Paul Francke (Baumeister)
Paul Francke (* um 1537 in Weimar; † 10. November 1615 in Wolfenbüttel) war ein Baumeister der Renaissance, der als herzoglicher Baudirektor überwiegend in Diensten der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg stand.
Leben
Die Bautätigkeit des 16. Jahrhunderts in den sächsischen und thüringischen Ländern, insbesondere von Schlossanlagen und Rathäusern, hatte Einfluss auf den aus Weimar stammenden Francke.[1]
Im Jahr 1564 ist sein Wirken als Baumeister im Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel dokumentiert. Im Jahr 1565 verpflichtete er sich gegenüber Herzog Julius durch einen Diensteid als Baumeister, nachdem er für ihn Baumaßnahmen am Schloss Hessen durchgeführt hatte.[1]
Bereits 1573 wird er als Bauverwalter erwähnt. Im Jahr 1575 wurde ihm die Verantwortung für das gesamte herzogliche Bauwesen übertragen. Zu seinen Aufgaben zählte die Errichtung von Befestigungsanlagen für die neue Heinrichstadt und die Dammfestung in Wolfenbüttel. An der Modernisierung der Befestigung war der niederländische Ingenieur Wilhelm de Raet beteiligt. Anschließend leitete er den Bau der neu gegründeten Universität Helmstedt, beispielsweise 1577/78 des Kollegiumsgebäudes und 1593 bis 1597 des „Juleum“ genannten Hauptgebäudes der Universität. Weitere Maßnahmen, an denen er beteiligt war, sind um 1594 erfolgte Erweiterungen am Schloss Hessen und 1604 bis 1612 am Schloss Erichsburg. 1606 leitete er die Wiederherstellung der Klosterkirche Riddagshausen.[1]
Von 1608 an plante und überwachte er den Bau der Marienkirche in Wolfenbüttel unter Herzog Heinrich Julius d. J.
Das Amt des herzoglichen Bauverwalters hatte er bis zu seinem Tod im Jahr 1615 inne. Weitere Baumeister, die in seiner Zeit als Bauverwalter für Herzog Heinrich Julius tätig waren, sind Christoph Tendler, Johann Bock, Philipp Müller und Hans Vredemann de Vries. Es bestanden zudem Beziehungen zum Festungsbaumeister Rochus zu Lynar.[1]
Paul Francke wurde in der Marienkirche in Wolfenbüttel beigesetzt.
Bauten
Als bekannteste Bauwerke Paul Franckes gelten:
- 1564 und 1594: Schloss Hessen am Fallstein
- 1577–1578: Kollegienflügel der Universität Helmstedt
- 1596: Kommisse in Halberstadt
- 1593–1597: Juleum in Helmstedt
- um 1600: Abteigebäude Stift Gandersheim[2]
- 1604–1612: Der heute noch bestehende Teil der Erichsburg aus dem frühen 17. Jahrhundert[3]
- 1606: Wiederherstellung des teilweise zerstörten Zisterzienserklosters Riddagshausen bei Braunschweig
- 1608 begonnen: Marienkirche in Wolfenbüttel
- 1609 begonnen: Schloss Salder in Salzgitter-Salder
- 1613 begonnen: Zeughaus und Schlossturm in Wolfenbüttel
- 1613: Entwurf für einen Neubau der Liebfrauenkirche in Hornburg im Harz.[4]
Kollegienflügel Universität Helmstedt
Literatur
- Elmar Arnhold: Francke, Paul. In: Horst-Rüdiger Jarck, Dieter Lent u. a. (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon – 8. bis 18. Jahrhundert. Appelhans Verlag, Braunschweig 2006, ISBN 3-937664-46-7, S. 227–228.
- Hans Reuther: Franke, Paul. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 347 (Digitalisat).
- Kurt Seeleke: Paul Francke, ein fürstlicher Baumeister zu Wolfenbüttel. In: Braunschweigisches Jahrbuch. (= Dissertation 1939) Dritte Folge 1, 1940, OCLC 886521973, S. 29–57.
- Friedrich Thöne: Unter Heinrich Julius (Arbeiten vor 1600, Ausbau 1600–1612, Paul Francke und die Befestigung). In: Wolfenbüttel in der Spätrenaissance. Topographie und Baugeschichte unter den Herzögen Heinrich Julius und Friedrich Ulrich (1589 bis 1634). (= Braunschweigisches Jahrbuch. 35). Waisenhaus-Buchdruckerei, Braunschweig 1954, OCLC 223349745, digisrv-1.biblio.etc.tu-bs.de (PDF, S. 13 ff).
- Harmen Thies: Das Juleum novum – Paul Francke. Festvortrag in der Aula des Juleums, in der Reihe Beiträge zur Geschichte des Landkreises und der ehemaligen Universität Helmstedt. Heft 9, Landkreis Helmstedt, Helmstedt 1997, ISBN 3-937733-08-6.
- Falko Rost: Der Architekt Paul Francke und die Kirche Mariae Beatae Virginis (BMV) in Wolfenbüttel. In: Bernd Feicke, Harzverein für Geschichte und Altertumskunde e.V (Hrsg.): Harz-Zeitschrift 2013, 65. Jahrgang. Lukas Verlag, Berlin/ Wernigerode 2013, ISBN 978-3-86732-154-9, S. 63 ff, (books.google.com).
Weblinks
- Literatur von und über Paul Francke im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Geschichte und Baustil der Marienkirche Wolfenbüttel mit Erwähnung Franckes (Memento vom 15. März 2009 im Internet Archive)
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Horst-Rüdiger Jarck, Dieter Lent u. a. (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon – 8. bis 18. Jahrhundert. Appelhans Verlag, Braunschweig 2006, ISBN 3-937664-46-7, S. 227–228.
- ↑ Falko Rost: Der Architekt Paul Francke und die Kirche Mariae Beatae Virginis (BMV) in Wolfenbüttel. S. 64.
- ↑ Geschichte & Gegenwart. gestuet-hunnesrueck.de, archiviert vom Original am 13. März 2016; abgerufen am 13. April 2016.
- ↑ Hans Reuther: Franke, Paul. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 347 (Digitalisat).
Personendaten | |
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NAME | Francke, Paul |
KURZBESCHREIBUNG | herzoglicher Baumeister in Wolfenbüttel |
GEBURTSDATUM | um 1537 |
GEBURTSORT | Weimar |
STERBEDATUM | 10. November 1615 |
STERBEORT | Wolfenbüttel |
Auf dieser Seite verwendete Medien
Inschriften des Epitaphs von Paul Francke (gest. 1615) in der Wolfenbütteler Marienkirche
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Collegienflügel der ehemaligen Helmstedter Universität am „Grauen Hof“
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Wolfenbüttel: Zeughaus in Wolfenbüttel.
Erichsburg mit Treppenturm
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Wolfenbüttel: Kirche Beatae Mariae Virginis (Marienkirche): Nordwestseite (Außenansicht)
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Wolfenbüttel, Hauptkirche Beatae Mariae Virginis, Epitaph des Architekten der Kirche Paul Francke
Autor/Urheber: User:Brunswyk, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Wolfenbüttel: Wolfenbüttler Schloss.