Die äußere (1) und innere (2) Seite der Placodermplatte. Russland, Leningrader Gebiet, Bezirk Gatschina.
Die Placodermi oder Placodermata (‚Plattenhäuter‘), auch Panzerfische, sind eine ausgestorbene Klasse fischähnlicher kiefertragender Wirbeltiere (Gnathostomata). Sie lebten im Erdaltertum (Paläozoikum) vom unteren Silur (Telychium)[1] und hatten ihre Blütezeit im nachfolgenden Devon, doch starben sie am Ende dieser Periode wieder aus. Die frühen Placodermi waren Süßwasserbewohner, erst später besiedelten sie auch das Meer.
Charakteristisch für die Placodermi ist, dass Kopf und Rumpf mit Knochenplatten aus Cosmin, einem dentinähnlichen Stützgewebe, gepanzert waren. Die größte bekannte Form war der ArthrodireDunkleosteus, der vermutlich bis zu 4,1 Meter lang wurde.[2]
Die Placodermi entwickelten als erste Wirbeltiere Kiefer. Man nimmt an, dass sich diese aus Knochen im Schlundraum entwickelten, die vorher die Kiemenbögen der kieferlosen Fische stützten. Die Kiemen wurden jeweils von einem oberen und unteren miteinander verbundenen Knochenbogen gestützt. So war der Schritt zu den mit Gelenken verbundenen Kieferknochen nicht mehr weit. Die Entwicklung der Kiefer ist aber nicht im Fossilbericht dokumentiert.
Beim oberdevonischen australischen Placodermen Materpiscis attenboroughi, der zu den Ptyctodontida gehört, wurde erstmals Viviparie nachgewiesen.[3] Ein Jahr später wurde Viviparie auch bei dem zu den Arthrodira gehörenden Placoderm Incisoscutum ritchiei entdeckt.[4]
Fragmente von Placodermplatten. Russland, Leningrader Gebiet, Bezirk Gatschina. Gefunden in devonischen Schwemmlandablagerungen des Flusses Oredesch.Phyllolepida
↑You-an Zhu, Qiang Li, Jing Lu, Yang Chen, Jianhua Wang, Zhikun Gai, Wenjin Zhao, Guangbiao Wei, Yilun Yu, Per E. Ahlberg & Min Zhu: The oldest complete jawed vertebrates from the early Silurian of China. Nature volume 609, September 2022, S. 954–958.
↑Russell K. Engelman: A Devonian Fish Tale: A New Method of Body Length Estimation Suggests Much Smaller Sizes for Dunkleosteus terrelli (Placodermi: Arthrodira). In: Diversity. Band15, Nr.3, März 2023, ISSN1424-2818, S.318, doi:10.3390/d15030318 (mdpi.com [abgerufen am 2. März 2023]).
↑ Long, J.A. et al. Life birth in the Devonian period. Nature 453:650-653 (2008), doi:10.1038/nature06966
↑ Long, JA. et al.: Devonian arthrodire embryos and the origin of internal fertilization in vertebrates. Nature 457:1124-1127 (2009), doi:10.1038/nature07732