Paul Badura-Skoda

Paul Badura-Skoda

Paul Badura-Skoda (* 6. Oktober 1927 in Wien; † 25. September 2019 ebenda) war ein österreichischer Pianist, Klavierpädagoge, Hochschullehrer, Musikschriftsteller und Herausgeber.

Leben

Paul Badura-Skoda gewann zwei Jahre nach Beginn seines Klavier-Studiums am Konservatorium der Stadt Wien 1947 den ersten Preis des Österreichischen Musikwettbewerbs und erhielt ein Stipendium für einen Meisterkurs bei Edwin Fischer.[1] Es folgten Siege bei Wettbewerben in Budapest und Paris.

Ab 1949 trat er mit bedeutenden Dirigenten wie Wilhelm Furtwängler und Herbert von Karajan auf. 1949 spielte er beispielsweise im Wiener Musikverein mit den Wiener Philharmonikern unter Furtwängler Mozarts Konzert für zwei Klaviere in Es-Dur, KV 365. Seine Klavierpartnerin war Furtwänglers Tochter Dagmar Bella. Große Beachtung fand Paul Badura-Skodas Einspringen für den erkrankten Edwin Fischer bei den Salzburger Festspielen 1950.[2] Ab 1954 war er Assistent bei Fischer.[3]

Ab den 1950er Jahren folgte eine internationale Karriere mit ausgedehnten Konzerttourneen nach Australien, in die USA, Kanada, Mexiko und Südamerika, später auch nach Japan, in die Sowjetunion und nach China, wo Badura-Skoda als erster westlicher Pianist nach der Kulturrevolution auftrat. Hinzu kamen zahlreiche Schallplatten- und CD-Einspielungen, Auftritte im Fernsehen und bei renommierten Musikfestivals, wo er zum Teil auch selbst dirigierte.[3]

Badura-Skoda wirkte auch als Professor für mehrere Generationen von Klavierstudenten. Früh begann er Klavierunterricht in Meisterkursen zu geben, seine künstlerisch-pädagogische Tätigkeit führte ihn mehrfach durch Europa, nach Amerika und Asien, von 1966 bis 1971 war er Artist in Residence an der University of Wisconsin. Als Gastprofessor unterrichtete er 1974 am Curtis Institute of Music in Philadelphia, von 1975 bis 1981 lehrte er an der damaligen Folkwang Musikhochschule in Essen. 1981 wurde er als ordentlicher Professor für Klavier an die Universität für Musik und darstellende Kunst Wien berufen, wo er bis zu seiner Emeritierung 1994 tätig war.[3]

Schwerpunkt seines umfangreichen Repertoires (von ihm existieren mehr als 200 Einspielungen) waren Werke von Mozart, Beethoven und Schubert und Frank Martin, der das Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 (1968/1969) für ihn schrieb.

Früh wandte er sich der historisch informierten Aufführungspraxis zu und wurde für seine Aufnahmen auf alten Instrumenten hoch gelobt.[2][4] Dazu zählen seine Gesamtaufnahmen der Klaviersonaten von Mozart und Schubert auf historischen Flügeln beim Label Astree. Seit 1978 war Paul Badura-Skoda Träger des Bösendorfer-Ringes, einer Auszeichnung, die vor ihm erst einer Person, nämlich Wilhelm Backhaus, zuteilwurde. Bösendorfer verleiht den Ring an ausgewählte Pianisten, die die Tradition des Wiener Musizierens verkörpern.[5] Zum 80. Geburtstag widmete ihm Elmar Worgull einen kunsthistorischen Aufsatz.[6]

Paul Badura-Skoda trat – teilweise mit seiner Frau Eva Badura-Skoda – auch als Musikschriftsteller und Herausgeber von Werkausgaben in Erscheinung. Er war Ehrendoktor der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim. Außerdem schrieb er Kadenzen zu Klavierkonzerten von Mozart.

Mehrere von ihm eingespielte CDs sind beim Leipziger Klassik-Label GENUIN erschienen. Im Mozartjahr 1991 führte er in Regensburg sämtliche Klaviersonaten des Komponisten auf.

Paul Badura-Skoda war 1987 Jurymitglied beim Santander Paloma O’Shea Klavierwettbewerbs.[7] Er war 1990 und 1995 Jurymitglied beim Internationalen Chopin-Wettbewerb in Warschau. Im Jahr 2013 wirkte er als Mitglied der Jury beim Internationalen Deutschen Pianistenpreis in Frankfurt am Main.

In den letzten Jahren trat er auch im Duo mit dem Pianisten Rostislav Krimer auf und veröffentlichte Mozarts Konzert für zwei Klaviere mit Orchester auf CD.[8]

Am 15. Oktober 2017 gab Badura-Skoda anlässlich seines kurz zuvor gefeierten 90. Geburtstages im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins ein ausverkauftes Konzert mit folgendem Programm: Ludwig van Beethoven: Sechs Bagatellen für Klavier op. 126; Sonate für Klavier E-Dur, op. 109; Sonate für Klavier As-Dur, op. 110; Sonate für Klavier c-Moll, op. 111.

Er wurde am 9. Oktober 2019 auf dem Ottakringer Friedhof bestattet.[9]

Auszeichnungen (Auszug)

Aufnahmen

  • Paul Badura-Skoda. Wolfgang Amadeus Mozart. „Pianoforte Sonatas“. Johann Schantz 1790, Hammerklavier. Label: Astree Naive.
  • Paul Badura-Skoda. Wolfgang Amadeus Mozart. „Works for piano“. Anton Walter 1790, Hammerklavier. Label: Gramola.
  • Paul Badura-Skoda mit Musica Florea. Wolfgang Amadeus Mozart. „Piano concertos K.271, K.414“. Hammerklavier nach Walter 1792 von Paul McNulty. Label: Arcana.
  • Paul Badura-Skoda. Franz Schubert. „Fantaisie Pour le Piano-forte“. Conrad Graf 1824, Hammerklavier. Label: Astree.
  • Charles Mackerras, Paul Badura-Skoda, Polish Radio Symphony Orchestra. Shostakovich. „Symphony No.9; Scriabin, Piano Concerto“; Dvořák, „Symphonic Variations“. Label: Pristine Audio.
  • Paul Badura-Skoda, Wiener Symphoniker, Henry Swoboda. Rimsky-Korsakov. „Piano Concerto“. Label: Pristine Audio.
  • Paul Badura-Skoda mit David Oistrach. "The Last Recital", Konzertmitschnitt aus dem Wiener Musikverein vom 29. Mai 1974. Label: GENUIN[16].

Einzelnachweise

  1. Pianist Paul Badura-Skoda ist tot. In: wien.orf.at, 26. September 2019, abgerufen am 26. September 2019.
  2. a b Michael Schmidt: Pionier der Historischen Aufführungspraxis. In: br-klassik.de, 26. September 2019, abgerufen am 26. September 2019.
  3. a b c d Wir trauern um unser Ehrenmitglied em. o. Univ.-Prof. Paul Badura-Skoda. In: mdw.ac.at, abgerufen am 26. September 2019.
  4. Kaup-Hasler: „Paul Badura-Skoda – ein Meister seines Fachs.“. In: ots.at, 26. September 2019, abgerufen am 26. September 2019.
  5. a b Paul Badura-Skoda. In: boesendorfer.com, abgerufen am 28. September
  6. Das Modell des Speyerer Kaiserdomes von Holzbildhauer Otto Martin im Historischen Museum der Pfalz in Speyer. Zur Problematik historischer Bilddokumente als selektive Grundlagen für rekonstruierte Erscheinungsformen des Doms. In: Pfälzer Heimat: Zeitschrift der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften in Verbindung mit dem Historischen Verein der Pfalz und der Stiftung zur Förderung der pfälzischen Geschichtsforschung. (Paul Badura-Skoda zu seinem 80. Geburtstag in Freundschaft gewidmet). Verlag der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, Speyer 2007, Heft 2, S. 60–80.
  7. Paloma O’Shea Santander International Piano Competition – Winners, members of the jury and artistic guests.
  8. Resurrection of Mozart. In: ERP. Abgerufen am 18. Januar 2024 (amerikanisches Englisch).
  9. Paul Badura-Skoda. In: badura-skoda.cc, 15. September 2020, abgerufen am 10. Mai 2020.
  10. Biografie auf tobconcert.de (Memento vom 20. Oktober 2007 im Internet Archive)
  11. Archives nationales: Archives du Bureau du Cabinet du ministre de la Culture. Ordre des arts et lettres (1962-2000). (PDF) S. 80, abgerufen am 10. November 2021 (französisch).
  12. a b c Biografie Paul Badura-Skoda. In: Homepage von Paul Badura-Skoda, abgerufen am 26. September 2019.
  13. Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 28. November 2007
  14. Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF; 6,6 MB)
  15. Ehrenmitglieder der Wiener Beethoven Gesellschaft. In: beethovengesellschaft.at, abgerufen am 28. September 2019.
  16. CD "The Last Recital"

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P2160664 Paul Badura-Skoda (Gesprächskonzert) (25251139887).jpg
Autor/Urheber: Thorsten Krienke from Detmold, Germany, Lizenz: CC BY-SA 2.0
Paul Badura-Skoda am 06.02.2018 im Konzerthaus der HfM Detmold.