Pele (Göttin)
Pele ist in der hawaiischen Mythologie eine Feuer- und Vulkangöttin.[1] In der umfangreichen polytheistischen Hierarchie spielt sie eine wichtige Rolle und ist auch im zeitgenössischen Hawaii sehr bekannt. Als Göttin der Vulkane gilt sie als Schöpferin und Zerstörerin.
Namen
Oft wird von Pele respektvoll als "Madame Pele" oder "Tūtū Pele" gesprochen.[2] Mit ihrem Namen werden auch verschiedene Beinamen verbunden, die auf vulkanische Erscheinungen hinweisen.[3] So wird sie Pele honuamea mit Bezug zur rötlichen Erde[4] genannt oder Kawahineʻaihonua, was mit die Frau, die die Erde verschlingt übersetzt werden kann.[5]
Legenden
Nach der Legende schickte sie ihr Vater von Kahiki (Tahiti) fort, weil sie aufbrausend war und ihre ältere Schwester Namaka (oder Na-maka-o-Kahaʻi),[6] die Göttin des Meeres, bekämpfte. In einem Kanu, das sie von ihrem ältesten Bruder Kamohoaliʻi (dem König der Haie) bekam, verließ sie ihre ursprüngliche Heimat und kam nach Hawaiʻi, wo sie auf verschiedenen Inseln mit ihrem magischen Stab pāoa[7] Vulkane schuf.[8] Ihre Schwester Na-maka-o-Kahaʻi folgte ihr und bekämpfte sie mit den ihr zur Verfügung stehenden Wasserfluten.[9]
An den Hängen des Haleakalā auf Maui kam es zu einem großen Kampf, in dem Pele scheinbar unterlag und von ihrer Familie betrauert wurde. Doch als die siegreiche Na-maka-o-Kahaʻi während ihrer Rückkehr zurückblickte, konnte sie an aufsteigendem Rauch erkennen, dass Pele auf der Insel Hawaiʻi erneut ihr vulkanisches Feuer hervorgebracht hatte, und sie gab den Kampf auf.[10]
Pele fand ihren endgültigen Wohnort im Krater Halemaʻumaʻu, der sich innerhalb der Caldera des Kīlauea befindet.[11] Weitere Legenden beschreiben ihre Liebesaffären und Kämpfe mit Kamapuaʻa, bei denen auch der Koko Crater auf Oʻahu auf besondere Weise entstand,[12][13] den Streit mit Poliʻahu, der Schneegöttin des Mauna Kea,[14] den Streit mit Hiʻiaka, der Göttin des Hula, um ihren Ex-Geliebten Lohiau,[15] sowie zahlreiche weitere Überlieferungen.
Pele als Namensgeberin
Verschiedene vulkanologische Phänomene wurden nach ihr benannt, wie die Haare von Pele, die Tränen von Pele und der Seetang von Pele (Limu o Pele). Weiters trägt ein großer Vulkan auf dem Mond Io des Planeten Jupiter ihren Namen. Außerdem wurde auch ein Asteroid nach ihr benannt: der Asteroid (2202) Pele.
Die Namensähnlichkeit zum Vulkan Montagne Pelée in der Karibik, welcher oft auch Mont Pelé genannt wird, und von dem sich auch der Begriff der sogenannten peleanischen Eruption ableitet, ist hingegen rein zufällig: Der Name des Vulkans auf Martinique leitet sich ab vom französischen Wort pelé = enthäutet/kahl, steht also nicht im Zusammenhang mit der hawaiianischen Vulkangöttin.
Literatur
- Hans Nevermann: Götter der Südsee. Die Religion der Polynesier. Stuttgart 1947.
- Manfred Miethe: Maui errichtet das Himmelsgewölbe. Mythen und Legenden aus dem alten Hawaii. BoD Norderstedt 2021. ISBN 978-3-7534-3880-1
- Martha Beckwith: Hawaiian Mythology. Yale University Press, New Haven 1940
Einzelnachweise
- ↑ vgl. Martha Beckwith: Hawaiian Mythology. Yale University Press, New Haven 1940: The Pele Myth, The Pele Sisters, Pele Legends, Kamapuaʻa
- ↑ Patricia 'Iolana: TuTu Pele: The Living Goddess of Hawaii's Volcanoes. In: Sacred History. 2006 (academia.edu).
- ↑ Pele in Hawaiian Dictionaries
- ↑ honua in Hawaiian Dictionaries; mea in Hawaiian Dictionaries
- ↑ wahine in Hawaiian Dictionaries; ʻai in Hawaiian Dictionaries; honua in Hawaiian Dictionaries
- ↑ siehe Namaka (engl.)
- ↑ siehe pāoa in Hawaiian Dictionaries
- ↑ W. D. Westervelt: Hawaiian Legends of Volcanoes. G.H. Ellis Press: Boston 1916. S. 6. vgl. How Pele came to Hawaii
- ↑ W. D. Westervelt: Hawaiian Legends of Volcanoes. G.H. Ellis Press: Boston 1916. S. 64. vgl. Genealogy of the Pele Family
- ↑ W. D. Westervelt: Hawaiian Legends of Volcanoes. G.H. Ellis Press: Boston 1916. S. 11f. vgl. How Pele came to Hawaii
- ↑ W. D. Westervelt: Hawaiian Legends of Volcanoes. G.H. Ellis Press: Boston 1916. S. 23. vgl. The Hills of Pele
- ↑ W. D. Westervelt: Hawaiian Legends of Volcanoes. G.H. Ellis Press: Boston 1916. S. 212. vgl. Legend of Kamapua‘a
- ↑ W. D. Westervelt: Hawaiian Legends of Volcanoes. G.H. Ellis Press: Boston 1916. vgl. Pele and Kama-Puaa
- ↑ W. D. Westervelt: Hawaiian Legends of Volcanoes. G.H. Ellis Press: Boston 1916. vgl. Pele and the Snow-Goddess
- ↑ Manfred Miethe: Märchen aus Hawaii, herausgegeben und neu übersetzt von Manfred Miethe, Krummwisch bei Kiel: Königsfurt Verlag, 2007, S. 171–176.
Weblinks
- Tanzende Pele, Foto eines Lavstroms Mauna Loa der verstorbenen Vulkanologin Katia Krafft
Auf dieser Seite verwendete Medien
Pele by David Howard Hitchcock, c. 1929, previously displayed in the Kilauea Visitor Center of Hawaii Volcanoes National Park
Autor/Urheber: Brocken Inaglory, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Sulfur dioxide emissions from the Halemaʻumaʻu crater, a pit crater located within the much larger summit caldera of Kīlauea, in Hawaii Volcanoes National Park, on the Island of Hawaiʻi, in the US State of Hawaii
Autor/Urheber: Oscar O Oscar, Lizenz: CC BY 3.0
A collage of a wooden statue of the Ancient Hawaiian demi-god Kamapua'a. From the w:en:Bailey House Museum