Paul von Schwabach

Paul Hermann Schwabach, seit 1907 von Schwabach (* 6. Mai 1867 in Berlin; † 17. November 1938 in Kerzendorf) war ein deutscher Bankier und Historiker.

Leben

Er war ein Sohn des Bankiers Julius Leopold Schwabach (1831–1898) und dessen Ehefrau Leonie Schwabach, geborene Keyzer.[1] Er war Nachfolger seines Vaters als Seniorchef des Bankhauses S. Bleichröder. Schwabach heiratete 1896 die Bankierstochter Eleanor Schröder (1869–1942) aus Hamburg. Aus dieser Ehe entstammen die Kinder Leonie (1898–1954), Vera (1899–1996) und Paul Julius (1902–1938). Leonie (genannt Lally) heiratete den Diplomaten Alfred Horstmann. Vera heiratete 1919 den Bankier, Kunstsammler und Philanthropen Eduard von der Heydt, ließ sich jedoch später scheiden.

Der promovierte Historiker Paul Schwabach konvertierte vom Judentum zum evangelischen Bekenntnis und sah sich uneingeschränkt als deutscher Patriot. Der preußisch-feudale Unionclub Hoppegarten lehnte seinen Aufnahmeantrag 1899 ab, wohl nicht so sehr wegen seiner jüdischen Herkunft, sondern eher wegen seiner Zugehörigkeit zur Börse.[2]

Paul Schwabach wurde 1907 durch Kaiser Wilhelm II. aufgrund seiner Verdienste im Bankwesen und als britischer Generalkonsul in den erblichen preußischen Adelsstand erhoben.[3] Er war eine bedeutende Figur der internationalen Hochfinanz und wirkte hinter den Kulissen im Dienste der deutschen Außenpolitik. Während des Ersten Weltkriegs diente Schwabach als Offizier beim Generalgouvernement Belgien. Von 1911 bis 1933 war er Mitglied des Senats der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und einer der hundert wohlhabendsten Persönlichkeiten im Königreich Preußen[4]

Schwabach war Besitzer des vor 1879 von seinem Vater Julius Leopold Schwabach erworbenen Gutes Kerzendorf bei Ludwigsfelde, das kurz vor der großen Wirtschaftskrise noch 391 ha umfasste.[5] Ende der 1920er Jahre lebten dort fünfzehn Familien,[6] ohne die ständig in Berlin lebende des Eigentümers.[7] Für die Familie Schwabach war Kerzendorf nur ein Sommersitz, erst in den letzten Jahren wohnten sie das ganze Jahr über dort.

Paul von Schwabach starb am 17. November 1938 an einer Lungenembolie, nach dem Bericht der Enkelin Gloria von Schubert, die „in nächster Nähe dabei“ war und der Legende entgegentrat, ihr Großvater habe Selbstmord begangen („dazu war er ein viel zu überzeugter Christ“).[8] Beigesetzt wurde in einem Erbbegräbnis auf dem Friedhof III der Jerusalems- und Neuen Kirche in Berlin-Kreuzberg. Die erhaltene dreiachsige Grabwand aus poliertem schwarzem Granit liegt an der zur Baruther Straße hin gelegenen Südmauer des Friedhofs, neben dem Mausoleum, das für den Kohle-Magnaten Fritz von Friedländer-Fuld erbaut wurde. Ebenfalls erhalten ist das Grabmal des Vaters Julius Leopold Schwabach auf dem Jüdischen Friedhof Schönhauser Allee.[9]

Literatur

  • Lally Horstmann: Kein Grund für Tränen. Aufzeichnungen aus dem Untergang Berlin 1943–1946. Siedler Verlag, Berlin 1995, ISBN 3-88680-509-3.
  • Gerhard Birk: Kerzendorf. Historisches Mosaik eines märkischen Gutsdorfes. Erschienen in der Reihe Verwehte Spuren. Märkischer Verlag, Wilhelmshorst 1998, ISBN 3-931329-11-9.
  • Reinhold Zilch: Schwabach, Paul Hermann von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 23, Duncker & Humblot, Berlin 2007, ISBN 978-3-428-11204-3, S. 776 f. (Digitalisat).
  • Jüdische Gemeinde zu Berlin (Hrsg.), Jörg Kuhn und Fiona Laudamus (Bearb.): Der Jüdische Friedhof Schönhauser Allee Berlin. Berlin 2011, S. 30, Nr. 11.

Einzelnachweise

  1. Weimarer historisch-genealoges Taschenbuch des gesamtes jedudäischen Ursprunges. Semigothaisches Genealogisches Taschenbuch ari(st)okratisch-jüdischer Heiraten. 1912. IV. Abteilung: Adel. In: Genealogie. 1. Jahrgang. Kyffhäuser-Verlag, München 1912, S. 514 (uni-duesseldorf.de).
  2. Morten Reitmayer: Bankiers im Kaiserreich. Sozialprofil und Habitus der deutschen Hochfinanz (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft, Band 136). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1999, ISBN 3-525-35799-0, S. 158. (eingeschränkte Vorschau auf Google Bücher)
  3. A. Freiherr von Houwald: Brandenburg-Preußische Standeserhebungen und Gnadenakte für die Zeit 1873-1918. Görlitz 1939, S. 157.
  4. Rudolf Martin: Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre im Königreich Preußen 1913. In: Gesamtreihe, erschienen in mehreren Bänden. Band 1, Nachtrag, Berlin, Provinz Brandenburg, Rheinprovinz, Schlesien, Westfalen. Verlag Rudolf Martin, Berlin 1913, S. 1–126 (d-nb.info [abgerufen am 13. September 2021]).
  5. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adressbücher, Band VII, Brandenburg, 1929. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe über 20 ha. Nach amtlichen Angaben. 4. Auflage. VII für Brandenburg-Reihe-Niekammer. Niekammer Adressbuch-Verlag, Leipzig 1929, S. 115 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 10. September 2021]).
  6. Landratsamt Kreis Teltow (Hrsg.): Adressbuch des Kreises Teltow 1927. Eigenverlag, Berlin 1927, S. 193–194 (kobv.de).
  7. Schwabach. In: Berliner Adreßbuch, 1927, Teil 1, S. 3208.
  8. Birk (s. Literatur), S. 84.
  9. Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Begräbnisstätten. Pharus-Plan, Berlin 2018, ISBN 978-3-86514-206-1, S. 246, 357.