Pavillon Le Corbusier

Pavillon Le Corbusier in Zürich, 2019
Pavillon Le Corbusier in Zürich, 2019

Der Pavillon Le Corbusier in Zürich, vormals Heidi Weber Museum – Centre le Corbusier, ist der letzte Bau des Architekten Le Corbusier. Es ist sein einziges in der deutschsprachigen Schweiz realisiertes Gebäude und sein einziges aus Stahl und Glas. Seit 2019 wird der Pavillon vom Museum für Gestaltung Zürich im Auftrag der Stadt Zürich als öffentliches Museum geführt und über die Sommermonate bespielt.[1]

Architektur

Le Corbusier konzipierte das Gebäude von Beginn weg als Ausstellungspavillon; sein Ziel war, einen idealen Ort für Ausstellungen zu bauen. Kunst, Architektur und Leben sollten in diesem Bau zu einer neuen Einheit verschmelzen. Mit dem als Ausstellungsraum konzipierten Pavillon setzte er seine Vision einer «Synthese der Künste» um. Zahlreiche Skizzen und Pläne zeugen von der langen Entwicklungszeit ab Mitte der 1950er-Jahre.

Die schiffsähnliche Konstruktion basiert auf dem von Le Corbusier entwickelten Proportionssystem Modulor und demonstriert – quasi als architektonisches Vermächtnis – viele seiner Entwurfsprinzipien.

Dazu zählen beispielsweise die Vorfabrikation, wiederkehrende Bauelemente wie die Erschliessungsrampe oder der kleine Dachgarten sowie die «promenade architecturale», die sorgfältig konzipierte Wegführung durch ein Gebäude, um die Architektur für den Betrachter optimal in Szene zu setzen und erfahrbar zu machen.

Auf rund 600 Quadratmetern und über vier Geschosse hinweg gewährt der Pavillon unterschiedliche Ein- und Ausblicke. Die im ganzen Bau verteilten, teilweise fix eingebauten Möbel Le Corbusiers laden zum Ausruhen ein und die kleine Dachterrasse gewährt freiem Blick auf das Zürichhorn und den Zürichsee.[2]

Geschichte

Der Pavillon Le Corbusier wurde auf Initiative und dank dem Engagement der Innenarchitektin, Galeristin und Mäzenin Heidi Weber gebaut. Sie gewann Le Corbusier für das Projekt, erhielt von der Stadt Zürich das Land auf der Blatterwiese für 50 Jahre im Baurecht und trieb den Bau trotz vielfältiger Schwierigkeiten voran. Die 1964 begonnene Ausführung des Bauwerks wurde durch den Tod Le Corbusiers im August 1965 unterbrochen, zur Finalisierung des Baus musste ein neues Projektteam aufgestellt werden. 1967 wurde das Gebäude als Centre Le Corbusier – Heidi Weber Museum eröffnet.

Nach Ablauf des Baurechts ging es 2014 ins Eigentum der Stadt Zürich über. In deren Auftrag wurde der Museumsbetrieb während vier Jahren von Eva Wagner geleitet, bevor der Bau von Oktober 2017 bis Februar 2019 unter der Leitung der Architekten Silvio Schmed und Arthur Rüegg umfassend renoviert und instandgesetzt wurde.

Bei der Bestandsaufnahme durch die Architekten zeigte sich ein enormer Sanierungsbedarf. Die Hülle des Bauwerks war nicht mehr dicht. Das betraf nicht nur das in Beton ausgeführte Untergeschoss, das im Grundwasser stand, sondern auch die verschraubte Stahlrahmenkonstruktion, in die die Glas- und Emailpaneele der Fassade eingesetzt sind. Während der Voruntersuchungen hatte sich zudem herausgestellt, dass die Anstriche der Stahlschirme des Daches extrem schadstoffbelastet waren. Die PCB-Werte lagen bis zu 250 Mal über den Grenzwerten. Die kontaminierten Flächen wurden daher im Unterdruck einer luftdichten Einhausung sandgestrahlt.

Die Bodenheizung hatte bereits 1982 unrettbar den Dienst eingestellt. Da die Heizkreise in den Beton eingegossen worden waren, war eine Reparatur nicht möglich. Um die originale Bausubstanz trotzdem so weit wie möglich zu erhalten wurden die darüber verlegten originalen Bodenplatten aus Schiefer abgetragen und nach dem Einbau der neuen Bodenheizung mit der gleichen Sand-Zementmischung wieder eingegossen, die ursprünglich verwendet worden war.[3] Seit Mai 2019 führt das Museum für Gestaltung Zürich den Pavillon Le Corbusier im Auftrag der Eigentümerin Stadt Zürich als öffentliches Museum weiter.[2]

Ausstellungen

Der Pavillon wurde seit seiner Eröffnung 1967 als Ausstellungsort betrieben, um das Werk und die Ideen Le Corbusiers einem breiten Publikum zu vermitteln. So thematisiert das Museum für Gestaltung Zürich mit einer Wechselausstellung pro Jahr das vielfältige Werk und die Strahlkraft des Architekten. Eine kleine Dauerausstellung mit Fotografien René Burris zeigt zudem dessen Blick auf das Œuvre und die Person Le Corbusiers.

«Mon univers»

Die Eröffnungsausstellung Mon univers (11. Mai – 17. November 2019) verteilte sich über alle Stockwerke und widmete sich der Sammelleidenschaft Le Corbusiers. Die Ausstellung brachte Originale aus Le Corbusiers Privatsammlung, historische Fotografien, Abgüsse und Malereien sowie Fundstücke aus der Natur zusammen. Leihgaben der Fondation Le Corbusier in Paris, aus Privatsammlungen und dem Antikenmuseum Basel traten dabei mit dem Pavillon in einen visuellen und inhaltlichen Dialog.[4]

«Le Corbusier und Zürich»

Die zweite Schau (9. Juni – 29. November 2020) im restaurierten Pavillon Le Corbusier war der Beziehung des Architekten zur Stadt Zürich gewidmet. Zwischen 1915 und 1965 war die Stadt ein wichtiger Bezugspunkt für seine Arbeit und wurde – dank dem Verleger Hans Girsberger, dem Kunsthistoriker Sigfried Giedion sowie der Innenarchitektin und Bauherrin des Pavillons Heidi Weber – zur Plattform seiner internationalen Ausstrahlung. Mit Kunstwerken, Möbeln, Architekturmodellen, Fotografien sowie historischen Dokumenten machte die Ausstellung die Rolle Zürichs für das Œuvre Le Corbusiers deutlich.[5]

«Le Corbusier und die Farbe»

Die dritte Ausstellung (7. Mai – 28. November 2021) widmete sich dem Umgang von Le Corbusier mit Farbe, ihren räumlichen Eigenschaften und assoziativen Qualitäten. Le Corbusier machte die Farbe zum integralen Bestandteil seiner architektonischen Konzeption und entwickelte darauf abgestimmte Farbklaviaturen. Mit rund 100 Fotografien, Originalen und Plänen zeichnete die Ausstellung «Le Corbusier und die Farbe» die wichtigsten Stationen der Polychromie Le Corbusiers nach.[6]

Literatur

  • Catherine Dumont d’Ayot, Tim Benton: Le Corbusiers Pavillon für Zürich,. Modell und Prototyp eines idealen Ausstellungsraums. Lars Müller Publishers, Zürich 2013, ISBN 978-3-03778-293-4.
  • Amt für Hochbauten der Stadt Zürich, Silvio Schmed, Arthur Rüegg: Pavillon Le Corbusier Zürich. Restaurierung eines Architektur-Juwels. Scheidegger & Spiess, Zürich 2019, ISBN 978-3-85881-493-7.

Weblinks

Commons: Centre Le Corbusier – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Stadt Zürich – Pavillon Le Corbusier. Abgerufen am 11. Juni 2019 (deutsch).
  2. a b Museum für Gestaltung Zürich (Hrsg.): Wiedereröffnung Pavillon Le Corbusier / Ausstellung «Mon univers». Medienmitteilung vom 8. Mai 2019.
  3. Alexandra von Ascheraden: Le-Corbusier-Pavillon in Zürich: Einbetonierte Heizungsrohre und chaotische Elektrik. In: Baublatt 31/2019. 2. August 2019, abgerufen am 30. Oktober 2021.
  4. Mon univers | Pavillon le Corbusier. Abgerufen am 11. Juni 2019 (deutsch).
  5. Le Corbusier und Zürich. Abgerufen am 18. November 2020.
  6. Le Corbusier und die Farbe. Abgerufen am 21. Dezember 2021 (deutsch).

Koordinaten: 47° 21′ 22,3″ N, 8° 33′ 3,4″ O; CH1903: 684035 / 245634

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