Paul Kamer

Paul Kamer, auch Paul Kamer-Hammer (* 22. Dezember 1919 in Schwyz; † 29. September 1999 in Zürich-Witikon) war ein Schweizer katholischer Geistlicher, Lehrer und Bühnenautor.

Leben

Familie

Paul Kamer gehörte dem Schwyzer Landleute-Geschlecht der Kamer[1] an und war der Sohn von Martin Kamer (* 1881; † 1924) und dessen Ehefrau Josepha (geb. Blum); nach dem frühen Tod seines Vaters führte seine Mutter einen Wolladen weiter.

Er war mit Nelli (geb. Hammer) verheiratet; aus diesem Grund bat er Papst Paul VI. 1974 um die Rückversetzung in den Laienstand.

Er lebte mit seiner Ehefrau in Zürich-Witikon.

Werdegang

Nachdem er das Kollegium Schwyz besucht hatte, an dem unter anderem Emil Spiess sein Lehrer war, und die Matura bestanden hatte, begann er ein Theologiestudium am Priesterseminar in Chur und wurde 1943 zum Priester geweiht.

Von 1944 bis 1949 absolvierte er seine Sprachstudien in Neuenburg, Zürich und Freiburg, bevor er im Juli 1949 mit seiner Dissertation Das grosse Gebet der Eidgenossen. Seine Form und sein Geist[2] an der Universität Freiburg zum Doktor promovierte. Aufgrund seiner Sprachbegabung beherrschte er Griechisch, Lateinisch, Englisch, alle vier Landessprachen der Schweiz sowie Serbisch[3].

Er unterrichtete am Lehrerseminar Rickenbach und war in der Zeit von 1949 bis 1970 als Lehrer für Deutsch und Englisch am Kollegium Schwyz und anschliessend bis 1984 als Sekretär und Pressechef bei der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia tätig[4]; er war auch seelsorgerisch tätig.

Er wurde auf dem Friedhof Witikon in Zürich bestattet. Sein Nachlass befindet sich im Staatsarchiv des Kantons Schwyz.

Gesellschaftliches und schriftstellerisches Wirken

In Schwyz betätigte Paul Kamer sich als Leiter des Studententheaters und sprach auch einige Zeit im Radio Das Wort zum neuen Tag.

Er war der Autor verschiedener dramatischer Werke, in denen er sich vor allem mit der christlichen Tradition und den Ansprüchen einer gewandelten Zeit auseinandersetzte, unter anderem für die Studentenbühne und das Welttheater Einsiedeln[5]. Dazu betätigte er sich als Übersetzer aus dem Rätoromanischen und Französischen sowie zahlreicher Bühnenstücke, unter anderem für die 1966 gegründete Bühne 66[6] und war freier Mitarbeiter bei verschiedenen Zeitungen sowie für das Radio DRS.

Bereits als Student verfasste er die Spiele Der Schwyzerkönig, das 1938 in Schwyz uraufgeführt wurde[7], und Gevatter Tod verfasst. In der Zeit von 1958[8] bis 1980 beteiligte er sich an der Gestaltung der Freilichtspiele Japanesenspiele in Schwyz, für die er insgesamt sechs literarisch anspruchsvolle Spiele schrieb[9], an denen immer mehrere hundert Mitwirkende beteiligt waren[10][11]. 1956 schrieb er für das Schultheater in Schwyz das Bühnenwerk Der ewige Arzt, an deren Uraufführung unter anderem der österreichische Kulturattaché Heinrich Raab und der Abt des Klosters Einsiedeln, Benno Gut, teilnahm[12]. Mit seinen Schülern führte er auch das von ihm verfasste Bühnenstück Erwache, Skanderbeg 1957 auf, an dem er als Intendant und Regisseur beteiligt war[13].

Zur 650-Jahrfeier der Schlacht am Morgarten schuf er 1965 das Gedenkspiel Letzi und später die Hörspielfassung von Paul Schoecks (1882–1952)[14] Tell.[15]

Sein Bruder-Klaus-Lied wurde 1966 in das katholische Kirchengesangbuch aufgenommen.[16]

Mitgliedschaften

Paul Kamer war Mitglied der Schweizerischen Schillerstiftung, deren Präsident er 1974 ad interim („Für die Zwischenzeit“) war[17], ihm folgte dann der Literaturwissenschaftler Pierre-Olivier Walzer[18] als Präsident.

Bis 1970 war er Vorstandsmitglied des Stiftungsrates der Kulturstiftung Pro Helvetia, ihm folgte, nach seinem Tücktritt 1970, der Musiker Rolf Looser.[19]

Der 1938 gegründete Bund Schwyzertütsch[20] wählte ihn in den Vorstand des Gesamtvereins. Dort führte er für viele Jahre die Protokolle der Vorstandssitzungen und Jahresversammlungen; 1988 trat er zurück.

Ehrungen und Auszeichnungen

Paul Kamer bekam 1949 für sein Bühnenstück Gevatter Tod den ersten Preis der Jury, in der Hans Bänninger (1896–1962)[21], Oskar Eberle, Fritz Gribi, Rudolf Joho und August Schmid (1877–1955)[22] vertreten waren[23], der Gesellschaft für das schweizerische Volkstheater (heute Zentralverband Schweizer Volkstheater[24]).

1967 erhielt er für sein literarisches und künstlerisches Schaffen den neu geschaffenen Schwyzer Kulturpreis.[25][26]

Er bekam 1993 den Innerschweizer Radio- und Fernsehpreis für seine Beiträge, die er innerhalb von 40 Jahren für das Radio DRS verfasst hatte[27][28].

Publizierte Werke (Auswahl)

Archivalien

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Franz Auf der Maur: Paul Kamer. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 9. Oktober 2008, abgerufen am 27. Juli 2022.
  2. Freiburger Nachrichten 22. Juli 1949 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 28. Juli 2022.
  3. schwyzkultur: Hommage an ein Phänomen. Abgerufen am 28. Juli 2022.
  4. Neue Zürcher Nachrichten 3. April 1970 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 28. Juli 2022.
  5. Die Geschichte – Welttheater Einsiedeln – Geschichte des Einsiedler Welttheaters. Abgerufen am 28. Juli 2022.
  6. Verein – Bühne 66. Abgerufen am 27. Juli 2022 (Schweizer Hochdeutsch).
  7. Neue Zürcher Nachrichten 17. Februar 1939 Ausgabe 02 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 27. Juli 2022.
  8. Japanesenspiele. Abgerufen am 28. Juli 2022.
  9. Japanesengesellschaft, Schwyz SZ – Theaterlexikon. Abgerufen am 27. Juli 2022.
  10. Nidwaldner Volksblatt 5. Februar 1958 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 28. Juli 2022.
  11. Der Bund 25. Februar 1963 Ausgabe 02 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 28. Juli 2022.
  12. Freiburger Nachrichten 11. Februar 1956 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 28. Juli 2022.
  13. Neue Zürcher Nachrichten 27. Februar 1957 Ausgabe 02 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 28. Juli 2022.
  14. Paul Schoeck – Theaterlexikon. Abgerufen am 27. Juli 2022.
  15. Neue Zürcher Nachrichten 11. November 1965 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 28. Juli 2022.
  16. Walter Heim: Die Bruder-Klaus-Verehrung seit der Heiligsprechung von 1947. In: Der Geschichtsfreund: Mitteilungen des Historischen Vereins Zentralschweiz, Band 140. 1987, abgerufen am 27. Juli 2022.
  17. Neue Zürcher Nachrichten 14. Januar 1974 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 28. Juli 2022.
  18. Neue Zürcher Nachrichten 30. Mai 1974 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 28. Juli 2022.
  19. Neue Zürcher Nachrichten 10. Juli 1970 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 28. Juli 2022.
  20. Rudolf Trüb: 50 Jahre Bund Schwyzertütsch. In: Sprachspiegel, Band 44, Heft 6. Abgerufen am 27. Juli 2022.
  21. Hans Bänninger – Theaterlexikon. Abgerufen am 27. Juli 2022.
  22. Erich Trösch: August Schmid. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 15. August 2011, abgerufen am 27. Juli 2022.
  23. Neue Zürcher Nachrichten 15. Oktober 1949 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 27. Juli 2022.
  24. ZSV – Zentralverband Schweizer Volkstheater – Theaterlexikon. Abgerufen am 27. Juli 2022.
  25. Neue Zürcher Nachrichten 26. Oktober 1967 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 28. Juli 2022.
  26. Thuner Tagblatt 13. Dezember 1967 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 28. Juli 2022.
  27. Neue Zürcher Zeitung 19. November 1993 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 28. Juli 2022.
  28. Medienpreis der SRG Zentralschweiz - Liste der Preisträger. (PDF) persoenlich.com, abgerufen am 28. Juli 2022.
  29. Neue Zürcher Nachrichten 14. Februar 1948 Ausgabe 04 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 27. Juli 2022.
  30. Walliser Bote 26. Februar 1957 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 28. Juli 2022.
  31. Neue Zürcher Nachrichten 1. Juli 1948 Ausgabe 02 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 27. Juli 2022.
  32. Neue Zürcher Nachrichten 7. März 1964 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 28. Juli 2022.
  33. Neue Zürcher Nachrichten 17. November 1965 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 28. Juli 2022.