Paul Baudouin

Paul Baudouin (1940)

Paul Louis Arthur Baudouin[1] (* 19. Dezember 1894 in Paris; † 10. Februar 1964 ebenda) war ein französischer Politiker der Dritten Republik und des Vichy-Regimes.

Karriere und Leben

Paul Baudouin entstammte einer wohlhabenden Pariser Bankiersfamilie und studierte an der École polytechnique. Während des Ersten Weltkriegs diente Baudouin als Artillerist und wurde anschließend Finanzinspektor. 1930 wurde er Direktor der Banque de l’Indochine. Politisch sympathisierte Baudouin zunehmend mit den Ideen der nationalistischen Action française.

Am 30. März 1940 berief ihn Premierminister Paul Reynaud als Unterstaatssekretär in die Regierung. Nach dem deutschen Angriff auf Frankreich und dem sich abzeichnenden militärischen Zusammenbruch übernahm Philippe Pétain am 16. Juni 1940 die Regierung und forderte eine rasche Beendigung der Kampfhandlungen. Baudouin wurde neuer Außenminister und erfragte am 17. Juni über den spanischen Botschafter Lequerica beim Deutschen Reich die Bedingungen des Waffenstillstands, der am 22. Juni in Compiègne abgeschlossen wurde. Mit Etablierung des Vichy-Regimes verblieb Baudouin Außenminister und vermutlich stammte von ihm die erste amtliche Verwendung des Begriffs „Collaboration“ für die „fortwährende Zusammenarbeit“ zwischen Vichy-Frankreich und dem Deutschen Reich (Kollaboration in Frankreich). Der Begriff findet sich in einem Memorandum des Außenministeriums vom Juli 1940.[2] Baudouin führte wichtige Verhandlungen mit der deutschen und italienischen Regierung, konnte sich aber über die Konditionen des Waffenstillstands gegen Pierre Laval nicht durchsetzen und verlor sein Amt am 28. Oktober 1940.

Bis 1944 arbeitete Baudouin wieder für die Banque de l’Indochine und unterstützte die Jugendbewegung des Vichy-Regimes (Chantiers de la jeunesse française). Im März 1947 wurde Baudouin als Vertreter der Kollaborationsregierung zu einer fünfjährigen Gefängnisstrafe verurteilt, jedoch schon 1948 wieder freigelassen.[3]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Association X-Résistance, Ministres de Vichy issus de l'École polytechnique, Paul Baudouin (Memento des Originals vom 27. Juli 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/x-resistance.polytechnique.org, x-resistance.polytechnique.org
  2. P. Baudouin: The Private Diaries of Paul Baidouin. London, 1948, entnommen aus: Gerhard Hirschfeld, Patrick Moreau: Nationalsozialismus von links: die Kampfgemeinschaft Revolutionärer Nationalsozialisten. S. 202, Deutsche Verlags-Anstalt, 1984
  3. Gisèle Berstein, Serge Berstein: Dictionnaire historique de la France contemporaine: 1870-1945 (= Gisèle Berstein [Hrsg.]: Dictionnaire historique de la France contemporaine. Band 1). PUF, Paris 1995, ISBN 2-87027-549-8, S. 64 (französisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
VorgängerAmtNachfolger
Paul ReynaudAußenminister von Frankreich
16. Juni28. Oktober 1940
Pierre Laval

Auf dieser Seite verwendete Medien

Paul Baudoin.jpg
Paul Baudouin, ministre des Affaires étrangères du régime de Vichy. Portrait photographique publié dans le journal L'Ouest-Éclair (n° 15977) du 24 août 1940.