Paul Balzereit

Paul Johannes Gerhard Balzereit, Pseudonyme Paul Gehrhard und P.B.Gotthilf (* 2. November 1885 in Kiel; † 6. Juli 1959 in Magdeburg) war ein deutscher Publizist und als „Zweigdiener“ (Landesleiter) der Wachtturm-Gesellschaft eine wichtige Gestalt im Verlauf der Auseinandersetzung der Zeugen Jehovas mit dem Nationalsozialismus.

Der 1885 geborene Balzereit besuchte die Volksschule und schloss eine kaufmännische Ausbildung ab. Nach einigen Jahren Arbeit in diesem Beruf schloss er sich den Zeugen Jehovas an. Bereits 1916 übergangsweise Schriftleiter des Wachtturms, avancierte er bis 1923 zum Verantwortlichen des neu gegründeten Goldenen Zeitalters, der deutschen Ausgabe der US-amerikanischen Zeugen-Publikation The Golden Age. 1925 wurde er wegen einer antikirchlichen Flugschrift angezeigt, aber im folgenden Prozess freigesprochen. Auch nach dem Verbot der Glaubensgemeinschaft 1933 durfte Balzereit den Verlagsbetrieb zunächst fortführen, wenn auch eingeschränkt. Er setzte sich für eine Rücknahme des Verbots der Zeugen Jehovas ein, wurde dabei zunehmend für seine zu kompromissbereite Linie kritisiert. Am 10. Mai 1935 wurde Balzereit verhaftet und im Konzentrationslager Sachsenhausen interniert. 1936 wurde Balzereit von den Zeugen Jehovas die Gemeinschaft entzogen.[1] Balzereit ging in der Haftzeit seinerseits auf Abstand zu den Zeugen Jehovas. Nach dem Krieg fungierte er als Leiter der Vereinigung freistehender Christen, die mit Unterstützung des MfS gegen die Zeugen Jehovas der DDR agitierte.[2]

Literatur

Weblink

Einzelnachweise

  1. Kevin P. Spicer: Between Resistance and Martyrdom: Jehovah's Witnesses in the Third Reich. By Detlef Garbe. Translated by Dagmar G. Grimm. Madison: University of Wisconsin Press. 2008. Pp. 856. Cloth 39.95. ISBN 0-299-20794-3. In: Central European History. Band 42, Nr. 3, September 2009, ISSN 1569-1616, S. 577–580, doi:10.1017/S0008938909990604 (cambridge.org [abgerufen am 8. Januar 2021]).
  2. Ehemalige Zeugen Jehovas im Dienste des MfS - Der Fall Balzereit. Abgerufen am 8. Januar 2021.