Papageienschießen (Hannover)

Das Papageienschießen zu Pfingsten im Mittelalter auf dem Gelände der Burg Lauenrode gegenüber der Stadt Hannover;
Tempera-Bild von Ernst Jordan zum XIV. Deutschen Bundesschießen 1903 in Hannover; im Besitz des Historischen Museums Hannover
Das Papageienschießen als Sandsteinrelief am Geschichtsfries des Neuen Rathauses von Hannover

Das Papageienschießen in Hannover ist eine mutmaßlich bis in das 14. Jahrhundert zurückreichende Tradition des hannoverschen Schützenwesens und markiert die ältesten bekannten Anfänge des hannoverschen Schützenfestes.[1] Zum Vogelschießen trafen sich die Hannoveraner regelmäßig zu Pfingsten außerhalb ihrer Stadt westlich der Leine auf dem Gelände der Burg Lauenrode. Hier schossen sie mit Armbrüsten auf einen Vogel am sogenannten „Papageienbaum“. Dabei konnten die Anwesenden zugleich auf die mittelalterliche Kulisse der befestigten Stadt hinüberblicken. Beim Papageienschießen ging es jedoch nicht nur um das Üben und Zurschaustellen der eigenen Wehrhaftigkeit, sondern auch um ein Fest für Zuschauer und Gäste, wie der Maler Ernst Jordan dies bald ein halbes Jahrtausend später 1903 in einem zum IVX. Deutschen Bundesschießen in Hannover vervielfältigten Tempera-Bild mit Buden illustrierte.[2]

Die Schießen zu Pfingsten und die damit verbundenen Lustbarkeiten fanden jedoch nicht innerhalb der Stadtbefestigung Hannovers statt, sondern auf dem am gegenüberliegenden Ufer der Leine gelegenen erhöhten Territorium des jeweiligen Landesherrn. So beschwerte sich der Herzog Wilhelm der Ältere von Braunschweig-Lüneburg im Jahr 1468 beim Rat der Stadt darüber,

„dat se hebben den Popegoyen to schetende uppe Lauwenrode, daran uns sere missedunket […]“

o.V., Freunde des Historischen Museums Hannover, 2018[2]

Das dem Rat der Stadt Hannover zugestellte Missfallen des Herzogs ist heute die älteste bekannte schriftliche Erwähnung des hannoverschen Schützenfestes.[2]

Obgleich sich nur einige Jahrzehnte später im Vorfeld der Reformation auch in Hannover langsam Unruhen zu entwickeln begannen, verlieh Herzog Erich I. im Jahr 1529 der Stadt das Privileg, jährlich einen sogenannten „Schützenhof“ abzuhalten.[1]

In den Jahren 1573 bis 1574 bauten sich die Schützen auf dem Gelände des späteren Klagesmarktes schließlich das erste Schützenhaus Hannovers, bevor der Rat der Stadt Hannover im Folgejahr die erste Schützenordnung der Stadt erließ.[1]

Weblinks

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Einzelnachweise

  1. a b c Waldemar R. Röhrbein: Hannoversches Schützenfest, in ders.: Kleine Stadtgeschichte Hannovers, Pustet, Regensburg 2012, ISBN 978-3-7917-2311-2, S. 71; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  2. a b c o. V.: VM 033125 / Schützenfest auf Lauenrode, Begleittext zu dem Digitalisat des Gemäldes in der Reihe Ein Stück Hannover zwecks Gewinnung von Patenschaften durch den Verein Freunde des Historischen Museums Hannover e.V. auf der Seite ein-stueck-hannover.de [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 10. April 2019

Auf dieser Seite verwendete Medien

Geschichtsfries am Neuen Rathaus Hannover, Papageienschießen beim Schützenfest, symbolisierter Papageienbaum, auf den mittelalterliche Schützen auf dem Neustädter Berge mit der Armbrust schossen.jpg
Autor/Urheber: Bernd Schwabe in Hannover, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Das Papageienschießen fand tatsächlich regelmäßig in Hannover statt, allerdings wurde im Mittelalter nicht auf lebendige Papageie geschossen, sondern auf einen bunten "Papageienbaum", den die Schützen auf dem Neustädter Berge mit der Armbrust zu treffen suchten. Das hier dargestellte Relief ist Teil des halbplastischen Geschichts- oder auch "Bilderfrieses" am Neuen Rathaus in Hannover und nimmt das Thema Schützenfest der Stadt auf; der Bildhauer ist noch unidentifiziert ...
1903 Ernst Jordan Tempera Schützenfest auf Lauenrode Pfingstfestschiessen.jpg
Der Künstler Ernst Jordan schuf dieses dieses Tempera-Bild vom Papageinschießen zu Pfingsten westlich der Leine auf dem erhöhten Gelände der Burg Lauenrode, die 1371 von den Hannoveranern zerstört wurde. Bei dem Pfingstschießen zielten die Schützen - vor der Kulisse der mittelalterlichen Stadt - mit einer Armbrust auf einen Vogel am sogenannten „Papageienbaum“. Dabei ging es nicht nur um das Üben und Zurschaustellen der eigenen Wehrhaftigkeit, sondern auch um das Feiern, wofür der Maler die Buden rechts des Geschehens einfügte. Die Hannoveraner hielten sich für die Feierlichkeiten nicht auf städtischem Territorium auf, sondern auf dem Gebiet des damaligen Landesherrn. In der Folge beschwerte sich 1468 Herzog Wilhelm der Ältere beim Rat der Stadt der Stadt Hannover,

„dat se hebben den Popegoyen to schetende uppe Lauwenrode, daran uns sere missedunket.“

zugleich die älteste bekannte schriftliche Erwähnung des hannoversche Schützenfestes. Jordans Bild erschien in der Festzeitung zu dem 1903 in Hannover veranstalteten XIV. Deutschen Bundesschießens.