Patent für das Herzogthum Schleswig, betreff die Amnestie

Das Patent für das Herzogthum Schleswig, betreff die Amnestie vom 10. Mai 1851 war ein dänisches Gesetz, mit dem König Friedrich VII. den meisten Teilnehmern der Schleswig-Holsteinischen Erhebung eine Amnestie anbot. Dieses Gesetz galt für das Herzogtum Schleswig. Die Amnestie für die Teilnehmer der Erhebung im Herzogtum Holstein war das strukturgleiche allerhöchste Patent für das Herzogthum Holstein, betreff die Amnestie vom 29. März 1852. Die spätere Amnestie in Holstein resultierte aus dem späteren Rückerwerb der vollen Souveränität des dänischen Königs über Holstein nach der Erhebung.

Hintergrund

In den Herzogtümern Schleswig und Holstein kam es im Rahmen der Märzrevolution 1848 zur Schleswig-Holsteinischen Erhebung. Auch wenn die Provisorische Regierung sich bemühte, das Legitimitätsprinzip nicht in Frage zu stellen, so wurde die Erhebung in Dänemark doch als gegen den König gerichteter sezessionistischer Aufruhr bewertet. Bereits Ende 1850 wurden daher im Herzogtum Schleswig 243 Beamte entlassen,[1] darunter ein Viertel der Pastoren und fast alle Lehrer der Lateinschulen. Die meisten von ihnen wurden des Landes verwiesen. Schleswig blieb nach der Niederschlagung der Erhebung unter dänischer Kontrolle und wurde von einem außerordentlichen Regierungskommissar verwaltet. Holstein wurde durch preußische und österreichische Bundestruppen befriedet, die Schleswig-Holsteinische Armee wurde am 1. April 1851 aufgelöst. Zusätzlich zu den bereits 1850 Entlassenen verließen viele schleswig-holsteinisch gesinnte Beamte und Offiziere der schleswig-holsteinischen Regierung und des Militärs das Land, ein Teil wanderte in die Vereinigten Staaten und nach Australien aus.

Die Amnestie

Da der deutschsprachige Teil der Bevölkerung des Herzogtums Schleswig zum größten Teil an der Erhebung teilgenommen hatte, hatte sich der überwiegende Teil der Beamtenschaft und der anderen Eliten des Herzogtums nach dänischer Rechtsauffassung strafbar gemacht. Um die weitere Auswanderung der führenden Persönlichkeiten zu stoppen und eine Zusammenarbeit mit den Deutschen im Herzogtum wieder zu ermöglichen, wurde eine Amnestie angeboten. Um das Amnestieangebot anzunehmen, mussten sich die Betroffenen in einem Gesuch an den König wenden.

Ausnahmen von der Amnestie

Für eine Reihe namentlich genannter Persönlichkeiten der Erhebung galt die Amnestie nicht, darunter die Mitglieder der vormaligen schleswig-holsteinischen Regierung und des vormaligen Schleswigschen Obergerichtes, Bürgermeister und Amtmänner sowie leitende Geistliche.

Titel/BerufNameErgänzungAnmerkung
HerzogChristian August von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburgund dessen Familie
PrinzFriedrich Emil August von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburgund dessen Familie
AdvocatWilhelm Hartwig BeselerPräsident der provisorischen Regierung
Mitglied der schleswig-holsteinischen RegierungAndreas Paul Adolph von HarbouBevollmächtigter der provisorischen Regierung für Schleswig
Mitglied der schleswig-holsteinischen RegierungPaul Henning von Rumohrgemeint ist Wulf Henning Ernst Wilhelm von Rumohr, Bevollmächtigter der provisorischen Regierung für Schleswig
Mitglied des Schleswigschen Obergerichtes, Direktor, LandratFriedrich Karl Heinrich von Ahlefeldt
Mitglied des Schleswigschen ObergerichtesHeinrich Carl Esmarch
Mitglied des Schleswigschen ObergerichtesHans Adolph Bernhard Caspar KamphovenerHans Adolph Kamphövener (1808–1856)
Mitglied des Schleswigschen ObergerichtesFriedrich Mommsen
Amtsverwalter und Hausvogt im Weser-Amte HaderslebenGeorg Friedrich von Krogh
GerichtshalterAndreas Hansenin LeckAuch Abgeordneter in der Landesversammlung
Bürgermeister, Polizeimeister und Stadtsekretär in HusumReinhard Hermann Ludwig Carl von Kaup
Bürgermeister, Polizeimeister und Stadtvogt in ApenradeGeorg Heinrich Leonhardt Schow
Amtmann der Ämter Hütten und Gottorf und Oberdirektor des Flecken CappelnFriedrich Nikolaus Adam Ludwig Baron von LiliencronAuch Abgeordneter in der Landesversammlung, Stadtoberhaupt von Flensburg
Hardesvogt und Reitvogt der Frös- und Kalslund-HardenChristian August Thomas Bruhn
Propst der Propstei Hütten und Hauptprediger an der Friedrichsberger Kirche in SchleswigNicolaus Johannes Ernst NielsenAuch Abgeordneter in der Landesversammlung
Propst der Propstei Gottorf und Hauptprediger an der Domkirche zu SchleswigNicolaus Theodor BoysenAuch Abgeordneter in der Landesversammlung
Kirchenpropst der Propstei Apenrade und Lügumkloster und Hauptprediger in ApenradeJohannes Andreas Rehhoff
Kirchenpropst der Propstei Flensburg und Hauptprediger an der St. Johanniskirche in FlensburgHans Friedrich Christian Volquardts
Prediger an der St. Michaeliskirche in Schleswig, Dr.Michael Baumgarten
Prediger in Azböll und GravensteinJörg Brag
Prediger zu AdelbyLorenz LorenzenAuch Abgeordneter in der Landesversammlung
Subrector an der Haderslebener Gelehrtenschule, Dr.Conrad Anton Michelsen
Dr. med & chir.Joseph Alexander Markusaus Hadersleben
Dr. med & chir.Napoleon Friedrich August Peter Hansenaus Schleswig
LandrathAugust Detlev von Ahlefeldtzu Dehe
Auscultant bei der schleswig-holsteinischen RegierungCarl Wilhelm von Ahlefeldt
Ober- und LandgerichtsadvocatJürgen BremerMitglied der provisorischen Regierung
Ober- und LandgerichtsadvocatJakob Guido Theodor GülichAuch Abgeordneter in der Landesversammlung und der Frankfurter Nationalversammlung
Ober- und Landgerichtsadvocat, Dr. jur.Carl Friedrich HeibergAuch Abgeordneter in der Landesversammlung
RegierungsratCaspar Arnold Gotthold Johann Engel
Peter Lüders
Propst des adligen Convents in PreetzFriedrich von Reventlouzu WittenbergMitglied der provisorischen Regierung und von 1849 bis 1851 Statthalter der Herzogtümer Schleswig und Holstein
KaufmannMartin Thorsen SchmidtMitglied der provisorischen Regierung Schleswig-Holsteins und der Landesversammlung
EisenbahndirektorTheodor OlshausenMitglied der provisorischen Regierung Schleswig-Holsteins und der Landesversammlung
Deputierter in dem vormaligen General-Zollkammer und Commerz-CollegioCarl Philipp FranckeMitglied der provisorischen Regierung Schleswig-Holsteins und der Frankfurter Nationalversammlung
Committierte in dem vormaligen General-Zollkammer und Commerz-CollegioRudolph SchleidenMitglied des Vorparlaments in Frankfurt und des Fünfzigerausschusses
Mitglied des vormaligen Schleswigschen Obergerichtes, LandratAugust Detlev von Ahlefeldtzu Dehe
Hardesvogt der Cropp-Harde und für WeggerdorfFriedrich Carl Ferdinand Jacobsen
der Ober- und Landgerichts-AdvocatHans Reimer ClaussenMitglied der Frankfurter Nationalversammlung und der Landesversammlung

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Tillisch, Frederik Ferdinand, 1801-89, dansk embedsmand og politiker. In: Grænseforeningens Lexikon.