Paracycling

Start eines Tandems mit sehbehinderter Fahrerin (Jessica Gallagher, hinten) und sehender Pilotin (Madassin Janssen) bei den Sommer-Paralympics 2016 in London
Handbiker Nigel Barley bei den Sommer-Paralympics 2012

Paracycling (auch Para-Cycling) bezeichnet den Radsport von körperlich eingeschränkten Sportlerinnen und Sportlern.

Begriff

Der Begriff „Paracycling“ geht auf das Kunstwort Paralympics zurück. Dieses wurde zunächst als Zusammensetzung der Wörter Paraplegic (engl.: gelähmt) und Olympic geschaffen. Um auch die Zugehörigkeit von Menschen mit anderen Behinderungsarten zu repräsentieren, wurde der Begriff neu definiert und auf die griechischen Worte Para (neben) und Olympics zurückgeführt, um die Nähe zur olympischen Bewegung und das Nebeneinander der Spiele auszudrücken.[1]

Paracycling wurde zunächst vom Internationalen Paralympischen Komitee (IPC) administriert. Seitdem der Weltradsportverband Union Cycliste Internationale (UCI) im Jahre 2002 Paracycling in sein Programm aufnahm, hat sich der internationale Begriff Paracycling im Radsport zunehmend etabliert. 2007 übertrug das IPC die Verantwortung für den Sport an die UCI.[2] Seit 2011 benutzen auch der Bund Deutscher Radfahrer, der Schweizer Verband Swiss Cycling sowie der Österreichische Radsport-Verband für Wettbewerbe mit körperbehinderten Radsportlern den Begriff Paracycling. In anderen Sportarten gibt es ähnliche Begriffe, wie zum Beispiel Para-Rowing oder Para-Swimming.

Leistungsklassen

Am 1. Januar 2010 wurde die aktuelle Klassifikation der körperlichen Einschränkungen im Paracycling eingeführt.[3] Diese Klassifikation wird von der UCI in Abstimmung mit dem Internationalen Paralympischen Komitee (IPC) durchgeführt. Nur Radsportler, die nach einer Klassifikation eine entsprechende Lizenz erhalten haben, dürfen bei Paracycling-Wettbewerben starten.

Die Leistungsklassen wiederum werden nach Disziplin unterschieden, wobei die höchste Beeinträchtigung mit der niedrigsten Ziffer bezeichnet wird. Seit 2014 bestehen folgende 13 Leistungsklassen:[4][5]

Bei Frauen und Männern wird jeweils ein „W“ beziehungsweise ein „M“ vor die Bezeichnung der Klassifikation gesetzt.

Wettbewerbe

Paracycling besteht aus Wettbewerben auf Straße und Bahn. Auf der Straße gibt es Wettbewerbe für alle Leistungsklassen (B, C, H und T), auf der Bahn nur für Tandems und Rennräder (Klassen B und C).

Die im UCI-Regelwerk enthaltenen Wettbewerbe auf der Straße sind:

Die Bahn-Wettbewerbe sind:

Von Seiten der UCI wird das Paracycling daher teilweise als Teil von Straßenradsport und Bahnradsport dargestellt,[6] teilweise als eigenständige Radsport-Disziplin.[7]

Wichtige Veranstaltungen

Im Programm der Paralympics stehen Straßen-Paracycling seit 1984 und Bahn-Paracycling seit 1996. Die UCI führt jährlich Paracycling-Bahnweltmeisterschaften und Paracycling-Straßenweltmeisterschaften durch. Dazu gibt es seit 2010 den UCI-Paracycling-Straßen-Weltcup mit in der Regel drei Läufen pro Saison. Alle fünf Kontinentalverbänden der UCI veranstalten Paracycling-Straßeneuropameisterschaften bzw. äquivalente Wettbewerbe. Europameisterschaften im Bahn-Paracycling existieren derzeit nicht, jedoch Asien-, Ozeanien- und Panamerika-Meisterschaften.

Siehe auch

  • Radsport (Special Olympics)

Weblinks

Commons: Paracycling – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. History of the Paralympic Movement. paralympic.org, abgerufen am 12. März 2014.
  2. Developing para-cycling together (Memento vom 12. November 2008 im Internet Archive), Seite 3
  3. UCI-Regeln für Paracycling vom 15. Februar 2010, Abschnitt 16.4 (Memento vom 9. Mai 2010 im Internet Archive)
  4. Para-cycling – Regulations changes proposals. para-cycling.de, 1. Februar 2014, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. Februar 2015; abgerufen am 18. März 2014.
  5. UCI-Regularien, Artikel 16.4.003
  6. siehe etwa den Jahresbericht 2022 der UCI. S. 17–18;.
  7. siehe etwa die Liste der Disziplinen auf der UCI-Website

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Gallagher and Janssen on the blocks.jpg
Autor/Urheber: Hawkeye7, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Jessica Gallagher (left) and Madison Janssen (right) prepare to to race in the Women’s B/VI 1000m time trial final