Paul Wilhelm Loehning

Paul Wilhelm Loehning (* 22. Februar 1889 in Luxemburg; † 24. Juli 1971 in St. Blasien) war ein deutscher Militär. Nach führenden Positionen im Zweiten Weltkrieg übergab er 1945 die Stadt Hannover kampflos den anrückenden Amerikanern.[1]

Leben

Paul Wilhelm Loehning wurde in Luxemburg zur Zeit des deutschen Kaiserreichs geboren als Sohn eines Oberfinanzrates und Steuerdirektors. Der junge Loehning entschied sich für eine Karriere als Berufssoldat und wurde 1907 zunächst Fähnrich im Infanterieregiment Nr. 150, wo er bereits 1908 zum Leutnant befördert wurde. Als solcher nahm er am Ersten Weltkrieg teil, in dem er im November 1914 zum Kompanieführer befördert wurde und im November 1917 zum Hauptmann.[1]

Noch zur Zeit der Weimarer Republik wurde Loehning 1931 zum Major und bis 1940 bis zum Generalmajor befördert. Während des Deutsch-Sowjetischen Krieges erhielt er Kommandos „in beziehungsweise bei“ Poltawa in der Ukraine, für die Schlacht von Stalingrad sowie die Schlacht bei Charkow. Zwei Tage nach seinem 54. Geburtstag wurde Loehning am 24. Februar 1942 jedoch in die sogenannte „Führerreserve“ versetzt.[1]

In Hannover wurde Paul Wilhelm Loehning zum 1. Oktober 1943[1] – zugleich die Zeit der schwersten Luftangriffe auf Hannover[2] – erst zum Stadtkommandanten und schließlich zum Kampfkommandanten ernannt.[1] Loehning hat die Stimmung der Bevölkerung der Stadt in den letzten Kriegsmonaten wie folgt beschrieben:

„Die Bevölkerung war abgestumpft. Sie durfte keine Nachrichten hören, und es wurde ihr systematisch alles vorenthalten, was ein klares Bild über die Lage hätte geben können. Die Post funktionierte nicht mehr und die Nachrichten von Angehörigen, die im Feld standen, blieben aus. Diese Ungewißheit beeinflußte die Haltung der Bevölkerung entscheidend. Es gab kaum noch jemanden, der mitarbeitete. Das einzige Interesse richtete sich auf die Verpflegung und Unterkunft, um die man sich in den Pausen zwischen den Bombenalarmen kümmerte.[3]

Als am 4. April 1945 die britische 6. Luftlandedivision und die 2. US-Panzerdivision den Stadtrand von Hameln erreicht hatten, verlas der nationalsozialistische Gauleiter Hartmann Lauterbacher über den Drahtfunk einen Appell zum Durchhalten an die noch Lebenden, um sich selbst dann aber noch am selben Tag von Hannover aus in die Harzfestung nach Hahnenklee abzusetzen – unter Mitnahme mehrerer Millionen Reemtsma-Zigaretten. Am nächsten Tag erschien Lauterbachers Appell dann gedruckt in der Hannoverschen Zeitung unter der Überschrift „Lieber tot als Sklav“ und mit der Drohung:

„... Wer dabei nicht mit uns ist oder feige die verräterische Hand gegen unsere gerechte Sache erheben sollte, wer weiße Fahnen hißt oder sich kampflos ergibt, ist des Todes.[4]

Am Tag darauf verlegte Loehning seinen Dienstsitz vom Friederikenschlösschen in den nach der Flucht des Gauleiters verwaisten[4] sogenannten „Gaubefehlsstand“ am Schützenplatz.[5] Die letzten Kriegstoten der Stadt „waren 23 junge Marinesoldaten, die am 7. April an der Harenberger Straße in Stellung gegangen waren und offenbar von ihren Offizieren im Stich gelassen wurden. Die Munition, die man bei ihnen fand, bestand aus Platzpatronen.“ Schließlich gelang es dem schon zuvor am 18. Oktober 1944 provisorisch gewählten Oberbürgermeister von Hannover, Egon Bönner,[4] Loehning „von der Notwendigkeit einer kampflosen Übergabe der Stadt an die Amerikaner überzeugen.“[1] Während Loehnings letztem Appell am 10. April 1945 im „Gaubefehlsstab“ „stellte er es den angetretenen Soldaten frei, sich entweder zu ergeben oder in Richtung Celle abzusetzen.“[2] Noch am selben Tag konnten die Amerikaner so die Stadt besetzen. Dadurch war für Hannover der Krieg schon wenige Wochen vor dem Tod von Adolf Hitler und vor der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht zu Ende.[2]

Paul Wilhelm Loehning starb knapp ein Viertel Jahrhundert später in St. Blasien.[1]

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Klaus Mlynek: Loehning ... (siehe Literatur)
  2. a b c Klaus Mlynek: Zweiter Weltkrieg. In: Stadtlexikon Hannover, S. 694f.
  3. Klaus Mlynek: Der Luftkrieg. In: Geschichte der Stadt Hannover, Bd. 2, Vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart, hrsg. von Waldemar R. Röhrbein und Klaus Mlynek, Hannover: Schlütersche, 1994, ISBN 3-87706-364-0, S. 553–558; hier: S. 557
  4. a b c Klaus Mlynek: Die letzten Tage des Krieges. In: Geschichte der Stadt Hannover ..., S. 567
  5. Klaus Mlynek: LOEHNING ... (siehe Literatur)