Paul Otto (Schauspieler)

Paul Otto auf einer Fotografie von Alexander Binder

Paul Otto (* 8. Februar 1878 in Berlin als Paul Otto Schlesinger; † 30. November 1943 ebenda) war ein deutscher Schauspieler.

Leben

Paul Otto begann zunächst eine kaufmännische Lehre, nahm nebenher jedoch Schauspielunterricht. Sein Bühnendebüt erfolgte bereits 1895. Nach Engagements in Halle, Wiesbaden und Hannover kam er 1906 nach Berlin, wo er bis zu seinem Tode an fast allen großen Bühnen spielte. Seit 1910 stand Otto – häufig unter der Regie von Max Mack, Alwin Neuß und Georg Jacoby – jedoch auch in Filmen vor der Kamera, und seit 1911 führte er in Filmen wiederholt auch Regie. Sein bevorzugtes Rollenfach als Filmschauspieler waren die Gentlemen: Offiziere und Diplomaten, Richter, Professoren, aber auch skrupellose Verführer. Er war Partner von Asta Nielsen in Die Filmprimadonna und Vordertreppe – Hintertreppe und der Bahninspektor in Lupu Picks Kammerspielfilm Scherben (1921).

Paul Otto wirkte auch als Drehbuchautor und Produzent und gründete im Juni 1918 gemeinsam mit Marcel Boas die Argus-Film GmbH.[1] Seine ambitionierteste Produktion war die von Ernst Lubitsch im Jahr 1919 inszenierte August Strindberg-Adaption Rausch mit Asta Nielsen in der Hauptrolle. In dem von ihm verfassten und inszenierten Film Erdgift verarbeitete er 1919 Motive von Frank Wedekinds Drama Erdgeist mit zum Teil expressionistischen Stilmitteln. Nach Rollen in 96 Stummfilmen gelang ihm der Wechsel zum Tonfilm mühelos.

Im Jahr 1929 wurde Paul Otto zum Vorstandsmitglied der neu gegründeten Vereinigung Berliner Bühnenkünstler gewählt.[2] Nach dem Regierungsantritt der Nationalsozialisten 1933 wandte Paul Otto sich verstärkt der Theaterarbeit zu. Er trat daneben weiterhin in zahlreichen Filmen auf, allerdings stets in Nebenrollen. Sein jüdischer Hintergrund blieb zunächst unentdeckt. 1937 wurde er aufgrund seiner von den Nationalsozialisten geschätzten Bühnenarbeit an Heinz Hilperts Deutschem Theater sogar zum Staatsschauspieler ernannt und 1942 übernahm er die Leitung der Fachschaft Bühne der Reichstheaterkammer.

Durch Zufall wurde Paul Ottos jüdische Abstammung im Herbst 1943 entdeckt. Um einer Deportation zuvorzukommen, ging er gemeinsam mit seiner Frau, der Schauspielerin Charlotte Klinder-Otto, in den Freitod.

Seine Grabstätte befindet sich auf dem Friedhof Wilmersdorf in Berlin.

Filmografie

als Darsteller, wenn nicht anders angegeben

Literatur

  • Ulrich Liebe: Verehrt, verfolgt, vergessen. Beltz Verlag, Weinheim und Basel 2005. ISBN 3-407-22168-1, S. 240–241
  • AOB [= Alexandra Obradowić]: Paul Otto – Schauspieler, Regisseur, Autor. In: Hans-Michael Bock (Hrsg.): CineGraph Lexikon zum deutschsprachigen Film. Lieferung 31. edition text + kritik, München 1999.
  • Kay Weniger: Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis 1945. Mit einem Geleitwort von Paul Spiegel. Metropol, Berlin 2008, ISBN 978-3-938690-10-9, S. 268.
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 6: N – R. Mary Nolan – Meg Ryan. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 94 f.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Handelsregister Berlin HRB Nr. 15531
  2. Vereinigung Berliner Bühnenkünstler in der Berliner Börsen-Zeitung vom 6. Dezember 1929.

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Der deutsche Schauspieler Paul Otto