Gruyter, Berlin 1965. S. 49–53.
  • Garri Kasparow: My great predecessors. Bd. 2. Gloucester Publ., London 2003. S. 55–61.

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