Parlamentswahl in Finnland 1966

1962Parlamentswahl in Finnland 19661970
Ergebnis (in %) [1]
 %
30
20
10
0
27,2
21,2
21,2
13,8
6,5
5,7
2,6
1,0
0,8
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 1962
 %p
   8
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
+7,7
−1,8
−0,8
−1,3
−0,4
−0,4
−1,8
−1,2
± 0,0
Sitzverteilung
Insgesamt 200 Sitze

Die Parlamentswahl in Finnland 1966 fand am 20. und 21. März 1966 statt. Es war die Wahl zum 24. finnischen Parlament.

Die Wahlen brachten der Sozialdemokratischen Partei Finnlands unter ihrem Vorsitzenden Rafael Paasio deutliche Gewinne und die Partei wurde vor der bislang stärksten Kraft, der Zentrumspartei, stärkste Partei im Parlament. Dieser Linksrutsch führte im Mai 1966 zu einer Regierungsbildung zwischen Sozialdemokratischer Partei und der von der Kommunistischen Partei dominierten Demokratischen Union des Finnischen Volkes, unterstützt von der Zentrumspartei und dem Sozialdemokratischen Bund der Arbeiter- und Kleinbauernschaft.

Ausgangslage

Seit dem 12. September 1964 regierte eine Mitte-rechts-Koalition aus Zentrumspartei (zuvor Landbund), Sammlungspartei, Schwedischer Volkspartei und Volkspartei Finnlands unter Ministerpräsident Johannes Virolainen vom Landbund. Diese Regierung brachte einige bedeutende Reformen auf den Weg, wie etwa ein allgemeines Krankenversicherungsgesetz, ein neues Sprachengesetz und ein neues Umsatzsteuerngesetz. Die Umsatzsteuer wurde erhöht was vor allem in unteren Einkommensklassen zu Unmut führte, da sich unter anderem Benzin und Autos stark verteuerten.

Innerhalb der linken Parteienlandschaft was es zu denkbaren personellen Veränderungen gekommen. Während die Volksdemokraten mit Ele Alenius einen Nicht-Kommunisten als Vorsitzenden wählten, wurde Rafael Paasio, der eine Annäherung an die Volksdemokratische Union anstrebte, Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei. Eine Koalition zwischen den beiden bedeutenden linken Parteien schien so nicht mehr ausgeschlossen.

Teilnehmende Parteien

Es traten 10 verschiedene Parteien zur Wahl an.

Folgende Parteien waren bereits im Parlament vertreten:

ParteiAusrichtungSpitzenkandidat
Finnische Zentrumspartei
Suomen Keskusta (KESK)
Centern i Finland
sozialliberalJohannes Virolainen
Demokratische Union des Finnischen Volkes
Suomen Kansan Demokraattinen Liitto (SKDL)
Demokratiska Förbundet för Finlands Folk (DFFF)
sozialistischEle Alenius
Sozialdemokratische Partei Finnlands
Suomen Sosialidemokraattinen Puolue (SDP)
Finlands Socialdemokratiska Parti
sozialdemokratischRafael Paasio
Nationale Sammlungspartei
Kansallinen Kokoomus (KOK)
Samlingspartiet
konservativJuha Rihtniemi
Liberale Volkspartei
Liberaalinen Kansanpuolue (LKP)
Liberala Folkpartiet
liberalMikko E. Juva
Schwedische Volkspartei
Ruotsalainen Kansanpuolue (RKP)
Svenska Folkpartiet (SFP)
liberalJan-Magnus Jansson
Sozialdemokratischer Bund der Arbeiter- und Kleinbauernschaft
Työväen ja Pienviljelijäin Sosialidemokraattinen Liitto (TPSL)
Arbetarnas och Småbrukarnas Socialdemokratiska Förbund (ASSF)
sozialdemokratisch
Kleinbauernpartei Finnlands
Suomen Pientalonpoikien Puolue (SPP)
zentristisch

Wahlergebnis

Die Wahlbeteiligung lag bei 84,9 Prozent und damit 0,2 Prozentpunkte unter der Wahlbeteiligung bei der letzten Parlamentswahl 1966.[2]

Ergebnis der Parlamentswahl in Finnland 1966
ParteiStimmenSitze
Anzahl%+/−Anzahl+/−
Sozialdemokratische Partei Finnlands (SDP)645.33927,23+7,7355+17
Finnische Zentrumspartei (KESK)503.04721,23−1,7249−4
Demokratische Union des Finnischen Volkes (SKDL)502.37421,20−0,8241−6
Nationale Sammlungspartei (KOK)326.92813,79−1,2726−6
Liberale Volkspartei (LKP) (*)153 2596,47−0,49−5
Schwedische Volkspartei (RKP)134.8325,69−0,4211−2
Sozialdemokratischer Bund der Arbeiter- und Kleinbauernschaft (TPSL)61.2742,59−1,777+5
Kleinbauernpartei Finnlands (SPP)24.3511,03−1,131+1
Christlicher Bund Finnlands (SKL)10.6460,45+0,45
Åländsk Samling (**)7.1180,30−0,021
Unabhängigkeitspartei5130,02+0,02
Christliche Frauen Westfinnlands1240,01+0,01
Christliche Gläubige Nordsavos300,00+0,00
Einschreibe-Listen1610,01
Sonstige510,00
Gesamt2.370.046100,00200
Gültige Stimmen2.370.04699,64
Ungültige Stimmen8.5370,36
Wahlbeteiligung2.378.71184,94
Wahlberechtigte2.800.461100,00
Quelle:[1][2]
  • (*) Vergleichswerte der Liberalen Volkspartei sind die Wahlergebnisse von 1962 der Volkspartei Finnlands und des Freisinnigen-Bunds zusammen.
  • (**) Åland-Mandat

Nach der Wahl

Der Sozialdemokrat Rafael Paasio bildete eine linksdominierte „Volksfrontregierung“ aus Sozialdemokratischer Partei, Zentrumspartei, Volksdemokratischer Union und dem Sozialdemokratischen Bund der Arbeiter- und Kleinbauernschaft. Diese Koalition besaß eine Dreiviertel-Mehrheit im Parlament und brachte eine Grundschulreform sowie ein Familienrentengesetz auf den Weg. Allerdings warf man Paasio eine schwache Haltung gegenüber der Zentrumspartei und dem Präsidenten Urho Kekkonen vor. Auch sein eher kühler Sowjetunion-Kurs wurde kritisch betrachtet. Rafael Paasio bot schließlich sein Amt als Ministerpräsident an und am 22. März 1968 wurde der Sozialdemokrat Mauno Koivisto auf Wunsch Kekkonens neuer Ministerpräsident. Die Koalition wurde unter ihm mit der Schwedischen Volkspartei um eine weitere Kraft verstärkt.

Übersicht der Kabinette:

  1. Kabinett Paasio IRafael Paasio (Sozialdemokratische Partei) – Regierung aus Sozialdemokratischer Partei, Zentrumspartei, Volksdemokratischer Union, Sozialdemokratischer Bund der Arbeiter- und Kleinbauernschaft (27. Mai 1966 bis 22. März 1968)
  2. Kabinett Koivisto IMauno Koivisto (Sozialdemokratische Partei) – Regierung aus Sozialdemokratischer Partei, Zentrumspartei, Schwedischer Volkspartei, Volksdemokratischer Union, Sozialdemokratischer Bund der Arbeiter- und Kleinbauernschaft

Einzelnachweise

  1. a b Offizielles Ergebnis der Parlamentswahl 1966 yle.fi (finnisch)
  2. a b Valtiolliset ja kunnalliset vaalit, 1951–2012@1@2Vorlage:Toter Link/pxweb2.stat.fi (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. stat.fi, Excel-Datei

Weblinks

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