Pallas-Athene-Brunnen (Wien)

Pallas-Athene-Brunnen

Der Pallas-Athene-Brunnen in Wien befindet sich vor dem österreichischen Parlamentsgebäude am Dr.-Karl-Renner-Ring im 1. Bezirk, der Inneren Stadt.

Baugeschichte

Entwurf für das neu und separat zum Abgeordnetenhaus zu erbauende Herrenhaus in Wien, Ansicht der Hauptfront. Vorentwurf, später abgeändert als gemeinsames Parlamentsgebäude erbaut. Zeichnung Theophil von Hansen, 1865

Der Brunnen wurde von Theophil Hansen 1870 als Teil des Parlament-Ensembles entworfen, vor dem ursprünglich separaten Herrenhaus, wo heute das Palais Epstein steht.[1] Mit den Bauarbeiten wurde aber erst 1898 begonnen, – 15 Jahre nach Fertigstellung des Gebäudes. 1873 war noch eine allegorische Darstellung der Austria als Hauptfigur vorgesehen. Diese Idee wurde jedoch zu Gunsten der für die Vielvölkermonarchie neutraleren Pallas Athene verworfen.[2]

Die Figuren des 1902 enthüllten Monuments wurden von Bildhauern aus Laaser Marmor hergestellt: Athene sowie die Allegorien von Elbe und Moldau von Carl Kundmann, die Fluss-Allegorien von Donau und Inn von Hugo Haerdtl und die Allegorien der Exekutive und der Legislative von Josef Tautenhayn. 2005 wurde der Brunnen generalsaniert.[3]

Beschreibung

In der Mitte des symmetrisch angelegten Brunnens befindet sich eine Figurengruppe, deren Zentrum das 5,5 Meter hohe Standbild der auf einer Säule stehenden Pallas Athene bildet.[4] Die griechische Göttin der Weisheit hält in der linken Hand einen Speer, in der rechten die Siegesgöttin Nike. Neben der Säule sitzen die allegorischen Darstellungen der gesetzgebenden und der vollziehenden Gewalt, – zu ihrer Linken die Legislative mit einem Buch, zu ihrer Rechten die Exekutive mit einem Schwert.

Die Statue der Athene steht auf einer klassizistisch gestalteten Säule, deren Kapitell an jeder Ecke eine Eule zeigt. Mit ausgebreiteten Flügeln tragen die vier Eulen, als Begleittier der Athene und als Symbol der Weisheit, die kolossale Statue und wachen gemeinsam über die Gewaltenteilung, die darunter als Personifikationen von Legislative (mit Gesetztafel) und Exekutive (mit Waagschale und Richtschwert) dargestellt ist.

Über zwei erhöhten Wasserbecken vor und hinter der Säule sind die vier wichtigsten Flüsse Altösterreichs als liegende Figuren dargestellt: vorne die Donau als Frau und der Inn als bärtiger Mann, hinten die einander umarmenden Frauengestalten von Elbe und Moldau. Zu beiden Seiten befinden sich je zwei geflügelte Putten, die auf Delphinen reiten.

Dass die Göttin der Weisheit dem Parlamentsgebäude den Rücken zukehrt, führte im österreichischen Volksmund zu verschiedenen Witzen und Spottworten, wonach die Weisheit nicht im Parlament anzutreffen sei.[5]

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Austria, die Wandelbare. In: Parlament Österreich. Abgerufen am 21. November 2022.
  2. 120 Jahre Parlamentsgebäude. Parlamentsdirektion-Hausdruckerei, 2003, ISBN 3-901991-07-7, S. 31–33 (parlament.gv.at [PDF; 249 kB; abgerufen am 7. Dezember 2014]).
  3. parlament.gv.at – Der Athene-Brunnen vor dem Parlament wird gründlich restauriert parlament.gv.at, 2005, am 13. Jänner 2017 nicht mehr aufrufbar.
  4. Die Pallas Athene ist wieder sichtbar. In: Parlament Österreich. 19. September 2023, abgerufen am 19. September 2023.
  5. 120 Jahre Parlamentsgebäude. (PDF; 249 kB) Österreichisches Parlament, S. 19

Koordinaten: 48° 12′ 28,6″ N, 16° 21′ 34,1″ O

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Allegorische Darstellung der staatlichen Exekutive, Teil des Pallas Athene-Brunnens vor dem österreichischen Parlamentsgebäude in Wien, und ein Mann mit religiösem Anliegen.
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Cupids riding dolphins, part of the Pallas Athene fountain in front of the Austrian parliament building in Vienna.
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Der Pallas-Athene-Brunnen vor dem Parlamentsgebäude im 1. Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt.
Der Brunnen wurde um 1870 von Theophil Hansen als Teil des Parlament-Ensembles entworfen und erst von 1898 bis 1902 errichtet. Die Hauptfigur, ein rd. fünf Meter hohes Standbild der Pallas Athene (griechische Göttin der Weisheit), ist ein Werk von Carl Kundmann. Die seitlich sitzenden weiblichen Figuren (Allegorien für gesetzgebende Gewalt und ausübende Gewalt) stammen von Josef Tautenhayn. Eine Ebene tiefer sind vorderseitig die Fluss-Allegorien Donau als Frauengestalt und Inn als bärtiger Mann (von Hugo Haerdtl) dargestellt und hinten die Elbe und die Moldau als zwei einander umschlingende Frauengestalten (von Carl Kundmann). Komplettiert wird das Ensemble noch durch auf Delphinen reitende Knaben (von Hugo Haerdtl)ː [1].
Vienna - Pallas Athene fountain, Parlament - 6282.jpg
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Pallas Athene fountain, Parlament, Vienna, Austria
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Entwurf für das neu zu erbauende Herrenhaus in Wien, Ansicht der Hauptfront. Zeichnung. Anmerkung: Vorentwurf, später abgeändert als Parlament erbaut.