Pappel-Feige

Pappel-Feige

Ficus religiosa

Systematik
Eurosiden I
Ordnung:Rosenartige (Rosales)
Familie:Maulbeergewächse (Moraceae)
Gattung:Feigen (Ficus)
Untergattung:Urostigma
Art:Pappel-Feige
Wissenschaftlicher Name
Ficus religiosa
L.

Die Pappel-Feige (Ficus religiosa), auch Heiliger Feigenbaum, (Indischer) Pepulbaum, Pipalbaum, Buddhabaum, Bodhibaum, Bobaum, Pho-Baum oder Aswatthabaum, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Feigen (Ficus) innerhalb der Familie der Maulbeergewächse (Moraceae). Sie stammt vom Indischen Subkontinent und Indochina.[1]

Beschreibung

Illustration aus Hortus Indicus Malabaricus, Figur 27
Borke
Die Laubblätter sind anfangs rosafarben
Gestieltes, einfaches Laubblatt mit Träufelspitze

Vegetative Merkmale

Ficus religiosa wächst je nach Standort als immergrüner oder laubabwerfender Baum, der Wuchshöhen von 6 bis 15, selten 20[2] bis zu 30 Metern erreicht und ist damit von mittlerer bis hoher Größe. Selten werden Luftwurzeln gebildet.[2] Es werden meist Stammdurchmesser von 2 bis 3 Metern erreicht.[2] Er hat ausgebreitete Äste. Die Rinde junger Zweige ist behaart. Die rissige Borke ist grau.[2]

Die wechselständig am Zweig angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Der hellgrüne, dünne, stielrunde Blattstiel ist meist 5 bis 10 (4 bis 11) Zentimeter lang. Beim Austrieb sind die Laubblätter rosafarben.[2] Die einfache Blattspreite ist bei einer Länge von meist 6 bis 15 (4,5 bis 8) Zentimetern sowie einer Breite von 4 bis 11, selten bis zu 14 Zentimetern kellenförmig-eiförmig oder fast kreisförmig. Der Blattrand ist glatt oder ± wellig. An der gestutzten oder ± herzförmigen Spreitenbasis sind drei bis fünf Hauptnerven vorhanden.[2] Die im Vergleich zu anderen Ficus-Arten relativ weichen Blattspreiten enden abrupt in Träufelspitzen, die fast die halbe Länge der Blattspreite aufweisen.[2] Es sind sechs bis neun Paare von Seitennerven und einige zickzackförmige Interkostalfelder vorhanden. Die gelblich-braunen Nebenblätter sind bei einer Länge von 8 bis 12 Millimetern deltaförmig mit zugespitztem Ende. Zystolithen sind nur auf der Unterseite vorhanden.[2] Die kahlen Nebenblätter sind 0,5 bis 3 Zentimeter lang.[3]

Zweig mit „Hypanthodien“

Generative Merkmale

In den Blattachseln sitzen paarweise ungestielte Blütenstände (das Pseudanthium der Moraceae wird „Hypanthodium“ genannt). Jeweils viele Blüten sind in einem solchen Blütenstand, einem krugförmigen, ausgehöhlten Achsengewebe, eingesenkt. Unter dem Blütenstand sind drei Tragblätter vorhanden, die seidig-flaumig behaart bis kahl und bei einer Länge von 3 bis 5 Millimetern breit eiförmig-elliptisch sind mit stumpfem oberen Ende.[2] Das gelblich-grüne Hypanthodium besitzt einen Durchmesser von 5 bis 6 Millimetern.[2] Nur eine kleine, durch Schuppen-, bei dieser Art durch drei Hochblätter verengte, distale Öffnung (Ostiolum) bleibt als Verbindung ins Freie. Im Hypanthodium sind keine Borsten vorhanden.[2]

Die Blüten sind immer eingeschlechtig und apetal (ohne Kronblätter). In einem Hypanthodium kommen drei Blütentypen vor: männliche und fertile weibliche Blüten und steril weibliche (Gallblüten). Wenn rein männliche Blüten vorhanden sind, dann befinden sie sich in einem einzigen Wirtel. Die männlichen Blüten besitzen zwei bis drei freie eiförmig-lanzettliche Kelchblätter[2] und ein bis drei Staubblätter. Die fertilen weiblichen Blüten und Gallblüten sind sitzend oder gestielt. Die fertilen weiblichen Blüten und Gallblüten besitzen meist drei oder vier, selten bis zu fünf lanzettliche Kelchblätter.[2] Die fertilen weiblichen Blüten besitzen einen freien Fruchtknoten.

Die Frucht ist eine samenähnliche Achäne. Es liegt ein Fruchtverband (Achänenfruchtverband), genauer ein Sykonium, Hypanthodium (Scheinfrucht, Pseudocarp) vor, da die vielen weiblichen Blüten sich zu Achänen entwickeln und in den fleischigen, krugförmigen Blütenboden integriert sind.

Chromosomensatz

Die Chromosomengrundzahl beträgt x = 13; es liegt Diploidie vor mit einer Chromosomenzahl von 2n = 26.[4]

Verbreitung

Ficus religiosa stammt vom Indischen Subkontinent und Indochina.[1] Fundorte gibt es in Sri Lanka, Bangladesch, im nördlichen Indien, in Nepal, Pakistan, Myanmar, im nördlichen Thailand sowie im nördlichen Vietnam.[1][2] Ficus religiosa wird in vielen anderen tropischen Gebieten kultiviert.[1][2]

Systematik

Die Erstveröffentlichung von Ficus religiosa erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, 2, Seite 1059.[5] Ein Synonym für Ficus religiosaL. ist Urostigma religiosum(L.) Gasp.[6]

Die Art Ficus religiosa gehört zur Untersektion Urostigma der Sektion Urostigma aus der Untergattung Urostigma in der Gattung Ficus.[1]

Verwendung als Zimmerpflanze

Nutzung

Die Laubblätter von Ficus religiosa werden als Futter für Seidenraupen und andere Insekten verwendet.[1]

Der Bodhibaum wird in tropischen Gebieten als Zierpflanze in Parks, an Tempeln und an Straßen verwendet.[1][2][3] Sehr selten dient er in Räumen als große Topfpflanze.

Es wird erwähnt, dass Ficus religiosa in der Volksheilkunde eingesetzt wird.[1][2]

Der Bodhibaum im Buddhismus

Gemäß der buddhistischen Überlieferung erlebte Siddhartha Gautama unter einer Pappelfeige sitzend das „Erwachen“ (sanskrit: Bodhi, oft ungenau mit „Erleuchtung“ übersetzt) und wurde damit zum Buddha („Erwachter“). Die Pappelfeige gilt seither in der buddhistischen Kunst als Symbol des Buddha. Oftmals wird sie in Reliefs und Bildern buddhistischer Tempelanlagen dargestellt.[7]

Im indischen Bodhgaya, dem einstigen Uruvela, steht neben dem Mahabodhi-Tempel ein angeblicher Nachkomme des ursprünglichen Bodhibaums, unter dem der Buddha Bodhi erlangt hatte. Als historisch belegt kann gelten, dass ein Zweig des ursprünglichen Baumes während Kaiser Ashokas Mission im 3. Jahrhundert v. Chr. nach Sri Lanka gelangte. Der daraus gewachsene Baum, der Sri Mahabodhi in der damaligen Könighauptstadt Anuradhapura, ist auch heute noch ein wichtiger Pilgerort für Buddhisten. Nachdem der ursprüngliche Bodhibaum in Bodhgaya durch einen shivaitischen Herrscher gefällt worden war, pflanzte man an seiner Stelle später einen Ableger aus Anuradhapura. Um diesen soll es sich bei dem heute in Bodhgaya stehenden Baum handeln.[8]

In der Tempelarchitektur Sri Lankas wurde es üblich, eigens Bodhi Gara genannte offene Gebäude um einen lebenden Bodhibaum zu errichten, der ebenfalls jeweils ein Ableger aus Anuradhapura sein muss (somit ein Ableger nur 2. Ordnung vom ursprünglichen Bodhibaum). Auch in Tempelanlagen Südostasiens, beispielsweise den Wats in Thailand, ist meist mindestens ein Bodhibaum zu finden, der zum Vesakh-Fest während des Vollmondes im April oder Mai im Mittelpunkt von Riten steht. Sogar in buddhistischen Tempelanlagen außerhalb Asiens wie in Hanapepe auf Kauai und anderen Hawaii-Inseln werden Bodhibäume mit ähnlicher Funktion gepflanzt.[9]

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h Ficus religiosa im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 3. Juni 2018.
  2. a b c d e f g h i j k l m n o p q Ficus religiosa bei Tropicos.org. In: Flora of Pakistan. Missouri Botanical Garden, St. Louis.
  3. a b Ficus religiosa bei Tropicos.org. In: Flora Mesoamericana. Missouri Botanical Garden, St. Louis.
  4. Ficus religiosa bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis.
  5. Linné 1753 eingescannt bei biodiversitylibrary.org.
  6. Ficus religiosa bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis Abgerufen am 2. Juni 2018.
  7. Buddhas Erleuchtung unter dem Bodhibaum. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) In: Andrea Liebers, Das Geheimnis des Buddha, Peter Hammer Verlag 2007. 8. September 2016, archiviert vom Original am 23. November 2015; abgerufen am 21. November 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.buddhismus-deutschland.de
  8. Anuradhapura. (Text und Film) (Nicht mehr online verfügbar.) In: SWR Schätze der Welt. 2. Mai 2011, archiviert vom Original am 26. Oktober 2020; abgerufen am 21. November 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.swr.de
  9. Interaktive Landkarte mit Standorten bodhitreeproject.org, abgerufen am 9. Februar 2021

Weblinks

Commons: Pappel-Feige (Ficus religiosa) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Piplo (Gujarati- પિપળો) (2238809263).jpg
Autor/Urheber: Dinesh Valke from Thane, India, Lizenz: CC BY-SA 2.0

Moraceae (mulberry family) » Ficus religiosa L.

FY-kus or FIK-us -- from Latin for Ficus carica, an edible fig ... Dave's Botanary re-lij-ee-OH-suh -- sacred ... Dave's Botanary

commonly known as: holy fig tree, peepul, sacred fig tree • Assamese: আঁহত ahot, পিপ্পল pippol • Bengali: অশ্বত্থ asbattha • Gujarati: અશ્વત્થ asvattha, પીપળો piplo • Hindi: अस्वत्थ aswattha, पीपल pipal • Kannada: ಅರಳಿಮರ aralimara, ಅಶ್ವತ್ಥಮರ asvatthamara • Kashmiri: पिपल् pipal • Konkani: अश्वता रूकू ashvata ruku, पिंपळ pimpal • Malayalam: അരയാൽ arayal, പിപ്പലം pippalam • Manipuri: সনা খোঙনাঙ sana khongnang • Marathi: अश्वत्थ ashwattha, पिंपळ pimpala • Mizo: hmâwng • Nepali: पिपल pipal • Oriya: ଓସ୍ତ osta • Pali: अस्सत्थ assattha • Punjabi: ਪਿੱਪਲ pippal • Sanskrit: अश्वत्थ ashvattha, पिप्पल pippala • Tamil: அரசமரம் araca-maram, பிப்பலம் pippalam • Telugu: పిప్పలము pippalamu, రాగిచెట్టు ragichettu • Tibetan: a sba dtha • Tulu: ಅತ್ತಸಮರ attasamara • Urdu: پيپل pipal

Native to: India, Nepal, Bangladesh, Myanmar, Pakistan, Sri Lanka, s-w China, Indochina; also cultivated

References: Flowers of IndiaWikipediaENVIS - FRLHT
Ayutthaya Wat Mahathat 01.jpg
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Ficus religiosa mit eingewachsenem Buddha-Kopf im Wat Mahathat Ayutthaya
Lk200602060079.jpg
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Der Sri Maha Bodhi ist der älteste Baum auf diesem Planeten, dessen Geschichte dokumentiert ist. Im 3. Jahrhundert vor Christus gelangte durch Sanghamitta ein Zweig des Baumes nach Sri Lanka, unter dem Siddharta Gautama erleuchtet wurde und später zum Buddha wurde. Wäre dem Baum in den letzten 2.200 Jahren etwas zugestoßen, so wäre es mit Sicherheit überliefert worden. Anuradhapura. Sri Lanka.
Mahabodhitree.jpg
Mahabodhi tree (Sacred Fig) next to the Mahabodhi Temple, the spot where Siddhartha Gautama, the Buddha, attained enlightenment.
Ragichettu (Telugu- రాగిచెట్టు) (518114241).jpg
Autor/Urheber: Dinesh Valke from Thane, India, Lizenz: CC BY-SA 2.0

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commonly known as: holy fig tree, peepul, sacred fig tree • Assamese: আঁহত ahot, পিপ্পল pippol • Bengali: অশ্বত্থ asbattha • Gujarati: અશ્વત્થ asvattha, પીપળો piplo • Hindi: अस्वत्थ aswattha, पीपल pipal • Kannada: ಅರಳಿಮರ aralimara, ಅಶ್ವತ್ಥಮರ asvatthamara • Kashmiri: पिपल् pipal • Konkani: अश्वता रूकू ashvata ruku, पिंपळ pimpal • Malayalam: അരയാൽ arayal, പിപ്പലം pippalam • Manipuri: সনা খোঙনাঙ sana khongnang • Marathi: अश्वत्थ ashwattha, पिंपळ pimpala • Mizo: hmâwng • Nepali: पिपल pipal • Oriya: ଓସ୍ତ osta • Pali: अस्सत्थ assattha • Punjabi: ਪਿੱਪਲ pippal • Sanskrit: अश्वत्थ ashvattha, पिप्पल pippala • Tamil: அரசமரம் araca-maram, பிப்பலம் pippalam • Telugu: పిప్పలము pippalamu, రాగిచెట్టు ragichettu • Tibetan: a sba dtha • Tulu: ಅತ್ತಸಮರ attasamara • Urdu: پيپل pipal

Native to: India, Nepal, Bangladesh, Myanmar, Pakistan, Sri Lanka, s-w China, Indochina; also cultivated

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Hortus Indicus Malabaricus (Fig. 27) BHL463641.jpg
Hortus Indicus Malabaricus :continens regni Malabarici apud Indos cereberrimi onmis generis plantas rariores, Latinas, Malabaricis, Arabicis, Brachmanum charactareibus hominibusque expressas ... /adornatus per Henricum van Rheede, van Draakenstein, ... et Johannem Casearium ... ; notis adauxit, & commentariis illustravit Arnoldus Syen ...
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Ficus Religioa als Topfpflanze im Landguet Riedhof in Niederwangen bei Bern.
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Ficus religiosa in Boltz Conservatory, Madison, Wi
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Bodhi Baum in einem Tempel in Sri Lanka, mit der typischen Einfriedung
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Image of Ficus religiosa, leaves and trunk of "Bo tree" growing at Schofield Barracks in central Oahu, Hawaiian Islands