Papstbesuch in Osttimor 1989

Denkmal für Papst Johannes Paul II. in Tasitolu

Der Papstbesuch in Osttimor 1989 war die 21. apostolische Reise Johannes Pauls II. und der erste Besuch eines Papstes in Osttimor.

Hintergrund

Die Kolonie Portugiesisch-Timor wurde 1975 auf die Unabhängigkeit vorbereitet, als es zum Bürgerkrieg zwischen der konservativen UDT und der linksorientierten FRETILIN kam. Weil der Nachbar Indonesien die Situation ausnutzte und begann, das Grenzgebiet zu unterwandern, rief die FRETILIN am 28. November 1975 die Unabhängigkeit aus, doch nur neun Tage später begann Indonesien mit der offenen Invasion. 1976 erklärte es die Annexion Osttimors, was international aber nicht anerkannt wurde. In Osttimor kämpfte die FALINTIL gegen die Besatzung. Hunger, Kämpfe und Zwangsumsiedlungen forderten zehntausende Opfer unter der Zivilbevölkerung. Die Römisch-katholische Kirche in Osttimor unterstützte die einheimische Bevölkerung. Nach dem Verbot von Portugiesisch wurde Tetum, die Lingua franca Osttimors zur Liturgiesprache, und die Bischöfe Dilis prangerten regelmäßig öffentlich die Menschenrechtsverletzungen durch die indonesischen Sicherheitskräfte an. Der Anteil der Katholiken stieg von etwa 30 % beim Abzug der Portugiesen 1975 auf um die 80 % im Jahre 1989.[1] 1983 wurde Carlos Filipe Ximenes Belo Apostolischer Administrator und 1988 Bischof von Dili. Der Vorschlag der römisch-katholischen Kirche, einen Volksentscheid über die Unabhängigkeit oder den Verbleib als Provinz Indonesiens durchführen zu lassen, führte zu neuen Diskussionen über die Zukunft der Krisenregion.[2] 1989 wurde nach 14 Jahren Verbots der Zugang zum Territorium Osttimors von Indonesien teilweise geöffnet, wodurch die Weltöffentlichkeit nun öfter von dem Krieg und den Repressionen in Osttimor erfuhr. Selbst Indonesiens Gouverneur in Osttimor, Mário Viegas Carrascalão, beschwerte sich regelmäßig öffentlich über die katastrophalen Lebenszustände, unter denen die Bevölkerung litt.[3]

Der Besuch Johannes Pauls II.

Kapelle von Tasitolu
(c) José Fernando Real, CC BY-SA 4.0
Friedenspark Tasitolu

Zuvor war Papst Johannes Paul II. in Südkorea gewesen, und die Reise sollte später nach Mauritius weitergehen. Am 9. Oktober erreichte er Indonesiens Hauptstadt Jakarta, und am 11. Oktober besuchte er die Insel Flores, wo es im Gegensatz zum mehrheitlich muslimischen Indonesien und genau wie in Osttimor eine katholische Bevölkerungsmehrheit gibt.[4]

Am 12. Oktober kam Johannes Paul II. in Osttimors Hauptstadt Dili. Höhepunkt seines Besuchs war nach der Einweihung der von Indonesien gestifteten neuen Kathedrale von Dili[5] die Messe in Dilis Vorort Tasitolu vor 100.000 Menschen.[4][6] Tasitolu war bekannt als „Killing field“, wo viele Opfer der indonesischen Invasion und Besatzung getötet und verscharrt worden waren.[7]

Johannes Paul II. sprach in seiner Predigt die Leiden der Osttimoresen an:

„For many years now, you have experienced destruction and death as a result of conflict; you have known what it means to be victims of hatred and struggle. Many innocent people have died, while others have been prey to retaliation and revenge. For too long you have been suffering a lack of stability which has rendered your future uncertain. This distressing situation causes economic difficulties which, in spite of some relief, still exist, preventing the development needed to alleviate the burden which still weighs hardly on the population.“

Trotz hoher Polizeipräsenz sprangen etwa 100 katholische Pfadfinder nach der Messe auf den Altar und entfalteten in Anwesenheit der internationalen Presse Transparente mit nationalen Parolen. Sie hatten die Transparente unter ihre Uniformen versteckt und wurden von den indonesischen Sicherheitskräften nicht kontrolliert, weil sie von der Kirchengemeinde Becora als Sicherheitspersonal abgestellt worden waren.[8][9] Sie demonstrierten für die Selbstbestimmung Osttimors und gegen Menschenrechtsverletzungen. Unter den Protestierern waren auch Mitglieder der Untergrundsbewegung SAFARI, die zu den Pfadfindern der Kirchengemeinde Becora gehörten. andere Zuschauer schlossen sich dem Protest an. Stühle flogen auf Sicherheitsbeamte. 40 Personen wurden festgenommen, nicht aber die SAFARI-Mitglieder, die unerkannt entkommen konnten. Einige der Verhafteten wurden gefoltert.[2][3][6] Organisiert hatte die Aktion der Pfadfinderleiter Constâncio Pinto.[10]

Johannes Paul II. hielt beim Weggehen kurz inne, um auf die Auseinandersetzung zu schauen, verließ dann aber den Platz. In Gefahr befand er sich nicht; Die Demonstranten zeigten deutlich mit „Viva Il Papa!“-Rufen ihre Zuneigung zum Papst.[6] Allgemein hatte Johannes Paul II. erklärt, dies sei ein pastoraler, aber kein politischer Besuch. Als er aus dem Flugzeug stieg, hatte er nicht den Boden geküsst, wie er es zu tun pflegte, wenn er ein neues Land betrat. Bei Beginn der Messe kniete er aber nieder und küsste ein Kruzifix, das auf einem Kissen auf dem Boden lag. Auch wenn ein Vatikansprecher dies als normalen Teil der Messe bezeichnete, sahen einige darin eine Anerkennung Osttimors. Die Zuschauer und der Bischof von Dili konnten aus ihrer Position das Kruzifix nicht erkennen, so dass die Menschenmenge jubelte, als der Papst wieder aufstand.[6]

Folgen

(c) José Fernando Real, CC BY-SA 4.0
Friedenspark Tasitolu

Der Papstbesuch stärkte das Selbstbewusstsein der Bevölkerung und rückte den Konflikt für kurze Zeit wieder in das Bewusstsein der Weltöffentlichkeit, was dem Öffnen einer Schleuse gleichkam. Der Kontakt zwischen dem Widerstand gegen die Besatzung und der westlichen Presse war geschaffen.[2][3] John Monjo, der amerikanische Botschafter in Jakarta, reiste im Januar 1990 nach Dili, um die Foltervorwürfe zu untersuchen. Vor seinem Aufenthaltsort, dem Hotel Turismo in Dili, kam es an drei aufeinanderfolgenden Tagen zu kleineren Demonstrationen.[2][3] Dem australischen Journalisten Robert Domm gelang es im Oktober darauf, seinen indonesischen Bewachern zu entkommen und in den Bergen ein Interview mit dem FALINTIL-Führer Xanana Gusmão zu führen. Für November 1991 kündigte sich eine Delegation des Parlaments Portugals für einen Besuch in Osttimor an.[3] Dieser wurde wegen der Umstände gestrichen, doch Pieter Kooijmans, der UN-Sonderberichterstatter über Folter war am 11. November 1991 in Dili, weswegen die Beerdigung des ermordeten Aktivisten Sebastião Gomes sich zur Demonstration auswuchs. Das folgende Santa-Cruz-Massaker war endgültig der Beginn des internationalen Drucks auf Indonesien, Osttimor in die Unabhängigkeit zu entlassen. Seit dem 20. Mai 2002 ist Osttimor ein unabhängiger Staat.

Transport einer Statue von Johannes Paul II. nach Ainaro

Papst Johannes Paul II. wird noch heute in Osttimor hoch verehrt. Als er 2005 starb, wurde eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen.[11] An den Besuch erinnert eine Kapelle mit dem Dach eines Uma Lulik (traditionelles, timoresisches heiliges Haus)[12] und seit 2008 eine sechs Meter hohe Monumentalstatue von Papst Johannes Paul II. vor dem Zentrum des Friedensparks Tasitolu. Sie steht auf einem Hügel und bildet so ein Gegenstück zur Jesusstatue auf der Ostseite der Bucht von Dili in Cristo Rei.[13] Der Anteil der Katholiken an der Gesamtbevölkerung liegt in Osttimor inzwischen bei 97,6 % (Zensus 2015).[14]

Siehe auch

Commons: Johannes Paul II. Monument in Tasitolu – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 81,6 % im Jahre 1990, Eintrag zu Papstbesuch in Osttimor 1989 auf catholic-hierarchy.org
  2. a b c d Geoffrey C. Gunn:History of Timor (Memento vom 24. März 2009 im Internet Archive), S. 165, Technische Universität Lissabon (PDF-Datei; 805 kB)
  3. a b c d e Frédéric B. Durand: History of Timor-Leste, S. 122 & 123, ISBN 978-616-215-124-8.
  4. a b Vatican.va: Fernost und Mauritius (6.-16. Oktober), abgerufen am 22. November 2016.
  5. CATHEDRAL RESTORATION. Abgerufen am 15. Oktober 2015.
  6. a b c d The New York Times: Melee Erupts as Pope Speaks in East Timor,13. Oktober 1989
  7. Rei, Naldo (2007). Resistance: A Childhood Fighting for East Timor. Univ. of Queensland Press. S. 62 ff., ISBN 978-0-7022-3632-7
  8. Michael Leach: FITUN: A preliminary history of a clandestine movement. In: A Political Ecology of Land Tenure in Timor Leste: Environmental, S. 255 ff., 2012, abgerufen am 4. Februar 2022.
  9. Dan Nicholson: The Lorikeet Warriors: East Timorese new generation nationalist resistance, 1989–99, Department of History, Faculty of Arts, The University of Melbourne, Oktober 2001.
  10. Ministerium für Handel, Industrie und Umwelt:Biografia Vice Ministro (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive), abgerufen am 4. August 2015.
  11. BBC News: East Timor mourns 'catalyst' Pope, 5. April 2005, abgerufen am 23. November 2016.
  12. Tony Wheeler, Xanana Gusmao, Kristy Sword-Gusmao: East Timor Lonely Planet, London 2004, ISBN 1-74059-644-7
  13. Kirsty Sword-Gusmao, Pat Walsh: “Opening up”: travellers' impressions of East Timor, 1989-1991, 1991, Australia East Timor Association
  14. Direcção-Geral de Estatística: Ergebnisse der Volkszählung von 2015, abgerufen am 23. November 2016.

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Kirche in Tasitolu, Osttimor
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𝐏𝐑𝐎𝐒𝐈𝐒𝐀𝐔𝐍 𝐌𝐀𝐇𝐄𝐈𝐍 𝐄𝐃𝐔𝐊𝐀𝐒𝐀𝐔𝐍 𝐒Ã𝐎 𝐉𝐎Ã𝐎 𝐏𝐀𝐔𝐋𝐎 𝐈𝐈

𝐇𝐔𝐒𝐈 𝐏𝐀𝐑Ó𝐊𝐈𝐀 𝐌𝐀𝐔𝐁𝐈𝐒𝐒𝐄 𝐁𝐀 𝐏𝐀𝐑Ó𝐊𝐈𝐀 𝐀𝐈𝐍𝐀𝐑𝐎 𝑨𝒊𝒏𝒂𝒓𝒐, 13/02/2022: 𝑷𝒓𝒐𝒇𝒆𝒔ó𝒓 𝒏𝒐 𝑬𝒔𝒕𝒖𝒅𝒂𝒏𝒕𝒆 𝒔𝒊𝒓𝒂 𝒉𝒖𝒔𝒊 𝑷𝒂𝒓ó𝒌𝒊𝒂 𝑴𝒂𝒖𝒃𝒊𝒔𝒔𝒆, 𝒉𝒂𝒎𝒖𝒕𝒖𝒌 𝒎ó𝒔 𝒉𝒐 𝒔𝒂𝒓𝒂𝒏𝒊 𝒔𝒊𝒓𝒂, 𝒂𝒌𝒐𝒎𝒑𝒂ñ𝒂 𝑴𝒂𝒉𝒆𝒊𝒏 𝑬𝒅𝒖𝒌𝒂𝒔𝒂𝒖𝒏 𝑺ã𝒐 𝑱𝒐ã𝒐 𝑷𝒂𝒖𝒍𝒐 𝑰𝑰 𝒎𝒂𝒊 𝒕𝒐’𝒐 𝒊𝒉𝒂 𝑷𝒂𝒓ó𝒌𝒊𝒂 𝑨𝒊𝒏𝒂𝒓𝒐. Iha Domingo ne’e, Illas São João Paulo II, ne’ebé deskansa hela iha Parókia Maubisse, hala’o fali viajen ba iha Parókia Ainaro. Iha oportunidade ida ne’e, Profesór no Estudante sira hamutuk ho sarani tomak Parókia Maubisse nian, akompaña Mahein Edukasaun nian ba iha Parókia Ainaro. Molok hala’o prosisaun, Profesór no Estudante sira hamutuk ho sarani Parókia Maubisse halo selebrasaun Misa, molok hakat ba Parókia Ainaro. Iha Homilia, Pe. Luis Bonaparte hateten katak “São João Paulo II, la’os de’it sai Santu ba Profesór no Estudante sira, maibé São João Paulo II, sai Santu ba sarani tomak”. Bodik Pe. Conselebrante Misa hotu tiha, Profesór no Estudante hamutuk ho sarani Parókia Maubisse hahú daudaun halo prosisaun ba Parókia Ainaro. Tuir dalan, sarani sira husi Lekitei harii Ermida iha dalan ninin hodi simu illas ho símbolu Tara Tais no kari ai-funan ba Mahein Edukasaun. Hafoin ne’e sarani sira husi Sentru Pastorál Fleixa mós hamrik hamutuk iha igreja oin, hodi simu Mahein Edukasaun, Tara Tais no kari ai-funan ba Mahein Edukasaun São João Paulo II. Maske udan boot no malirin maibé sarani sira husi Estasaun Misionáriu Aitutorina mós hamrik iha dalan ho haksolok hodi Tara Tais no kari ai-funan ba Mahein Edukasaun. Biban murak ida ne’e mós Profesór, Estudante no Sarani tomak husi Parókia Maubisse sente haksolok hodi reza no kanta tuir dalan hodi hala’o nafatin sira-nia devosaun ba Mahein Edukasaun São João Paulo II ne’ebé oras ne’e vizita nia oan sira iha Munisípiu Ainaro. Wainhira Illas Mahein Edukasaun São João Paulo II to’o iha Parókia Ainaro, Profesór no Estudante sira hamutuk ho sarani tomak Ainaro nian, hamrik iha dalan hodi simu Mahein Edukasaun ho ksolok. Entretantu iha oportunidade ida ne’e, direitamente Mahein Edukasaun ba vizita kedas Edukasaun Minisípiu Ainaro, molok hakat ba iha Parókia Ainaro. Iha Parókia Ainaro, sarani sira hamutuk ho Profesór no Estudante sira Munisípiu Ainaro nian, tantu eskola Katólika no Eskola Públika, hamrik hamutuk iha resintu Igreja Parókia Ainaro nian hodi simu Illas São João Paulo II, ho Tara Tais, Poezia no baku Drum Band husi Estudante sira iha Parókia Ainaro. Remata tiha ida ne’e, sarani sira hamutuk ho Profesór no Estudante sira hodi Illas São João Paulo II ba hatuur iha Igreja laran hodi kontinua halo venerasaun.

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