Paolo und Vittorio Taviani

Vittorio (links) und Paolo Taviani (2015)
Paolo Taviani, Berlinale 2022

Paolo Taviani (* 8. November 1931 in San Miniato, Italien) und Vittorio Taviani (* 20. September 1929 in San Miniato, Italien; † 15. April 2018 in Rom) waren zwei italienische Filmregisseure, die bis zum Tod Vittorios 2018 stets als Bruderpaar aufgetreten sind. Sie haben in ihrer Karriere 57 Filmpreise gewonnen und 36 weitere Nominierungen erhalten.

Leben

Paolo Taviani studierte in Pisa. Vittorio Taviani studierte in Pisa zunächst Jura. 1962 debütierten die Brüder unter dem Einfluss von Roberto Rossellini mit einem Kurzfilm.

Ihr erster unabhängiger gemeinsamer Film war I sovversivi (Die Subversiven) aus dem Jahre 1967, in welchem u. a. bereits die Ereignisse des Jahres 1968 vorweggenommen wurden. 1977 wurden die Brüder international bekannt mit dem Spielfilm Padre Padrone – Mein Vater, mein Herr; er gewann im selben Jahr die Goldene Palme bei den Filmfestspielen von Cannes. 1982 erzählten sie in dem Spielfilm Die Nacht von San Lorenzo eine Episode aus dem Widerstandskampf der Resistenza gegen die faschistische Miliz im Jahr 1944. Eindrucksvoll und nicht ohne absurde Komik wird gezeigt, wie junge Männer desselben Dorfes auf die beiden Seiten des Krieges geraten und dann aufeinander schießen müssen.

2012 gewannen sie für Cäsar muss sterben den Goldenen Bären der 62. Internationalen Filmfestspiele Berlin. Die Tavianis begleiteten für ihren Film sechs Monate lang Häftlinge in einem Hochsicherheitstrakt des römischen Gefängnisses Rebibbia, wo diese Proben für das Shakespeare-Stück Julius Cäsar abhielten.

Im April 2018 starb Vittorio Taviani nach langer Krankheit in Rom.[1]

Den Film Eine private Angelegenheit (2018) inszenierte Paolo Taviani ohne seinen Bruder, beide zeichneten aber für das Drehbuch verantwortlich. Im Jahr 2022 stellte Paolo den Spielfilm Leonora addio fertig, der eine Einladung in den Wettbewerb der Berlinale erhielt.

Filmografie

  • 1954: San Miniato, luglio ’44, Kurzfilm
  • 1962: Gebrandmarkt (Un uomo da bruciare)
  • 1967: Die Subversiven (I sovversivi)
  • 1971: Der Aufstand des Giulio Manieri (San Michele aveva un gallo)
  • 1974: Allonsanfan (Allonsanfàn)
  • 1977: Padre Padrone – Mein Vater, mein Herr (Padre, padrone)
  • 1979: Die Wiese (Il prato)
  • 1982: Die Nacht von San Lorenzo (La notte di San Lorenzo)
  • 1984: Kaos
  • 1987: Good Morning, Babylon (Good Morning, Babylonia)
  • 1989: Nachtsonne (Il sole anche di notte) – nach einer Erzählung von Leo Tolstoi
  • 1992: Fiorile
  • 1996: Wahlverwandtschaften (Le affinità elettive) – nach dem Roman von Johann Wolfgang von Goethe
  • 2001: Die Auferstehung (Resurrezione) – nach dem Roman von Leo Tolstoi
  • 2004: Luisa Sanfelice – nach dem Roman von Alexandre Dumas
  • 2007: Das Haus der Lerchen (La Masseria delle allodole)
  • 2012: Cäsar muss sterben (Cesare deve morire)[2]
  • 2015: Das Dekamerone (Maraviglioso Boccaccio)
  • 2018: Eine private Angelegenheit (Una questione privata)
  • 2022: Leonora addio

Literatur

  • Marisa Buovolo: Paolo und Vittorio Taviani * 1931 und 1929. In: Thomas Koebner (Hrsg.): Filmregisseure. Biographien, Werkbeschreibungen, Filmographien. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Reclam, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-15-010662-4, S. 747–750.
  • Riccardo Ferrucci, Patrizia Turini: Paolo und Vittorio Taviani. Poesie einer italienischen Landschaft. Schüren, Marburg 1995. ISBN 978-88-7301057-9

Weblinks

Commons: Taviani brothers – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Film: Italienischer Regisseur Vittorio Taviani gestorben. dpa-Artikel auf Focus Online, 15. April 2018, abgerufen am 16. April 2018.
  2. Liebe, ein Geschenk der Freiheit in Süddeutsche Zeitung vom 29. Dezember 2012, Seite 18

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Paolo Taviani at Berlinale 2022
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Vittorio and Paolo Taviani at the Cannes film festival