Paul Hälg

Paul Johann Hälg (* 30. September 1954[1]; von Niederhelfenschwil) ist ein Schweizer Chemiker und Manager.[2]

Leben

Paul Johann Hälg wuchs in St. Gallen auf. Er besuchte die Kantonsschule am Burggraben in St. Gallen.[3] Es folgte ein Chemiestudium an der ETH Zürich, welches er mit dem Doktortitel (Dr. sc. techn.) abschloss.[1][4]

Hälg war von 1981 bis 1986 bei der Schweizerische Aluminium AG in Zürich als Projektleiter angestellt. Von 1986 bis 2001 war er in verschiedenen Führungsfunktionen bei der Gurit Essex AG tätig, zuletzt als Geschäftsführer (CEO). Anschliessend wurde Hälg Leiter des Geschäftsbereichs Klebstoffe und Mitglied der Konzernleitung der Forbo Holding.

2004 wurde er Geschäftsführer der Dätwyler-Gruppe. In dieser Führungsfunktion verantwortete er eine umfassende Repositionierung der Firmengruppe. So wurde das Geschäft mit Präzisionsrohren 2007 verkauft, 2012 der traditionelle Kabelbereich privatisiert und 2014 die Fachhandelssparte Maagtechnic abgestossen. Anstelle erfolgte ein Ausbau der Handelstätigkeit mit Elektronikkomponenten durch mehrere Akquisitionen.[5][6] Hälg gab 2017 seine Funktion als CEO auf und wurde anstelle als Verwaltungsratspräsident (VRP) der Dätwyler Holding AG gewählt.[4] Ende 2019 wurde bekannt, dass sich die Dätwylergruppe von der Handelstätigkeit mit Elektronikkomponenten trennen will.[7]

Ab 2009 war Hälg Verwaltungsrat der Sika AG. 2012 übernahm er das Präsidium des Verwaltungsrates der Sika von Walter Grüebler.[2] Hälg wurde der breiteren Öffentlichkeit durch seinen Kampf für die Unabhängigkeit der Firma Sika bekannt, nachdem die Gründerfamilien, organisiert in der Schenker-Winkler Holding AG (SWH), ihre Aktien und damit die Kontrollmehrheit an die französische Compagnie de Saint-Gobain verkaufen wollten. Durch die Opting-out-Klausel in den Statuten von Sika musste Saint-Gobain den Minderheitsaktionären kein Kaufangebot zu gleichen Bedingungen wie den Hauptaktionäre der Gründerfamilien machen. Der Verwaltungsrat unter Führung von Hälg erhielt im Kampf für den unabhängigen Fortbestand der Firma Sika Unterstützung von bekannten Minderheitsaktionären wie der Bill & Melinda Gates Foundation. Die Besetzung des Verwaltungsrates führte zu gerichtlichen Auseinandersetzungen.[8] Es handelte sich um eine der längsten Übernahmeschlachten Europas.[9][10] Diese Auseinandersetzung dauerte dreieinhalb Jahre. Ein Kompromiss wurde im Mai 2018 vertraglich geregelt.[11][12] Die Regelung führte zu einer Minderheitsbeteiligung von 10 Prozent durch Saint-Gobain, welche keinen Verwaltungsrat stellen kann und die Beteiligung über Jahre nicht wesentlich erhöhen darf. Sika bleibt eine unabhängige Schweizer Firma.

Weitere Tätigkeiten

Privat

Hälg ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Einzelnachweise

  1. a b Paul Hälg: Asymmetrische Hydroformylierungen mit [PtC1(SnC1-3)(DIOP). Dissertation, ETH Zürich 1982, abgerufen am 2. Februar 2020
  2. a b Organisation SIKA-Gruppe. sika.com, abgerufen am 2. Februar 2020
  3. Mélanie Rietmann: Paul Johann Hälg: Er kann in der Wüste auftanken. Handelszeitung, 11. Mai 2005, abgerufen am 2. Februar 2020
  4. a b Verwaltungsrat Dätwyler. datwyler.com, abgerufen am 2. Februar 2020
  5. Unternehmensgeschichte Dätwyler. datwyler.com, abgerufen am 7. Februar 2020
  6. Karl Lüönd: 100 Jahre Dätwyler. NZZ Libro 2015, ISBN 978-3-03810-031-7
  7. Dätwyler fokussiert auf wachstums- und margenstarkes Sealing-Geschäft. Medienmitteilung datwyler.com, 23. Dezember 2019, abgerufen am 7. Februar 2020
  8. Heute fällt weiteres Urteil im Sika-Übernahmestreit. Pressemitteilung Sika, 28. Oktober 2016, abgerufen am 2. Februar 2020
  9. Auf diese drei Arten könnte der Krieg um Sika ausgehen. Handelszeitung, 10. April 2017, abgerufen am 2. Februar 2020
  10. Sika VR arbeitet weiterhin ohne Lohn. Handelszeitung, 18. April 2018, abgerufen am 2. Februar 2020
  11. Niklaus Vontobel: Sika-Präsident Paul Hälg nach Einigung: «Verhältnis zur Familie wird distanziert bleiben.» schweiz am wochenende, 12. Mai 2018, abgerufen am 2. Februar 2020
  12. Ernst Meier: Ich bin stolz, dass wir dem Druck standhielten. Tagesanzeiger, 12. Mai 2018, abgerufen am 2. Februar 2020