Paula von Reznicek

Paula von Reznicek, um 1927
Paula mit ihrem Vater Georg Heimann etwa 1920
Paula Heimann, die Breslauer Dichterin und Sportswoman (1922). Mit Widmung für Alfred Flechtheim

Paula Stuck von Reznicek, geborene Paula Heimann (* 17. Oktober 1895 in Breslau; † 12. Oktober 1976 in München) war eine deutsche Tennisspielerin, Journalistin und Schriftstellerin.

Leben

Paula Stuck von Reznicek war die Tochter des Bankiers und promovierten Juristen Georg Heimann und seiner Frau Valesca (Vally) Molinari, beide aus Breslau. Der Reichstagsabgeordnete Leo Molinari war ihr Großvater mütterlicherseits. Sie war in erster Ehe (1925 bis 1931) mit dem Sportjournalisten Burghard Freiherr von Reznicek (1896–1971) verheiratet, Präsident des Deutschen Tanzsportverbandes DTV (1923/24), erster Sportreporter der Berliner Funk-Stunde und Träger der Johny-Rozendaal-Uhr (1965), und in zweiter Ehe von 1932 bis 1948 mit dem deutschen Rennfahrer Hans Stuck. Deshalb nannte sie sich Paula Stuck von Reznicek. Nach 1945 holte Erich Kästner sie nach München.[1]

Paula von Reznicek gewann zwischen 1928 und 1939 knapp zwei Dutzend großer Tennistitel und stand in der Weltrangliste des Tennis (Nr. 8 im Jahr 1924). Sie gewann unter anderem 1929 die Internationalen Tennismeisterschaften von Deutschland. Nach ihrer Tenniskarriere war sie als Journalistin und Schriftstellerin tätig. So schrieb sie ausführlich über den Boxer Max Schmeling.[2] Durch unzählige Reportagen brachte sie den Sport der Gesellschaft näher, nicht nur in Deutschland. Sie war Mitarbeiterin der Zeitschrift Die Dame.

Paulas zusammen mit ihrem ersten Ehemann Burghard verfasste Bücher Die perfekte Dame bzw. Der vollendete Adam gehören zur Anstands- und Benimmliteratur. Die Absicht war, den 1788 erstmals veröffentlichten Knigge auf die Verhältnisse der Weimarer Republik zu übertragen. Heute gilt diese Veröffentlichung in der Volkskunde als wichtige Quelle für das veränderte Selbstverständnis von Frauen nach dem 1. Weltkrieg mit ihren (zumindest in bürgerlichen Schichten) Ansätzen zur Emanzipation, die auch von der zeitgenössischen Literatur (Bubikopf, Rauchen in der Öffentlichkeit, Frauensport) breit diskutiert wurde.

Paula Stuck von Reznicek war eine Person der Gesellschaft des öffentlichen Lebens, ganz besonders während ihrer Ehe mit Hans Stuck. Durch ihre erste Ehe war sie die Schwiegertochter des Komponisten Emil Nikolaus von Reznicek. Diesem diente sie als Vorbild für die Milliardärstochter Gladys Thunderbolt, der modernen Erscheinung der Circe und Hauptperson seiner Oper Benzin (1929).

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung schrieb in ihrem Nachruf auf Paula Stuck von Reznicek:

„Am liebsten mochte sie Geschichten erzählen. Zum Beispiel, wie ihr der Mafia-Boss Lucky Luciano in Paris ein teures Armband kaufte und sie nicht wusste, wer dieser neue Verehrer denn ist. Oder wie sie der Mutter der Konkurrentin Cilly Aussem eine Ohrfeige verpasste, weil diese behauptet hatte, sie habe den bösen Blick. ‚Ich habe ihr eine geklebt‘, erzählte Paula. Oder ihre Standesamtsszene, als der Flieger Ernst Udet – vom Polterabend noch reichlich übernächtigt – vor dem Beamten als Trauzeuge einschlief und dann, plötzlich geweckt, angesichts des mit feierlich-grünem Filz bespannten Tisches rief: ‚Wer gibt?‘ Paula war eine respektlose Person mit quickem Geist und quicker Zunge.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung: 14. Oktober 1976, Seite 19.[1]

Werke

  • Auferstehung der Dame, 1928[3]
  • Die perfekte Dame, 1928
  • Der vollendete Adam, 1928 (gemeinsam mit Burghard von Reznicek)
  • Was Sie wissen wollen, gnädige Frau, 1931
  • 4 x Liebe, 1937
  • Frauen sind komisch, 1938
  • 1:0 für ihn?, 1947
  • Liebe im Quadrat, 1948
  • Gottfried von Gramm. Der Gentleman von Wimbledon, 1949
  • Auch Du bist schön. Ein Handbuch für die gepflegte Dame, 1953
  • Liebe am Lido, 1963
  • Tennis Faszination, 1969
  • Königslegende
  • Kriegslegende
  • Gott und das Herz
  • Wiener Chronik
  • Verlorene Heimat
  • Gesammelte Werke

Weblinks

Commons: Paula von Reznicek – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14. Oktober 1976, Seite 19.
  2. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16. Oktober 1975, Seite 18.
  3. http://germanhistorydocs.ghi-dc.org/sub_image.cfm?image_id=4248&language=german

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