Parlamentswahlen in Gambia 2002

Parlamentswahlen in Gambia 2002
abgegebene Stimmen (in %)
 %
70
60
50
40
30
20
10
0
63,4
n. k.
21,6
13,6
1,4
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 1997
 %p
 20
 15
 10
   5
   0
  -5
-10
-15
-20
-25
-30
-35
+11,3
−34
+19,4
+5,7
−2,5
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
a In einer Allianz mit der NCP

Die Parlamentswahlen in Gambia 2002 fanden in der westafrikanischen präsidialen Republik Gambia am 17. Januar 2002 statt. Diese Wahlen für die gambische Nationalversammlung sind nach 1997 die zweiten Wahlen der Zweiten Republik Gambias.

Die regierende Partei Alliance for Patriotic Reorientation and Construction (APRC), des Staatspräsidenten Yahya Jammeh, konnte erneut die deutliche Mehrheit der Sitze im Parlament erlangen.

Wahlverfahren und -kreise

Für die gambische Nationalversammlung, die in der National Assembly in der Hauptstadt Banjul tagt, werden 48 Mitglieder gewählt.[1] Fünf weitere Sitze in der Nationalversammlung werden vom Staatspräsidenten ernannt, so dass die Nationalversammlung für eine Legislaturperiode 53 Mitglieder des Einkammersystems hat.[1]

Die gewählten Mitglieder werden in den 48 Wahlkreisen des Landes in einer Direktwahl mit einem Mehrheitswahlsystem (einfache Mehrheit) ermittelt.[1] Für die Einteilung der Wahlkreise ist die Independent Electoral Commission (IEC) verantwortlich, diese orientiert sich an den Distrikten in der Verwaltungsgliederung Gambias. Gebiete mit hoher Bevölkerungsdichte sind in ihrer Einteilung angepasst, so ist die Hauptstadt Banjul in drei Wahlkreisen und die Gemeinde Kanifing, mit der größten Stadt des Landes Serekunda, in fünf Wahlkreise unterteilt.

Eine Wahlpflicht besteht nicht.[1]

Die Stimmabgabe selber erfolgt über Glasmurmeln, die in eine bis auf dem Einwurf verschlossene Trommel als Wahlurne geworfen wird. Diese Wahlurnen sind je nach Kandidat unterschiedlich farblich gestaltet.[2] Durch dieses Verfahren ist erfahrungsgemäß der Anteil der ungültigen Stimmen sehr gering.[3]

Die Wahlen zur Nationalversammlung müssen spätestens drei Monate nach der Wahl des Präsidenten erfolgen.[4]

Ausgangslage

Nach einer Schätzung[5] zufolge hatte Gambia 2002 eine Bevölkerung von 1.457.766 Einwohnern.

Bei den letzten Parlamentswahlen in Gambia 1997 erlangte die APRC 33 Wahlkreise, sieben wurden von der United Democratic Party (UDP), zwei von der National Reconciliation Party (NRP) und ein Wahlkreis von der People’s Democratic Organisation for Independence and Socialism (PDOIS) gewonnen. Auch zwei unabhängige Kandidaten gewannen ihren Wahlkreis.

Bei den Präsidentschaftswahlen im Oktober 2001 konnte sich Yahya Jammeh (APRC) mit 52,8 % gegen seine Gegenkandidaten Ousainou Darboe (UDP), Hamat Bah (NRP), Sheriff Dibba (NCP) und Sidia Jatta (PDOIS) durchsetzten.

Wahlvorbereitung

Die Anzahl der Wahlkreise wurde von 45 auf 48 und die Sitze in der Nationalversammlung auf 53 erhöht. In der Verwaltungseinheit Basse wurde der Wahlkreis Wuli in Wuli West und Wuli East geteilt und in der Verwaltungseinheit Kanifing wurden die Wahlkreise Jeshwang und Serekunda Central neu eingeteilt.

Die Wahl wurde von verschiedenen Oppositionsparteien boykottiert, darunter die größte Oppositionspartei United Democratic Party.[6][7]

Folgende Parteien nominierten Kandidaten
ParteiAnzahl
Alliance for Patriotic Reorientation and Construction (APRC)48
National Reconciliation Party (NRP)10
National Convention Party (NCP)(2)
People’s Democratic Organisation for Independence and Socialism (PDOIS)5
Unabhängige Kandidaten1
Gesamt64

In den 48 Wahlkreisen traten 64 Kandidaten an und wollten die Mehrheit der Wähler erhalten. Die NCP bildete für diese Wahlen mit der APRC eine Allianz;[8] zwei Kandidaten der NCP traten damit bei dieser Wahl mit der APRC und gemeinsam auf, ihre Ergebnisse werden in der folgenden Betrachtung zu den Ergebnissen der APRC gerechnet. Damit trat die Allianz APRC/NCP in allen Wahlkreisen mit 48 Kandidaten an. Herausgefordert wurde sie von 11 Kandidaten der NRP, die PDOIS schickte fünf Kandidaten ins Rennen. Zusätzlich gab es einen Kandidaten, der keiner Partei angehörte.

In 33 Wahlkreisen hatten die Kandidaten der APRC keinen Gegenkandidaten.

Wahltag

Der Wahltag fand an einem Donnerstag statt.

Wahlausgang

Sitzverteilung
Insgesamt 53 Sitze

Mit ‚Sonst. Sitze‘ sind die Sitze gemeint, die vom
Präsidenten ernannt wurden.

Von den zuvor 167.817[3] registrierten Wählern (nach anderer Quelle: 168.820[9]) wurden 94.621 Stimmen abgegeben, damit lag die Wahlbeteiligung bei 56,4 Prozent. 35 Stimmen waren ungültig, so dass die Anzahl der gültigen Stimmen 94.586 betrug.[3] Die einzelnen Stimmen der Kandidaten sind bislang nicht belegt.[10][11]

Yahya Jammeh konnte, nachdem er zuvor die Präsidentschaftswahlen gewonnen hatte, auch die Parlamentswahlen für seine Partei Alliance for Patriotic Reorientation and Construction (APRC) gewinnen. Mit 45 Sitzen zog die APRC ins Parlament ein. Weitere fünf Mitglieder wurden vom Präsidenten bestimmt, so dass 50 der 53 Sitze zu seinem Flügel gehörten.

In 33 Wahlkreisen hatten die Kandidaten der APRC keinen Gegenkandidaten, sie gewannen den Wahlkreis widerstandslos. In weiteren sieben Wahlkreise konnten sie die Stimmenmehrheit erreichen, damit zog die APRC mit 45 Sitze ins Parlament ein, weitere fünf Mitglieder wurden von Präsidenten ernannt, so dass 50 der 53 Sitze zu seinem Flügel gehörten. Zwei Sitze erlangte die PDOIS und einen Sitz die NRP.

Wahlergebnis nach Partei

Erläuterung:

  • Verwaltungseinheit (englisch Administrative Area (AA)) =
    Banjul = City of Banjul, Kanifing = Kanifing Municipal, Brikama = Western Division, Mansa Konko = Lower River Division, Kerewan = North Bank Division, Janjanbureh = Central River Division, Basse = Upper River Division
Sitze im Parlament
ParteiVerwaltungseinheitGesamt
BanjulKanifingBrikamaMansa KonkoKerewanJanjanburehBasse
APRC349671064593,8 %
NRP112,1 %
PDOIS1124,2 %
Unabh.0,0 %
Gesamt3596711748100,0 %
Stimmen und Stimmanteile[12]
ParteiVerwaltungseinheitGesamt[9]
BanjulKanifingBrikamaMansa KonkoKerewanJanjanburehBasse
APRCn/a56,8 %n/a70,2 %n/a67,8 %n/a65,8 %n/a63,4 %≈53.25256,3 %
NRPn/a12,0 %n/a29,8 %n/a32,2 %n/a34,2 %≈20.43121,6 %
PDOISn/a24,1 %n/a43,7 %≈12.86413,6 %
Unabh.≈1.3247,1 %≈1.3241,4 %
Gesamtn/an/an/an/an/a94.586

Wahlergebnis nach Wahlkreis

VerwaltungseinheitWahlkreisKandidatParteiStimmenAnteil
Banjul
Banjul North
Sheikh Omar NjieAPRCeinstimmig100,00 %
Banjul Central
José Tetteh Kofie Green-HarrisAPRCeinstimmig100,00 %
Banjul South
Alex Santiago CarvalloAPRCeinstimmig100,00 %
Kanifing
Bakau
Kalifa JammehAPRC/NCPeinstimmig100,00 %
Jeshwang
Mam Mbye SeckaAPRCeinstimmig100,00 %
Serekunda West
Sulayman JoofAPRCn/agewählt
Adama BahPDOISn/an/a
Serekunda East[13]
Fabakary Tombong JattaAPRC6.168gewählt
Amie SillahPDOIS2.153n/a
Bajeh Sossehparteilos2.262n/a
Serekunda Central
Halifa SallahPDOISn/agewählt
Buba SenghoreAPRCn/an/a
Brikama
Kombo North
Fabakary ChamAPRCeinstimmig100,00 %
Kombo South
Paul L. MendyAPRCeinstimmig100,00 %
Kombo Central
Madi L. M. BojangAPRCeinstimmig100,00 %
Kombo East
Kebba M. TourayAPRCeinstimmig100,00 %
Foni Berefet
Bintanding JarjueAPRCeinstimmig100,00 %
Foni Bintang
Ebrima Janko SanyangAPRCeinstimmig100,00 %
Foni Kansala
Kawsu L. GibbaAPRCeinstimmig100,00 %
Foni Bondali
Musa BadjieAPRCeinstimmig100,00 %
Foni Jarrol
Borrie L. S. B. KolleyAPRCeinstimmig100,00 %
Mansa Konko
Kiang West
Kalifa A. M. KambiAPRCeinstimmig100,00 %
Kiang Central
Sutay JawoAPRCeinstimmig100,00 %
Kiang East
Mahawa ChamAPRCeinstimmig100,00 %
Jarra West
Baba K. JobeAPRCeinstimmig100,00 %
Jarra Central
Phoday Lang SarrAPRCn/agewählt
Ayuba CeesayNRPzurückgezogen[14]n/a
Jarra East
Saidou I. DemAPRCeinstimmig100,00 %
Kerewan
Lower Niumi
Jain Coli FyeAPRCn/agewählt
Ebrima ChoiNRPn/an/a
Upper Niumi
Abdoulie JallowAPRCeinstimmig100,00 %
Jokadu
Amadou O. KhanAPRCeinstimmig100,00 %
Lower Badibu
Abdoulie Suku SinghatehAPRCeinstimmig100,00 %
Central Badibu
Momodou S. TourayAPRC/NCPeinstimmig100,00 %
Illiasa
Kebba E. A. TourayAPRCeinstimmig100,00 %
Sabach Sanjal
Kebba Lang CamaraAPRCeinstimmig100,00 %
Janjanbureh
Lower Saloum[15]
Ndey NjieAPRCn/aca. 67 %
Biran CeesayNRPn/an/a
Upper Saloum
Hamat N. K. BahNRPn/agewählt
Omar N. L. TourayAPRCn/an/a
Nianija
Dawda J. K. BahAPRCn/agewählt
Maka MbyeNRPn/an/a
Niani
Demba DemAPRCeinstimmig100,00 %
Sami
Edrissa Samba Lamtoro SallahAPRCeinstimmig100,00 %
Niamina Dankunku
Kebba B. NgetAPRCn/agewählt
Samba M. J. JallowNRPn/an/a
Niamina West
Ahmad Samba SallahAPRCn/agewählt
Samba BaldehNRPn/an/a
Niamina East
Eliman SeckaAPRCn/agewählt
Samba BahNRPn/an/a
Lower Fulladu West
Musa BaldehAPRCn/agewählt
Alhagie A. S. BoyeNRPn/an/a
Upper Fulladu West
Churchill Falai BaldehAPRCn/agewählt
Saidou JallowNRPn/an/a
Janjanbureh
Musa A. K. SillahAPRCeinstimmig100,00 %
Basse
Jimara
Mamma KandehAPRCeinstimmig100,00 %
Basse
Momodou Sellou BahAPRCeinstimmig100,00 %
Tumana
Netty BaldehAPRCeinstimmig100,00 %
Kantora
Omar Baru CamaraAPRCeinstimmig100,00 %
Wuli West
Janko JawnehAPRCn/an/a
Sidia Sana JattaPDOISn/agewählt
Wuli East[16]
Duta KamasoAPRCn/a> 65 %
Mamadi Jabai/JabbiPDOISn/a< 35 %
Sandu
Abdoulie Kanagi JawlaAPRCeinstimmig100,00 %

Gewählte Abgeordnete

Unter den 52 Mitgliedern der Nationalversammlung waren sechs Frauen (Anteil: 11,54 %), wovon drei als Kandidaten aufgestellt wurden – zwei davon ohne Gegenkandidaten. Drei weitere Frauen wurden für die Nationalversammlung nominiert.[17]

Nachwahlen

Kombo North 2002

Nachdem der gewählte Vertreter des Wahlkreises Kombo North, Fabakary Cham (APRC), Februar 2002 verstorben war, wurde im März 2002 im Wahlkreis Nachwahlen angesetzt.[18] Adama Cham (APRC) konnte den Wahlkreis für sich gewinnen.[19]

VerwaltungseinheitWahlkreisKandidatParteiStimmenAnteil
Brikama
Kombo North
Adama ChamAPRC12.51283,47 %
Seedy Ceesayparteilos2.47716,53 %

Kombo East 2006

Nachdem der gewählte Vertreter des Wahlkreises Kombo East, Kebba M. Touray (APRC), Anfang April 2006 verstorben war, setzte die IEC im Wahlkreis am 13. Mai 2006 Nachwahlen an. Jung Conteh (APRC) konnte die Nachwahl für sich gewinnen.[20]

VerwaltungseinheitWahlkreisKandidatParteiStimmenAnteil
Brikama
Kombo East
Jung ContehAPRC3.36546,17 %
Lamin R. DarboeUDP2.81438,61 %
unbekanntNADD1.10915,22 %

Einzelnachweise

  1. a b c d Gambia (The) National Assembly – Electoral System. Interparlamentarische Union; abgerufen im Juni 2011
  2. Voting with marbles in the Gambia. aceproject.org; abgerufen im Juni 2011
  3. a b c 17 January 2002 National Assembly Election. African Elections Database; abgerufen im Juni 2011
  4. No by-election in Kombo East. @1@2Vorlage:Toter Link/observer.gm (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. The Daily Observer (online), 12. Mai 2011
  5. U.S. Census Bureau Schätzung für 2002, zur Mitte des Jahres
  6. Gambia poll landslide BBC News, 18. Januar 2002
  7. Poor turnout for Gambia polls BBC News, 17. Januar 2002
  8. Arnold Hughes, David Perfect: Historical dictionary of The Gambia. Scarecrow Pr, 2008, ISBN 978-0-8108-5825-1
  9. a b Ebrima Jogomai Ceesay: The military and ‘democratisation’ in the Gambia. 1994–2003 2006, ISBN 1-4251-0103-8
  10. Legislative Election Of 17 January 2002. psephos.adam-carr.net; abgerufen im Juni 2011
  11. Unopposed Results National Assembly Election 2002. (Memento vom 18. August 2005 im Internet Archive; PDF)
  12. Anmerkung: Ebrima Jogomai Ceesay gibt für die NRP für die Verwaltungseinheit Kanifing einen Prozentwert an, für die Verwaltungseinheit Basse aber nicht. Das passt bislang nicht zu dem Bild der aufgestellten Kandidaten.
  13. Honourable Tombong Wins With Landslide in Serrekunda East. 2002, abgerufen am 19. November 2022.
  14. Gambia: NRP Candidate Withdraws From Race, APRC's Phoday Lang Sarr Stands Unopposed. In: The Daily Observer (Banjul). 4. Januar 2002 (allafrica.com).
  15. Gambia: Three Female Candidates Elected. Abgerufen am 30. Mai 2019.
  16. Gambia: APRC's Duta Kamaso Speaks. Abgerufen am 28. Mai 2019.
  17. As New Assembly Takes Oath of Office Baba Jobe, Halifa Clash Over Procedure. The Daily Observer, 31. Januar 2002
  18. By-Election, Local Government Election Dates Announced. The Daily Observer, 8. März 2002
  19. In Thursday By-Election, Adama Cham Claims Kombo North, The Independent, 2. April 2002
  20. IEC Set for Kombo East By-Election. In: The Daily Observer. 19. April 2006, abgerufen am 22. August 2021 (amerikanisches Englisch).

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